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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0135
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20. Jh. außerhalb der alten Grenzen als ty-
pische geschlossene Hofanlage aus der Mitte
des 19. Jh. entstand. Etwas später erst wur-
den zahlreiche Anbauerstellen zwischen der
Hauptstraße und der 1838 angelegten Eisen-
bahntrasse errichtet. Ein weitgehend erhalte-
nes Beispiel dafür ist die Bebauung der
Hauptstraße 42, wo das zweigeschossige
schlichte Wohnhaus von 1866 mit Anklapp
rückseitig direkt an die Gleise grenzt.
WOLFENBÜTTEL-HALCHTER
Halchter liegt wie Groß Stockheim in der
Okerniederung am Westufer des Flusses und
etwa 3 km südlich der Innenstadt Wolfen-
büttels. Die Ortslage wird in ihrem gegenwär-
tigen Umfang von der breiten in Nordsüd-
richtung verlaufenden Harzburger Straße/B 4
in etwa halbiert. Ehemals führte sie als Gos-
larsche Heerstraße in gleicher Trasse an dem
alten Dorfkern vorbei (siehe historische Kar-
te von 1747); denn dieser lag bis zur Mitte
des vorigen Jahrhunderts ausschließlich auf
der Ostseite der Straße. Die Hofanlagen dort
grenzen heute noch mit ihren Auenwiesen
direkt an die im großen Bogen vorbeifließen-
de Oker bzw. im Norden an den Damm der
Bahnlinie Wolfenbüttel-Bad Harzburg. Etwa
in der Dorfmitte biegt von der Harzburger
Straße der Alte Holzweg nach Westen ab.
Die Westseite der Harzburger Straße war ein-
zig um diesen Knotenpunkt mit einigen Ge-
bäuden u.a. dem Gemeindebackhaus besie-
delt. Etwa seit der Separation 1862 verlager-
te sich die Entwicklung auf die Westseite der
Harzburger Straße. In jüngster Zeit ist dort
im Nordwesten ein großes Wohngebiet ent-
standen. Der südwestliche Ortsrand wird
heute noch durch den großen Gutspark ge-
bildet, der im frühen 19. Jh. hier angelegt
worden ist.
Die Existenz des Dorfes ist seit der Errich-
tung der Pfarre 1148/49 urkundlich faßbar
(1149 = Halctre, 1346 - Halchteren). Im
13. Jh. wird ein Rittergeschlecht derer von
Halchter erwähnt. Die Ländereien mit den
Hofanlagen waren bis ins 18./19. Jh. im Be-
sitz auswärtiger Klöster und Stifte oder als
Lehen an den niederen Adel und Braun-
schweiger Bürger vergeben. 1648 entstand
aus der Zusammenlegung einiger Hofanlagen
das zunächst in der östlichen Dorfhälfte ge-
legene Rittergut. Im Laufe der Zeit umfaßte
das Gutsareal den Bereich des herzoglichen
Gartens „Montplaisir" (südwestlich derHalch-
terschen Straße in Wolfenbüttel) sowie die
„Weiße Schanze'' westlich davon (siehe Süd-
westliche Außenstadt). Zu dem 889 Morgen
großen Gut gehörten im Jahre 1772 auch die
Fluren um den Burgenstedter Turm im Sü-
den des Dorfes, der als Landwehrturm be-
reits 1461 erwähnt wurde. Heute liegt hier
ein Gehöft gleichen Namens sowie in Sicht-
weite davon eine dreistöckige Boden-Hollän-
derwindmühle aus dem Jahre 1877, die seit
1955 stilliegt. Der in Rohziegelbauweise er-
richtete Mühlenbaukörper wird mit einem
runden Spitzdach abgedeckt; das Windwerk
fehlt jedoch. Reste der ehemaligen Land-
wehr finden sich im nahe gelegenen Wald.

Die Gebäude des Ritterguts prägen späte-
stens seit dem 19. Jh. das Ortsbild entschei-
dend mit. Anstelle des ursprünglichen Wohn-
hauses auf dem Grundstück Harzburger
Straße 15 wurde 1820 das neue Herrenhaus
mit Gutspark auf der Westseite der Straße er-
richtet, Harzburger Straße 12. Es ist von
dem Braunschweiger Architekten Peter Jo-
seph Krähe im klassizistischen Stil entworfen
worden. Der parallel zur Straße liegende
Baukörper ist ein hoher anderthalbgeschossi-
ger verputzter Rohziegelbau, der auf einem
hohen Kellersockel steht und von einem fla-
chen Walmdach mit radial versproßten Ton-
nengauben gedeckt wird. Seine symmetri-
sche Gliederung wird durch breite fronti-
spizbekrönte Mittelrisalite an den Längs-
seiten betont. Der straßenseitige Eingangsri-
salit ist mit einem hohen Hauseingang ausge-
stattet, über deren zweiflügeliger renaissanci-
stischer Haustür ein geometrisch versproßtes
Rundbogenfenster liegt. Eine zweiläufige
Sandsteintreppe führt dort hinauf. Vor dem
mit hohen Fenstertüren zwischen Pfeilern
und hohem Gebälk ausgestatteten Gartenri-
salit steht eine aufgestelzte Veranda in
Schmiedeeisenkonstruktion aus der 2. Hälfte


Halchter, Grundriß von 1747, cop. 1826;
Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel,
K 3329



Halchter, Harzburger Straße 15, Wirtschaftshof des Gutes, Herrenhaus im Hintergrund


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