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Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0093
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DIE NÖRDLICHE WALLBEBAUUNG
Die Straßen im Bereich der historischen
Wallanlagen legen sich im Norden und Sü-
den um die Alte und Neue Heinrichstadt,
im Osten als Fußwege innerhalb der Park-
anlagen. Ihr Verlauf entspricht weitgehend
noch dem des 19. Jh. Eine Ausnahme bildet
der neue Stadtausgang der Langen Straße im
Süden. Sie durchschneidet die Wallanlagen
in Nord-Süd-Richtung und unterbricht die
Straße Harztorwall.

AM HERZOGTORE
Die Straße Am Herzogtore verläuft in Nord-
Süd-Richtung und beginnt im Süden mit ei-
ner schmalen Torsituation im Anschluß an
die Breite Herzogstraße. Nach einem Ver-
schwenk überquert sie mittels einer moder-
nen Brücke den Okergraben und geht ab dort
in den Neuen Weg über, der in Richtung
Braunschweig verläuft. Die Straße ist ge-
kennzeichnet durch den etwa mittigen kreis-
runden Verkehrsverteilerplatz, in den in
regelmäßigen Abständen vier Straßen ein-
münden, die alle bis auf den von Westen
kommenden Rosenwall derzeit mit Am
Herzogtore bezeichnet werden. Der östliche
Zweig führt schließlich als Fußweg weiter
durch die Wallanlagen bis zur Wallstraße/
Juliusbrücke. Diese Planung, die im An-
schluß an die Schleifung der Befestigung
vorgenommen wurde, ist ein charakteristi-
sches Merkmal im Grundriß Wolfenbüttels.
Sie wurde von dem in Braunschweig tätigen
Baumeister Peter Joseph Krähe 1824/25
unter Einbeziehung der Bastion Joachims-
berg am Rosenwall (siehe dort) vorgenom-
men. Im Straßenbild wird das Rondell nicht
durch Bebauung sondern durch begleitende
Baumreihen deutlich. Zu dem Entwurf von
Krähe gehören auch die beiden Wachhäus-
chen (1828 ,,Einnehmerhäuser") Am Her-
zogtore 5 und 6, die sich kurz vor dem
Okerübergang gegenüberliegen und die um
1825 in klassizistischem Stil errichtet
wurden. 1874 sind sie zu Wohnhäusern
umgenutzt worden, und zu diesem Zweck
wurden die mittigen, ehemals offenen
Eingangshallen geschlossen.
Das ursprüngliche Herzogtor, nach dem die
Straße benannt ist, war 1660 zur Entlastung
des damals einzigen Zugangs zur Heinrich-
stadt, des Kaisertores (heute Trinitatiskir-
che), entstanden. Es lag wohl unmittelbar
dort, wo heute noch durch die Gebäude Am
Herzogtore 1 eine Torsituation erhalten ist
(siehe historische Karte von 1741). Nr. 1
besteht aus dem aus der 1. Hälfte des 18. Jh.
stammenden hohen Wohn- und Geschäfts-
haus unter zeitgenössischem hohem Man-
sarddach sowie aus dem zweigeschossigen
Seitenflügel, vermutlich aus der ersten Hälfte
des 18. Jh. Letzteres wohl anstelle eines
Vorgängerbaus errichtete Gebäude ruft die
straßenverengende Torsituation hervor. Sie
wird durch den 1923 erfolgten und nordsei-
tig auf das Hauptgebäude ausgedehnten
Arkadeneinbau mit massiven Pfeilern und
korbbogigen Öffnungen in ihrer Wirkung
noch verstärkt.
Von den sich anschließenden Gebäuden an
der Nordseite, die alle ehemalige Hinterge-
bäude der Häuser der Neuen Straße sind, ist

Nr. 2 als ein seit Mitte des vorigen Jahrhun-
derts bestehendes Gasthaus interessant. Es
wurde jedoch in jüngster Zeit umgebaut.
Von den Wohn- und Wirtschaftstrakten Nr. 4
ist der langgestreckte, niedrige mit kleinen
Zwerchgiebelchen geschmückte Teil 1893 als
,,Reeperbahn" einer Seilerei errichtet wor-
den. Die Wallbebauung Am Herzogtore
7—10 am östlichen Abzweig besteht aus
Villen auf großen Parkgrundstücken, die im
Norden bis an die Oker reichen. Der Eckbau
Nr. 7 von 1855 ist hier das älteste, noch im
klassizistischen Stil errichtete Gebäude. Nr.
8 daneben wurde 1898 mit vielen historisie-
renden Elementen und einer sehr bewegten
Dachlandschaft im „Nürnberger Übergangs-
stil" errichtet. Nr. 9, die letzte Villa in
dieser Reihe, stammt ebenfalls vom Ende des
vorigen Jahrhunderts. Sie ist symmetrisch
gegliedert und wirkt durch die allseitige
zeitgenössische Holzverkleidung insgesamt
schlichter. Daneben liegt das kleine in
gleichem Stil errichtete Wohnhaus Nr. 10.
Die 1910 von den Braunschweiger Architek-
ten Rasche und Kratsch erbaute Villa Nr. 11
auf der Südseite liegt in einem parkähnli-
chem Gelände, das die gesamte Fläche des


Prospekt der Avenue Am Herzogtor, 1824.
Staatsarchiv in Wolfenbüttel, K 11563

Am Herzogtore 5, 6, Torhäuser, im Hintergrund rechts Nr. 7



Am Herzogtore 1, 1. H. 18. Jh./1923,
Blick in Richtung Norden


Am Herzogtore 7, 1855

Am Herzogtore 6, Torhaus, 1825


Am Herzogtore 8, 1898


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