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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0110
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Sophienstraße
Sie ist eine von der Dr.-Heinrich-Jasper-
Straße aus in Richtung Norden verlaufende
Stichstraße und liegt im Bereich der ehemali-
gen Befestigungsanlagen zwischen der Au-
guststadt und der ehemaligen Dammfestung.
Sie entstand als Bestandteil des Ortsausbau-
plans der Auguststadt von 1899 und wurde
an ihrem Nordende erst nach 1920 bebaut.
Wichtigstes Gebäudes ist das auf die von We-
sten kommende Schützenstraße ausgerichte-
te, dreigeschossige verputzte Gebäude des
Finanzamtes (Nr. 5) von 1925/26.
Fritz-Fischer-Straße
Dieser Straßenzug verläuft weit außerhalb
der historischen Auguststadt in einem Win-
kel nördlich der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße
nach Westen. Er wurde als Arbeiter-Wohn-
straße in einem ersten Abschnitt zwischen
Dr.-Heinrich-Jasper-Straße und Schützenstra-
ße bereits seit ca. 1875 bebaut. Die damalige
„Nordstraße" besteht im wesentlichen aus
einer zweigeschossigen ostseitigen Häuserzei-
le (Nr. 2—9) von überwiegend modern ver-
kleideten Fachwerkgebäuden.

Im zweiten Baubschnitt knickt der Straßen-
zug nach Nordwesten ab. Er erschließt in
einem langgezogenen gradlinigen Verlauf
zwei- und dreigeschossige Mehrfamilienhäu-
ser, die überwiegend als Spekulations- und
Renditeobjekte um die Jahrhundertwende
errichtet worden waren.
Besonders die 1900/1902 erstellte nordöst-
liche Häuserzeile, Nr. 14/16—34/36, mit
dreigeschossigen Doppelhäusern ist ein in
Wolfenbüttel einzigartiges Beispiel für den
Mietskasernenbau im industriellen Zeitalter.
Die schlichten Rohziegelbauten sind rück-
seitig in Fachwerkkonstruktion errichtet.
Hier sind vielfach noch parallele Zeilen von
Stall- und Toilettengebäuden erhalten.
Die ältere, gegenüberliegende Straßenseite
mit Häusern von ca. 1890 bis um 1900 be-
steht aus kleinmaßstäblichen zweigeschossi-
gen und zwerchhausbestückten Häusern, z.T.
mit Fachwerkfronten, die Veränderungen er-
fahren haben.
Eine Ausnahme bildet das symmetrisch ge-
gliederte Mehrfamiliendoppelwohnhaus Nr.
11/13 von 1896, dessen Fachwerkfront von
drei Giebeln gekennzeichnet ist.

Sophienstraße 5, Finanzamt, 1925/26


Fritz-Fischer-Straße 26—36, Nordseite


Neuer Weg 5, „Forsthaus", spätes 17. Jh.


Neuer Weg, „Sternhaus", 1897/98


DIE NÖRDLICHE AUSSENSTADT
Dieser Bereich liegt im Norden der histori-
schen Stadtteile Heinrichstadt und Julius-
stadt. Er wird hauptsächlich getragen von
den langen, in Nord-Süd-Richtung verlaufen-
den, fast parallelen Straßenzügen Neuer und
Alter Weg. Die Ausdehnung reicht von dem
Okerübergang Am Herzogtore bis zur nördli-
chen Stadtgrenze am Lechlumer Holz. Die
Querstraße Grüner Platz mit Am Roten Am-
te und Am Kälberanger, Friedrich-Wilhelm-
Straße, Campe Straße, Kleine Breite, Mittel-
weg und Salzdahlumer Straße erschließen
das Gelände in der Tiefe. Hier hat sich be-
sonders östlich des Neuen Weges zwischen
der Salzdahlumer Straße und der Campe-
straße in diesem Jahrhundert ein großes
Siedlungsgebiet entwickelt.
Der Neue Weg ist der erste Abschnitt der
Wegeverbindung nach Braunschweig und
heute Teil der Bundesstraße 4. Er hat diese
Verkehrfunktion bereits seit Mitte des 18.
Jh. von dem Alten Weg übernommen. Der
Straßenzug verläuft nach einer leichten Bie-
gung gradlinig nach Norden auf einem gegen-
über der älteren angrenzenden Bebauung er-
höhten Niveau. Der Alte Weg mit seinem na-
türlichen, etwas gewundenen Verlauf zweigt
noch vor dieser Biegung nach Westen ab.
Dieser war ehemals Teil der bedeutenden
Heerstraße von Leipzig/Halberstadt nach
Braunschweig (siehe auch Juliusstadt). Heute
hat er lediglich die Funktion einer Anlieger-
straße, die an der Stadtgrenze in einen un-
bedeutenden Fußweg übergeht.
Das sogenannte „Forsthaus" aus dem späten
17. Jh., Neuer Weg 5, markiert die Gabelung
der beiden Straßen. Das Gebäude war bereits
im 19. Jh. Gasthaus. Der zweigeschossige
Fachwerkbau zeigt die typischen Merkmale
seiner Entstehungszeit mit dem an den
Längsseiten auf Volutenknaggen auskragen-
den Obergeschoß. Es hat jedoch ein später
verändertes Erdgeschoß sowie einen mittigen
Hauseingang mit geohrter Rahmung aus dem
18. Jh.
Der Neue Weg verlief im 17. Jh., „Herren-
weg" oder „Herrschaftlicher Weg" genannt,
als lindenbestandene Promenade vom Her-
zogtor bis zu dem Herzoglichen Lusthaus,
dem „Sternhaus" inmitten des Lechlumer
Holzes, das seit 1687 erstmals erwähnt wird.
Das heutige „Sternhaus", an etwa gleicher
Stelle am Neuen Weg gelegen, ist 1897/98
von der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft
Braunschweig als Ausflugslokal errichtet
worden, da die Bahn von Wolfenbüttel nach
Braunschweig die Straße parallel begleitete.
Der vielfältig gegliederte und in historisie-
rendem Fachwerkstil errichtete Baukörper
ist derzeit ohne entsprechende Nutzung.
Der Grüne Platz, eine Straße, die direkt im
Anschluß an den Okerumfluß den Bereich
westlich des Neuen Weges erschließt, ist
wohl bereits im 16. Jh. teilweise bebaut
gewesen. Ihre breite angerartige Ausformung
war bis vor kurzem noch baumbestanden.
Sie hat jedoch als Teil der neuen Umge-
hungsstraße ihren ansprechenden Charakter
weitgehend verloren.

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