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Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0112
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sammenhang mit dem ehemaligen Gut steht
möglicherweise das Haus Nr. 20 in dieser
Straße. Es ist ein stattlich wirkendes hohes
Fachwerkhaus auf quadratischem Grundriß,
dessen Fassaden jedoch allseitig verkleidet
sind. Es stammt wohl aus dem frühen 19.
Jh. und enthält wahrscheinlich ältere Bau-
substanz eines ehemaligen „Kavaliershauses"
aus dem 18. Jh.
Begleitend zur Entstehung der Erwerbsgärt-
nerei entwickelte sich ein spezieller Typ des
Wohnwirtschaftsgebäudes. Dieser sogenannte
„Streckhof" besteht aus schlichten Wohn-
und Wirtschaftsteilen, die in Längsrichtung
aneinandergesetzt sind und bis auf einige
jüngere Anbauten in Fachwerkkonstruktion
errichtet wurden.
Dieser Gebäudetypus ist in der gesamten
nördlichen Außenstadt zu finden. Die Ge-
bäude sind heute vielfach eng von Neubau-
ten umgeben, die auf der ursprünglichen
Nutzfläche errichtet wurden. Die Häuser
selbst sind durch Modernisierungsmaßnah-
men oft stark verändert worden.
Der Streckhof Am Roten Amte 6 ist eine der
ältesten Anlagen dieser Art und liegt noch

inmitten des genutzten Gartenlandes. Das
Ursprungsgebäude ist der Wohnteil aus dem
späten 18. Jh. mit kleinem Frontispiz über
dem Eingang und quaderimitierender Holz-
verkleidung an der Schauseite. Es ist wohl
wie auch das Haus Alter Weg 10 aus einem
früheren Gartenhaus hervorgegangen. Letzte-
res ist zu Anfang des 19. Jh. mit einem
hohen auskragenden Obergeschoß unter
Walmdach versehen worden und zeigt mit
der straßenseitig schieferbehangenen Fassade
ein anderes Erscheinungsbild.
Früheren Ursprungs ist der Streckhof Grüner
Platz 26, dessen Kern wohl aus dem begin-
nenden 18. Jh. stammt. Er ist mehrfach um-
gebaut worden. Neuer Weg 33 von 1800
zeigt einige typische Fachwerkzierformen
im Bereich der Auskragungen, ist aber be-
reits seit Beginn dieses Jahrhunderts von eng
angrenzender Wohnbebauung umgeben. Nr.
74 aus der gleichen Zeit ist ausnahmsweise
eine winkelförmig aneinandergebaute Hofan-
lage, die heute deutlich unter dem Straßen-
niveau liegt. Der traufständig an der Straße
errichtete Streckhof Nr. 63 mit einem
zweigeschossigen Wohnhaus wohl von kurz
vor 1800 und rückseitigem jüngeren winkel-

förmig angesetzten Wirtschaftsteil ist allsei-
tig mit einer vertikalen Holzverbretterung
bekleidet. Neuer Weg 55 und Campestraße
33 aus dem 18. Jh. sowie Neuer Weg 75 vom
Anfang des 19. Jh. sind ebenfalls gut erhal-
tene, seit dem 19. Jh. holz- bzw. blechver-
kleidete Häuser dieses Gebäudetypus.
Besonders am Neuen Weg sind abschnitts-
weise Streckhöfe noch im Zusammenhang
mit ihren Gartenbauflächen zu finden. Sie
wurden überwiegend im frühen 19. Jh. auf
gleichmäßig parzellierten, langgestreckten
Gartengrundstücken errichtet. Die Reihung
der parallelen, langgestreckten und giebel-
ständig an der Straße stehenden Gebäude
prägt hier in starkem Maße das Straßenbild,
siehe Nr. 38—41 auf der Ostseite.
Eine abseitige Lage hat der Streckhof Nr.
27c aus der der 1. Hälfte des 19. Jh. am
Ende eines Stichweges, der mehrere Hofan-
lagen erschließt. Das allseitig mit einer ver-
tikalen Verbretterung versehene Wohnhaus
Neuer Weg 70 von 1852 ist der Rest einer
ehemaligen Streckhofanlage.
Eine Besonderheit in der Bebauung dieser
Zeit ist das Fachwerkwohnhaus Neuer Weg 7
von 1850, das mit einer holzverkleideten


Neuer Weg 33, „Streckhof", 1800

Neuer Weg 74, um 1800


Neuer Weg 38—41, „Streckhöfe"


Grüner Platz 26, „Streckhof",
im Kern frühes 18. Jh.



Neuer Weg 75, Anfang 19. Jh

Neuer Weg 63, kurz vor 1800 Neuer Weg 7, um 1850 Neuer Weg 41,1. H. 19. Jh.


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