Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0020
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
kampflos und blieb bis 1813 Provinzstadt des Königreiches Westphalen (in die-
ser Zeit Abtragung des Schlosses Salzdahlum). 1813—1918 gehörte Wolfenbüt-
tel dem Herzogtum Braunschweig an, 1918—46 dem Freistaat Braunschweig
und ab 1946 dem Land Niedersachsen.
Ende 1834 erfolgte die Zerstörung sämtlicher Tore, an die heute nur noch Stra-
ßen- und Platznamen erinnern. Die Aufsiedlung der neu hinzugewonnenen Flä-
che auf den ehemaligen Wällen begann (siehe Grundriß der Stadt Wolfenbüttel
um 1840).
Die Separation, die die Herzogliche Regierung seit 1834 für das Land Braun-
schweig angeordnet hatte, brachte insbesondere für die Dörfer Umwälzungen in
der Landwirtschaft, Veränderungen in der Wegeführung und der Bebauung
(siehe Geschichte der einzelnen Ortsteile im Haupttext). Die Separation mit der
Verkopplung von Einzelmorgen bzw. der Aufteilung der Allmende brachte
einen Aufschwung der Landwirtschaft. Einwohnerzahlen stiegen, Wohnhäuser,
sogenannte Anbauerstellen und zahlreiche Schulen wurden neu errichtet. (Erste
Schulen werden bereits im frühen 17. Jh. und besonders im 18. Jh. erwähnt;
in Fümmelse seit 1605).
Das Eisenbahnnetz, das mit der ersten Staatsbahnlinie von Wolfenbüttel nach
Braunschweig 1838 begonnen wurde, brachte für die Stadt sowie für die umlie-
genden Dörfer Voraussetzungen für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie-
betrieben. Auf dem Lande entstanden zahlreiche Zuckerfabriken, die jedoch
heute keine Bedeutung mehr haben. In Wolfenbüttel selbst, wo sich 1868 drei
größere Fabriken angesiedelt hatten, hält die Entwicklung seit der 2. Hälfte des
19. Jh. bis heute an.
Die Geschichte Wolfenbüttels im Ersten Weltkrieg unterscheidet sich kaum von
der anderer Städte. Noch während des Krieges kam es zur entscheidenden Ver-
änderung in der Stadtverfassung. 1917 trat an die Stelle des herzoglichen Stadt-
direktors ein gewählter Bürgermeister. 1924 wurden ca. 336 ha von den Ge-
meinden Ahlum, Atzum, Linden und Wendessen dem Stadtbezirk zugeschlagen.
Zu einem starken Anstieg der Bevölkerung kam es in Wolfenbüttel erst wieder
nach 1933 durch den Aufbau der damaligen Reichswerke im Salzgittergebiet
(heute Salzgitter AG). Für die Beschäftigten in Wolfenbüttel heute noch ein
wichtiger Standort. Die Einwohnerzahl wuchs von 19200 (1933) auf 24317
(1939). Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich die weitgehend unzer-
störte Stadt durch vertriebene Flüchtlinge auf weit über 30 000 Einwohner.
Am 1.10.1955 wurde Wolfenbüttel als selbständige Stadt anerkannt und blieb
in diesem Status bis zur Kreis- und Bezirksreform 1978. Seitdem ist Wolfen-
büttel wieder Kreisstadt.
Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 wurden der Stadt Wolfen-
büttel 10 Dörfer eingemeindet. Dies sind die Ortsteile Adersheim, Ahlum,
Atzum, Fümmelsee, Groß Stockheim, Halchter, Leinde, Linden, Salzdahlum
und Wendessen. Mit diesen hat die Stadt in ihrem etwa 78 qkm großen Areal
rund 51 000 Einwohner.
Landschaftliche Gliederung siehe Übersichtskarte, Kartenteil.
Baugeschichtlicher Überblick
Wolfenbüttel stellt sich im Stadtbild als weitgehend geschlossen erhaltene Re-
naissancestadt dar, ohne größere Eingriffe in die Struktur und Bausubstanz.
Im Vordergrund stehen die zahlreichen Fachwerkwohnhäuser des 16./17. Jh.,
deren geschlossene Reihen nur durch wenige Sonderbauten unterbrochen wer-
den.
Bei den ältesten Sonderbauten im historischen Stadtgebiet von Wolfenbüttel
handelt es sich aufgrund der besonderen Geschichte als landesherrliche Stadt-
gründung des 16./17. Jh. im wesentlichen um fürstliche Gebäude. Diese werden
jedoch spätestens seit dem Ersten Weltkrieg öffentlich genutzt. Erst im 18. und
19. Jh. kamen zahlreiche öffentliche Bauten hinzu, die zumeist fürstliche Stif-
tungen/Gründungen waren. Auch die Kirchen der Stadt wurden von den jewei-
ligen Herzögen errichtet. Ein Großteil der repräsentativen Wohnhäuser höfi-
scher Beamter wurde mit Hilfe von Schenkungen, Privilegien (u.a. auch Reli-
gionsfreiheit) durch die Herzöge erbaut und auch die übrige Bevölkerung bekam
besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg zahlreiche Förderungen.

16
 
Annotationen