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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0011
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Vorwort

Nicht ohne Grund wird bereits mit dem vierten erscheinenden Band aus der
Reihe der Baudenkmale in Niedersachsen eine Bearbeitung der Stadt Wolfen-
büttel vom Institut für Denkmalpflege vorgelegt. Geschichte, Stadtstruktur und
Bauten geben Wolfenbüttel einen Rang, der die Stadt über Niedersachsen hinaus
auf die Bedeutungsebene viel häufiger genannter Orte Süddeutschlands hebt.
Der bis in unsere Gegenwart weitgehend überkommene Charakter der barocken
Residenzstadt, geprägt durch Schloß, Kirche, Befestigungsanlagen und eine
Fülle von Bürgerhäusern vom späten 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert, be-
rechtigen hier durchaus zu Übernahme des inflationär gebrauchten Zitats von
der „Stein gewordenen Vergangenheit". Es liegt nahe, vom „Stadtdenkmal"
Wolfenbüttel zu sprechen.
Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz kennt den Begriff des „Stadtdenk-
mals" nicht. Bei seiner genaueren Deutung wird seine Anwendung den Verhält-
nissen in Wolfenbüttel auch nicht gerecht, zeigt sich doch das Erscheinungsbild
der Stadt keineswegs als so einheitlich, wie es oberflächlich scheinen mag.
Vielmehr markieren Stadtstruktur und Bauten noch deutlich die entwicklungs-
geschichtlichen Perioden, die die Stadt etwa seit der Mitte des 15. Jahrhunderts
durchlaufen hat.
Die einzelnen baugeschichtlichen Phasen der Stadt machen ihre Eigencharakte-
ristik in definierbaren Bereichen deutlich, die als Denkmalquartiere oder — im
Sinne des Denkmalschutzgesetzes — als Gruppen baulicher Anlagen zu deuten
sind. Entsprechend der stadtentwicklungsgeschichtlichen Perioden wachsen so
ehemalige Dammfestung/Schloßbereich, Alte und Neue Heinrichstadt, Freiheit
und Wallbereiche zusammen, denen sich die späteren Gründungen Juliusstadt
und Auguststadt assoziieren. Erst die Erweiterungen der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts lösen sich vom kontinuierlich gewachsenen historischen Stadt-
kern und öffnen den bisher weitgehend geschlossenen Grundriß.
Die in die Gegenwart wirkende Vergangenheit ist von den Wolfenbüttelern be-
wältigt. Die Lebendigkeit ihres Gemeinwesens beweist, daß man ohne Nostalgie
mit der Vergangenheit leben kann. Wolfenbüttel ist ein Beispiel für eine Stadt,
die in und mit ihrer Geschichte lebt, ohne den Bezug zur Gegenwart zu ver-
lieren.
Die Denkmaltopographie will diese in der gebauten Umwelt sichtbare geschicht-
liche Kontinuität aufzeigen. Sie will Wissen über diejenigen Bauten vermitteln,
die nach unserem gegenwärtigen Verständnis Baudenkmale sind und möchte die
Denkmalwelt nach ihrer künstlerischen Entwicklung, ihrer geschichtlichen Her-
kunft und ihren mannigfaltigen Bezügen aufeinander als Ganzheit einer gesamt-
städtischen Ordnung deuten. Sie will die historischen und entwicklungsge-
schichtlichen Hintergründe vorstellen, vor denen die Bauten der Stadt zu sehen
sind.
Die Denkmaltopographie will und kann keine eigenständige Forschungsleistung
erbringen, sondern versteht sich als eine Zusammenfassung des gegenwärtigen
Wissens um das jeweilige Bezugsobjekt, als Aufarbeitung des aktuellen For-
schungsstandes. So wird bewußt auf den üblichen Apparat wissenschaftlicher
Arbeiten wie etwa Anmerkungen und bibliographische Hinweise verzichtet.
Erstes Ziel der Darstellung soll vorrangig die Umsetzung des durch das Nieder-
sächsische Denkmalschutzgesetz geforderten Denkmalverzeichnisses sein. Indem
die bekannte Form der isolierenden Betrachtung des Einzeldenkmals zugunsten
der Beschreibung übergreifender stadtbaugeschichtlicher und struktureller Be-
ziehungen verursacht wird, wendet sich diese neue Form der Denkmälerdoku-
mentation nicht nur an die berufsmäßig mit den Denkmälern befaßten Verwal-
tungsbereiche, an Architekten und interessierte Bürger, sondern vor allem an
die Eigentümer der Baudenkmäler, will ihnen Kenntnis vermitteln über ihren
Besitz und Verständnis wecken für dessen historische Werte.

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