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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0143
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In der 2. Hälfte des 19. Jh. beschränkte sich
die Siedlungsentwicklung in Leinde wie in
den übrigen Dörfern auf die Errichtung von
Anbauerstellen, hier vorwiegend im Westen
des Dorfes an der Kreisstraße, an der Hassel-
trift (hier ältere, jedoch veränderte Pionier-
bauten aus dem späten 18. und frühen
19. Jh.) und später am Ostende an der Kreis-
straße.
Gut erhaltene Beispiele dafür sind die Wohn-
häuser Nr. 8 und 19 am westlichen Dorfen-
de, die 1870/80 bzw. 1889 errichtet wurden.
Nr. 8 entstand jedoch anstelle von Vorgän-
gerbauten eines Brinksitzerhofes (siehe Stall
aus der 1. Hälfte des 19. Jh.). Die Gebäude
sind jeweils in Fachwerkkonstruktion mit
mehr oder weniger ornamentierten Rohzie-
gelausfachungen ausgeführt worden. Die mit-
tigen Haustüren und z.T. die Fenster sind
originär.

WOLFENBÜTTEL-LINDEN
Wolfenbüttels heute größter Ortsteil Linden
mit ca. 4000 Einwohnern ist aufgrund seiner
Nähe zur Stadt mit der Juliusstadt im Nor-
den durch großflächige Baugebiete, wie
Wohn- und Industriegebiete, verbunden. Lin-
den liegt in der östlichen Okerniederung und
grenzt im Südwesten mit Auenwiesen an den
Fluß. Nördlich davon und auf der Ostseite
des Dorfes liegen große Industrieareale. Die
Bahntrasse Wolfenbüttel-Schöningen grenzt
die Ortslage nach Süden ab. Die Oker wird
im Zuge der Halberstädter Straße im Nord-
westen von einereinbogigen Stahlbetonbrük-
ke von 1920 mit zeitgenössischem Dekor
überwunden.
Die Geschichte des Dorfes ist seit 1007 ur-
kundlich faßbar („Lindin"; 1179 „Lin-
dem"). 1118 erhielt das Kloster Steterburg
die Erlaubnis zum Bau einer Kirche und zur
Einrichtung einer Pfarre. Im Mittelalter bis
wohl zum Bau des Gotteslagers (siehe Ju-
liusstadt) war Linden herzogliche Zollstation
an der Heerstraße von Braunschweig nach
Hornburg/Osterwick bzw. Halberstadt. Land
und Hofstellen wiesen zu jener Zeit die übli-
chen heterogenen Besitzverhältnisse auf; der
größte Teil gehörte jedoch der Landesherr-
schaft bzw. dem Kloster Steterburg. Am En-
de des 17. Jh. besaß der Ort zwei Rittergü-
ter, von denen das heute an der Neindorfer
Straße liegende noch erhalten ist (s.u.). Das
im Osten ehemals beidseitig des Böttcherwe-
ges gelegene Gut ist 1842 aufgelöst und ab-
gerissen worden. Das alte Dorf lag ostseitig
der als breiter Anger ausgebildeten Heerstra-
ße, heute Neindorfer Straße. Der Kern
befand sich an der Wendesser Straße mit
dem Abzweig Unter den Kastanien und der
Parallelstraße Alter Winkel. Das vergleichs-
weise kleine Dorf besaß im 18. Jh. außer den
zwei Rittergütern noch einen Ackerhof, die
heute stark veränderte Hofstelle Wendesser
Straße 25, sowie 2 Halbspänner- und 7 Kot-
höfe (vgl. Feldriß von 1750). In der 2. Hälf-
te des 19. Jh./um 1900 wurden am Dorf-
rand Anbauerstellen ausgewiesen, so Unter
den Kastanien und Alter Holzweg/Cranach-
straße im Norden.
Seit 1945 hat eine sich stetig verdichtende In-
dustrie- und Wohngebietsentwicklung statt-

gefunden, die aus dem ehemaligen Dorf
Linden einen Vorort von Wolfenbüttel ge-
macht hat.
Zahlreiche Abrisse, Neu- und Umbauten im
Dorf selber hatten zur Folge, daß die bau-
liche Entwicklung sich nur noch an wenigen
um die Kirche und den Gutshof gelegenen
Gebäuden festmachen läßt.
Ev. Kirche St. Brixius
Diese liegt auf einer Anhöhe des heute teil-
weise mit dem neuen Gemeindehaus über-
bauten ehemaligen Friedhofs an der Ecke
Neindorfer/Wendesser Straße.
Die Entstehungszeit der Längswände des Kir-
chenschiffs sowie der Turmmauern reicht
wohl in das 12. Jh. zurück. Diese Gebäude-
teile haben den Dreißigjährigen Krieg über-
standen.
Zahlreiche Umbauentwürfe bekannter Bau-
meister entstanden seit 1791, bis 1815—17
die Kirche tatsächlich erneuert wurde. Es
entstand der gerade Chorabschluß anstelle
eines zuvor apsidialen Abschlusses sowie die
Kanzelaltarwand und wohl die Empore im
Inneren, die 1974 in Zusammenhang mit
dem Durchbruch zum Gemeindehaus ent-

Linden, Karte von 1750, cop. 1826;
Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel,
K 3428



Linden, Neindorfer Straße mit Kirche und Einfahrtstor des Gutes


Linden, Neindorfer Straße 9, Gutspark mit Herrenhaus

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