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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0111
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DIE SIEDLUNGSENTWICKLUNG BIS
ZUR ZWEITEN HÄLFTE DES 19. JH.
Die Siedlungstätigkeit in diesem Bereich
reicht bis in das Mittelalter zurück. Nach-
dem das Dorf Lechede, das wohl bei den
heutigen Straßen Am Roten Amte/Am Käl-
beranger lag, um 1400 wüst gefallen war und
sich deren Bewohner in den Schutzbereich
der damaligen Burg Wolfenbüttels begeben
hatten, gab es erneute Besiedlungsansätze
erst wieder nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Die herzoglichen Vorwerke wie der „Schä-
ferhof" nördlich der Juliusstadt und das
„Rothe Vorwerk" im Bereich der Straße
Am Roten Amte werden seit 1620 erwähnt.
Gegen Ende des 17. Jh. bis ca. 1725 fand
eine Parzellierung der Vorwerksländereien
statt. Die Grundstücke wurden mit der Auf-
lage zur Bebauung und Bepflanzung an fürst-
liche Bedienstete vergeben. Einige der dar-
aufhin entstandenen „Gartenhäuser" haben
sich in veränderter Form bis heute erhalten
(vgl. historische Karten von um 1741 und
1750), so insbesondere das Haus Kleine Brei-
te 5, das ehemals direkt vom Neuen Weg er-
schlossen wurde. Dieses mit „1777" datierte,
im Kern aber ältere, wohlproportionierte
Wohnhaus ist ein eingeschossiger Fachwerk-
bau unter Mansarddach. Die Längsseiten
werden durch Mittelrisalite mit Zwerchhäu-
sern symmetrisch gegliedert. Die westliche,
schieferbehangene Schauseite ist mit einem
zeitgenössischen Hauseingang und vorgeleg-
ter Treppe betont. Das Haus Nr. 33 in der
Friedrich-Wilhelm-Straße, ebenfalls wohl
überwiegend aus dem späten 18. Jh., zeigt
einen ähnlichen Aufbau, ist jedoch allseitig
verkleidet. In bevorzugter Lage südlich des
Lechlumer Holzes ließ Herzog Ludwig Ru-
dolf 1733 anstelle eines Gartenhauses das
Schloß „Antoinettenruh" von dem Baumei-
ster Hermann Korb errichten. Es wurde je-
doch bereits 1832 wieder abgetragen, und
auch die später umgenutzten Nebengebäude
sind heute nicht mehr vorhanden.
Die Entstehung der Erwerbsgärtnereien
Ein landwirtschaftlicher Charakter bestimmt
heute noch große Abschnitte des Neuen We-
ges. Er wird hervorgerufen durch die zahlrei-
chen Gärtnereibetriebe, die bis weit ins 19.
Jh. hinein ein bedeutender Wirtschaftsfaktor
für Wolfenbüttel waren. Die Erwerbsgärtne-
rei entwickelte sich seit dem 17. Jh., entfal-
tete sich jedoch erst in der Mitte des 18. Jh.,
als der gesamte fürstliche Hof nach Braun-
schweig verlegt wurde (1754), und die
„Lustgärten" unter anderem an vorher be-
dienstete Gärtner vergeben wurden. Gleich-
zeitig wurden die herzoglichen Vorwerke
endgültig aufgeteilt. Aus dem „Rothen Vor-
werk" ging u.a. das Gut „Rotes Amt" her-
vor, dessen 1843 errichtete Wohn- und Wirt-
schaftsgebäude in den Häusern der Straße
Am Roten Amte 7/9 erhalten sind. Von die-
sen Fachwerkgebäuden ist das große sym-
metrisch gegliederte Wohnhaus verkleidet
und als Mehrfamilienhaus umgebaut worden,
das Wirtschaftsgebäude mit hohem Walm-
dach und ehemaliger seitlicher Längseinfahrt
ist seit 1865 als Wohnhaus genutzt. Im Zu¬

nördlicher Stadtrand, historische Karte von 1700—1750. Niedersächsisches Staatsarchiv
in Wolfenbüttel, K 179



Kleine Breite 5, ehemaliges Gartenhaus,
1777 oder früher

Friedrich-Wilhelm-Straße 33,
ehemaliges Gartenhaus, 2. H. 18. Jh.


Am Roten Amte 7, 9, ehemaliger Gutshof


Am Roten Amte 6 (links), rechts hinten Alter Weg 31


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