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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0099
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DIE STRASSEN DER JULIUSSTADT
JU LI USSTRASSE/JU LI USMAR KT
Die Juliusstraße mit Juliusmarkt wurde 1585
als gemeinsamer südlicher Straßenzug ange-
legt, der erst im 19. Jh. unterschiedlich be-
nannt worden ist. Zunächst als Sophienstra-
ße und 1741 als Hinterstraße bezeichnetest
er der längste und breiteste der drei realisier-
ten Straßenzüge. Er bildet den Schwerpunkt
der gesamten Anlage und nahm schon im 16.
Jh. die Marktfunktion auf. Bis heute haben
sich die Läden und kleineren Handwerksbe-
triebe vorwiegend um den Platzbereich
konzentriert, hingegen hat sich die Julius-
straße zu einer Wohnstraße gewandelt.
Der westliche Teil dieses ursprünglich trom-
petenförmig in Richtung auf das ehemalige
Kaisertor geöffneten Straßenzuges wurde
nach dem Dreißigjährigen Krieg im Zuge des
Befestigungsausbaus abgebrochen. Erst ab
Mitte des 19. Jh. ist die Straße im Zusam-
menhang mit der Bebauung der Marktstraße
durch Gebäude platzartig geschlossen wor-
den (vgl. historische Karten von 1626,1741
und 1890). Die endgültige Platzeinfassung
des Juliusmarktes entstand in der 2. Hälfte
des vorigen Jahrhunderts. Diese wurde auf
der nördlichen Seite durch das Einstellen
von Gebäuden in den Straßenraum sowie
durch Schaffung von breiten, sich nach
Osten verjüngenden Vorgärten vor der
südlichen Häuserzeile (jeweils ab Beginn
der Juliusstraße) erreicht. Eine die Hauszei-
len begleitende Baumreihe unterstützt seit-
dem die Platzwirkung.
Juliusmarkt
Der mit zweigeschossigen Fachwerkhäusern
des 17.—20. Jh. insgesamt geschlossen be-
baute Juliusmarkt wirkt heute noch recht
homogen.
Die ältesten Gebäude sind die Wohn- und
Geschäftshäuser Nr. 1 sowie Nr. 3 auf der
Südseite. Beide waren ursprünglich durch
straßenseitige Hof- bzw. Gartengrundstücke
getrennt, die erst im Laufe des 19. Jh. mit
Haus Nr. 4 und Haus Nr. 2 bebaut wurden
(vgl. Karten von 1840 und 1890). Entspre-
chend war es wohl ursprünglich auf der
Nordseite.
Das Haus Nr. 1 Ecke Lindener Straße wurde
wohl in der 2. Hälfte des 17. Jh. errichtet. Es
prägt durch seine Ecklage und der in typi-
scher Weise blechverkleideten Straßenfassade
sowie den wenig veränderten Ladenausbau
von 1910 (seitdem Manufaktur und Tuchla-
den) das Bild des Platzes. Das ehemalige
tiefe Grundstück an der Lindener Straße
wurde in der 2. Hälfte des 19. Jh. mit Wohn-
und Geschäftshäusern bebaut. Das Haus Nr.
3, wohl 1651 errichtet, ist ebenfalls blech-
verkleidet. Es wurde jedoch im 19. Jh. stark
verändert.
Die übrige Platzbebauung besteht aus Er-
satzbauten der 2. Hälfte des 19. Jh., die be-
sonders mit mittigen Zwerchhäusern ausge-
stattet wurden, wie die Häuser Nr. 2, 7, 8
oder im angepaßten Stil neu errichtet wur-
den wie Haus Nr. 6. Der Eckbau Nr. 10 Ecke
Friedrich-Wilhelm-Straße sowie Nr. 9 dane-
ben zeigen trotz moderner Ladeneinbauten

typische Merkmale ihrer Erbauungszeit. Die
heute sichtbare Fachwerkkonstruktion die-
ser zweigeschossigen Häuser unter Sattel-
dach war noch um 1900 meist verkleidet
oder verputzt.
Juliusstraße
Die unterschiedlichen Bebauungsphasen und
zwischenzeitlichen Zerstörungen werden heu-
te durch das heterogene Straßenbild deut-
lich.
Die Gebäude dieser langen Straße stammen
aus dem 17.—20. Jh., wobei die schlichten
zweigeschossigen Fachwerk-,,Buden", die bis
ins 19. Jh. hinein errichtet wurden, in weiten
Teilen das Straßenbild prägen. In jüngster
Zeit hat sich auch hier das Aussehen vieler
Häuser durch Umbauten und moderne Ver-
kleidungen verändert. Während die Nordseite
bis auf den Marktbereich von Hausgruppen
gebildet wird, besteht auf der Südseite seit
jeher die Tendenz zu geschlossener Bau-
weise.
Zwei der wohl ältesten Gebäude der Straße
liegen auf der Südseite im Anschluß an den
Juliusmarkt. Das Haus Nr. 4, wohl aus der

2. Hälfte des 17. Jh., ist durch eine spätere
Aufstockung mit breitem Zwerchhaus aus
dem frühen 19. Jh. verändert worden, wäh-
rend die in Geschoßbauweise errichtete
Rückseite wohl unverändert erhalten ist.
Von Juliusstraße 6 daneben, mit einer
Datierung von (wohl) 1671 überderstraßen-
seitigen Haustüre, ist überwiegend die
zweigeschossige Fassade erhalten geblieben,
sowie die auf Volutenknaggen auskragenden
Dachbalken. Die gegenüberliegenden Häuser
Nr. 1—5 kennzeichnen durch ihre Lage die
östliche Begrenzung des Juliusmarktes. Wäh-
rend das dreigeschossige blechverkleidete
Wohnhaus Nr. 1 aus der 1. Hälfte des 19. Jh.
die Flucht des Juliusmarktes aufnimmt,
verspringen der eingeschossige Gaststätten-
anbau Nr. 3 von 1913 sowie die ehemalige
Bäckerei Nr. 5 von kurz vor 1857 und engen
den Straßenraum ein. Letztere zeigt heute
eine mit Plastikpaneelen verkleidete Fassade.
Diese Tendenz zur Veränderung und Moder-
nisierung zeigt sich auch bei den Häusern des
18. Jh., so bei den Häusern Nr. 19 (ehern.
Schule), 23, 24 (evtl, älter) und 35. Das
streckhofähnliche Gebäude Juliusstraße 42


Juliusmarkt 10—6




Juliusmarkt 1,2. H. 17. Jh.

Juliusstraße 6, 4

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