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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0144
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fernt worden ist. Um 1880 erfolgte eine wei-
tere Restaurierung durch 0. Müller, die eine
Verlängerung des Chors, allenthalben vergrö-
ßerte Rundbogenfenster und eine Türöff-
nung in der östlichen Giebelwand sowie das
einheitliche Satteldach erbrachte. Der fluch-
tende Turm unter Satteldach wurde dem
Stil angepaßt.
Im Osten gegenüber liegt der Gutsbezirk,
dessen Park zur Straße hin durch eine 1879
erneuerte Quader- bzw. Bruchsteinmauer be-
grenzt ist. Das breite Einfahrtstor zu dem
ehemaligen Wirtschaftshof liegt gegenüber
der Einmündung der Wendesser Straße. Es
wird durch zwei aus Sandsteinquadern er-
richtete hohe Torpfeiler mit Pferdekopfauf-
sätzen betont. Die alten Wirtschaftsgebäude
sind meist abgebrochen worden, und Neubau-
ten dienen als städtischer Bauhof. An der
Straße sind zwei Mehrfamilienwohnhäuser
entstanden. Das Herrenhaus trennt diesen
nördlichen Bereich von dem südlich gelege-
nen Gutspark ab. Dieser zeichnet sich durch
ein gradliniges Wegenetz, Teichanlagen und
einen sehr wertvollen Baumbestand aus. Das
Gutshaus ist ein gelber Klinkerbau im neo¬

klassizistischen Stil, der um 1870 anstelle
eines Vorgängerbaus auf hohem Sockel er-
richtet wurde. In Grund- und Aufriß ist der
Baukörper symmetrisch. Bemalte Gesims-
bänder gliedern ihn horizontal. Die flach
übergiebelten überhöhten Mittelrisalite be-
stimmen das Bild der Längsseiten. Der nord-
seitige Mittelrisalit enthält das rundbogige
Eingangsportal, das von einer verputzten
Halbsäulen- und Gebälkrahmung umgeben
ist. Zum Park hin ist hier ein teilweise ver-
glaster Verandaanbau in Eisenkonstruktion
vorgesetzt, der über eine breite vorgelegte
Sandsteintreppe zu erreichen ist. Die Fen-
steröffnungen im Erdgeschoß sind allenthal-
ben rundbogig. Kleinere Ausbauten wie ein
halbrunder Altan an der südlichen Längsseite
sind zusätzliche Gliederungs- und Schmuck-
elemente des Gebäudes. Im Inneren ist eben-
falls eine reiche zeitgenössische Ausstattung
wie eine bemalte Holzkassettendecke erhal-
ten. Das gesamte Gebäude wird derzeit re-
stauriert.
Im Bereich des alten Dorfkerns stammen die
älteren Häuser aus der Mitte des 18. Jh., so
das Gebäude der heutigen Bäckerei, Wendes-

Linden, Wendesser Straße 1


Linden, Wendesser Straße 5, um 1860


Linden, Wendesser Straße 22—24 (links), 4 (rechts)


ser Straße 24, das trotz straßenseitiger Ver-
putzung und Verkleidung in seinem Gesamt-
aufbau erhalten ist. Es ist ein Fachwerkbau
unter Satteldach mit rückseitig auskragen-
dem Obergeschoß. Das Gefüge zeigt hier
Fuß- und Krümmlingsstreben. Als ein inter-
essantes Beispiel der Bebauung des frühen
19. Jh. hat sich die ehemalige Scheune Wen-
desser Straße 22 erhalten. Sie wurde um
1948 teilweise als Wohnhaus ausgebaut. Die
straßenseitige Quereinfahrt mit datiertem
Sturzbalken ist hier im östlichen Teil ge-
schlossen worden. Das an der Ecke zur Nein-
dorfer Straße stehende Fachwerkwohnhaus
Wendesser Straße 1 besteht aus zwei gleich-
großen um 1810 errichteten Hausteilen, die
früher das Wohn- Wirtschaftsgebäude eines
Halbspännerhofes waren. Der Sockel der an-
sonsten verkleideten Straßenfront sowie die
südseitige Giebelwand besteht aus Quader-
mauerwerk, das vielleicht einmal Teil einer
Umfassungsmauer gewesen ist.
Gegenüber der Kirche hat sich um die ehe-
malige Schule eine Gruppe von Fachwerkge-
bäuden aus der Mitte des 19. Jh. erhalten.
Das heute durch ein im Norden anschließen-
des Gebäude ersetzte Schulhaus, Am Alten
Schulhause 1, ist ein schlichter, z.T. moder-
nisierter Fachwerkbau von um 1845, der als
Wohnhaus genutzt wird. Die straßenseitige
etwa gleichzeitig errichtete Scheune trägt
einen hölzernen Schlauchturmaufbau und
dient als Feuerwehrgerätehaus des Ortes.
Östlich davon liegt das vom Typ her unge-
wöhnliche symmetrisch gegliederte, lang-
gestreckte Doppel-Wohn-Wirtschaftsgebäude
Nr. 2 traufständig zum Erschließungsstich.
Es wurde 1860 hier anstelle des früheren Ge-
meindehirtenhauses in kräftigem Fachwerk-
gefüge errichtet. Das zurückliegende Wohn-
haus Nr. 3 aus der 2. Hälfte des 19. Jh. zeigt
schlichte Rohziegelausfachungen. Die kleine
Hofanlage Wendesser Straße 2 mit einem
zurückliegenden Fachwerkwohnhaus und
dem straßenseitig parallelen Stall aus der
Mitte des 19. Jh. sowie die Hofanlage Wen-
desser Straße 4 im Osten vervollständigen
das Bild dieses kleinen Dorfkerns. Vom letzt-
genannten Hof wurden das modernisierte
Wohnhaus und die Ställe ebenfalls um die
Mitte des 19. Jh. erbaut, während die mäch-
tige Scheune in Fachwerkkonstruktion mit
mittiger Quereinfahrt 1908 errichtet wurde.
Wendesser Straße 5 daneben ist ein seltener
Doppelwohnhaustyp von um 1860. Die Fas-
saden sind allseitig vertikal verbrettert bzw.
mit Ziegelbehang verkleidet.

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