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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0127
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WOLFENBÜTTEL-FÜMMELSE

Fümmelse ist einer der größten Ortsteile in
der Stadt Wolfenbüttel und liegt in 3 km
Entfernung westlich der Innenstadt. Eine
flächenhafte Siedlungsentwicklung nach
1945 ließ die Anzahl der Einwohner von
ca. 1000 auf 2400 ansteigen. Die Neubebau-
ung entstand vorwiegend im Norden und
Osten des alten Ortskerns. Im Norden hat sie
inzwischen die 1891 im Zusammenhang
mit einem Kaliwerk weit außerhalb errichte-
te „Kolonie" erreicht, im Osten wird die
Siedlungstätigkeit wohl bis zur im Bau be-
findlichen Autobahntrasse fortgesetzt. Die
südliche Ortsgrenze ist noch weitgehend
durch den Brückenbach beschrieben und bil-
det den Übergang zur freien Feldmark. Ver-
einzelt sind jedoch schon aufgelassene Hof-
stellen oder deren Ländereien von modernen
Wohnhäusern bebaut. Über die mittlere Er-
schließungsstraße, die Fümmelser Straße, die
weiter östlich im Bereich der Fümmelser Tei-
che in die Frankfurter Straße (ehern. Frank-
furter Heerstraße) mündet, ist der Ortsteil
wohl seit jeher an Wolfenbüttel angebunden.
Seit 1158 ist Fümmelse als „Vimmelse" ur-
kundlich erwähnt. Im 13. Jh. kommt jedoch
häufiger der Name „Vimmelhusen" oder
„Vemelhusen" vor. Noch in dem Feldriß von
1750 sowie der etwa gleichzeitig von P. C.
Geitel erstellten Karte von 1768 ist abzule-
sen, daß das Dorf eine sogenannte Doppel-
siedlung war, zu der später ein dritter Teil
hinzugekommen ist. Der östliche Siedlungs-
kern bestand aus dem späteren Ackerhof,
Dorfstraße 5. Diese Hofstelle ist heute mit
stark veränderten Gebäuden des 19. Jh. und
von 1930 bebaut.
Der zweite Siedlungskern, der noch heute
den westlichen Dorfrand bildet, ist die Hof-
stelle Untere Dorfstraße 45. Sie wurde im
18. Jh. ebenfalls als Ackerhof bezeichnet.
Als dritter Ursprungsbereich gelten die nord-
seitig der Fümmelser Straße gelegenen Hof-
stellen mit dem sogenannten ehemaligen
„Burgmeierhof" Fümmelser Straße 36. Diese
sind wohl Mitte des 14. Jh. entstanden, um
Bewohner der wüst gewordenen Dörfer
Klein-Fümmelse/Groß Stockheim aufzuneh-
men. Die Kirche und Pfarre waren jedoch
wahrscheinlich schon vorher dort gelegen.
Die Ländereien des Dorfes gehörten dem
Kloster Steterburg, dem Bischof sowie dem
Domkapitell zu Hildesheim sowie einigen
Landadelsfamilien, von denen im 14./15. Jh.
zahlreiche Braunschweiger Bürgerfamilien
den Besitz übernahmen. Die Bezeichnung
„Burgmeierhof", von denen in Fümmelse
noch 1766 zwei existierten, leitet sich mög-
licherweise von dem Begriff „Bürgermeier-
höfe" ab, d.h. sie waren die von einem „Mei-
er" verwalteten Gutshöfe städtischer Bürger.
Letztere brandschatzten noch vor dem Drei-
ßigjährigen Krieg auch das Dorf Fümmelse.
Der Dreißigjährige Krieg brachte wie überall
zahlreiche Verwüstungen mit sich. In einer
zwischenzeitlichen Aufbauphase wurde z.B.
die Kirche erneuert, von der nur die Umfas-
sungsmauern stehen geblieben waren.

Seit einer Grundstücksneuordnung in der
Mitte des 15. Jh. hat sich der Dorfgrundriß
in der Form eines lockeren Haufendorfes bis
heute erhalten. Insbesondere die Erschlie-
ßung, Parzellierung und Gebäudestellung des
südlichen Dorfbereiches um die Untere Dorf-
straße mit den kleineren Verbindungsstraßen
zur heutigen Fümmelser Straße ist zumin-
dest seit 1750 fast unverändert. Die Fümmel-
ser Straße selbst ist im Laufe der Zeit stark
begradigt worden, insbesondere auch die
ehemals sehr breit angelegte Obere Dorfstra-
ße am Nordrand.
Außerhalb der Dorflage im Nordosten liegt die
ehemalige Teichmühle, Am Fümmelsee7. Das
allseitig verkleidete Wohn- Wirtschaftsgebäu-
de wurde wahrscheinlich 1744 anstelle einer
bereits im 17. Jh. abgerissenen Mühle erbaut.
Die Teichmühle wurde 1953 im Zusammen-
hang mit der Zuschüttung des Teiches und
Baches und der Anlage eines Badesees still-
gelegt. Die jüngeren Wirtschaftsgebäude sind
z.T. verändert.
Das Dorf weist mit den zweigeschossigen
streng ostwestausgerichteten Wohn- oder
Wohn- Wirtschaftsgebäuden und den paralle-

Fümmelse, Karte von P. C. Geitel, 1768,
Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel


Fümmelse, Fümmelser Straße 47, ehemalige
Schule, 1835/36


Fümmelse, ev. Kirche



Fümmelse, Fümmelser Straße 41—47 (links)

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