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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0150
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aus der Mitte des 18. Jh. sind ähnlich gut er-
halten. Der in diesem Dorfteil wohl älteste
Kernbau von Tiefe Straße 3, der auf der
Rückseite in Geschoßbauweise errichtet wor-
den ist und schauseitig im vorkragenden
Oberstock Fußstrebenpaare zeigt, ist in der
1. Hälfte des 19. Jh. streckhofartig verlän-
gert worden. Desgleichen wurde Am Scha-
renbrink 6 in der Mitte des 19. Jh. um 3 Ge-
fache erweitert. Das Wohn- Wirtschaftsge-
bäude Braunschweiger Straße 7 ist etwas jün-
ger. Der östliche, im Obergeschoß knapp
vorkragende Hausteil stammt aus der 2. Hälf-
te des 18. Jh. und ist in der 1. Hälfte des
19. Jh. im Westen verlängert worden.
Aus der Mitte des 19. Jh. hat sich ein inter-
essantes Fachwerkgebäude, Stockheimer
Straße 16a erhalten, das früher wohl ein
Stallgebäude der stark veränderten Hofanla-
ge Nr. 16 gewesen ist. Es ist 1855 erbaut und
am Ende des Jahrhunderts nach Norden hin
verlängert worden. Das gut erhaltene Fach-
werkgefüge ist sorgfältig mit Rohziegeln aus-
gefacht. Die westliche Längsseite zeigt eine
ungewohnte Konstruktionsart, bei der die
Bundschwellen in die Ständer eingezapft

sind. Im Bereich der straßenseitigen Stallun-
gen besteht der Baukörper aus Kalk- bzw.
Sandsteinquadermauerwerk.
1868/70 ist die erste Anbauersiedlung süd-
lich der Stockheimer Straße auf der bis da-
hin unbebauten Weide errichtet worden. Sie
besteht aus den üblichen schlichten Fach-
werkgebäuden unter Krüppelwalmdach, die
ehemals Ställe enthielten, welche später
durch kleinere Anbauten ersetzt worden
sind. Die giebelständige Aufreihung der Häu-
ser an den Straßen Im Giebel 1,2, 4, Stock-
heimer Straße 11 und Eibenweg 1—6 prägen
hier das Straßenbild in starkem Maße. Im
Nordosten der gesamten Dorflage ist auf
dem historischen Salinengelände am Salzberg
1864 eine Zuckerfabrik entstanden, die
1957 wieder stillgelegt wurde. Die Gebäude
sind heute ungenutzt. Aus dem späten
19. Jh. hat sich dort die Arbeiterwohnhaus-
zeile Salzbergstraße 4 erhalten. Es ist ein
langgestreckter symmetrisch gegliederter
Fachwerkbau unter Satteldach, dessen vier
Eingänge auf der Nordseite über vorgelegte
Treppen zu erreichen sind. Die Fassaden sind
südseitig mit Asbestzementplatten behängt.

Salzdahlum, Eibenweg 5—6



Salzdahlum, Salzbergstraße 4, spätes 19. Jh.


Wendessen, Am Gute 1, Einfahrtstor zum Guts- Wendessen, Am Gute 1A, ehemaliges Gewächs-
hof, 18. Jh. haus, Mitte 18. Jh.


WOLFENBÜTTEL-WENDESSEN
Wendessen ist etwa 4 km von der Wolfen-
büttler Innenstadt entfernt und liegt an der
südöstlichen Stadtgrenze, die von der Alte-
nau gebildet wird. Die gesamte Dorflage be-
findet sich in einer Senke zwischen Ausläu-
fern der östlich gelegenen Asse und dem
Lindener Berg im Nordwesten. Dort liegt die
„Rote Schanze”, die heute noch als Hügel in
der Landschaft zu erkennen ist (siehe „Ju-
liusstadt"). Im Süden verläuft seit 1843 die
Eisenbahnstrecke Wolfenbüttel—Schöppen-
stedt/Oschersleben mit einem Haltepunkt
hier.
Im Zusammenhang damit entstand im späten
19. Jh. die südliche Verlängerung der heuti-
gen Leipziger Allee (B 79). Die vielbefahrene
Bundesstraße läßt den alten Dorfkern im
Osten liegen und schneidet den westlichen
Erweiterungsbereich des 19. Jh. um die ehe-
malige Zuckerfabrik ab.
Um 1750 war Wendessen im Westen, Norden
und Osten von breiten Wegen umgeben, heu-
te Leipziger Allee, Ahlumer Weg, Am Gute.
Von diesen aus wurde das Dorfinnere durch
einen Einhang, heute Dorfstraße, und eine
Stichstraße von Osten erschlossen. In der
Mitte stießen sie auf den Kirchring, der da-
mals ein noch unbebautes Grundstück und
einen Teich umschloß (siehe historische
Karte von 1750). Im Süden des Dorfkerns
schloß sich das in seiner Form erhaltene
rechteckige Gutsareal an und wohl bis 1843
zwei weitere Hofanlagen sowie die Gemein-
dewiesen.
Um 1170 wird Wendessen unter dem Namen
Winethissen erstmals erwähnt und ist bereits
1213 Wendessen genannt worden.
Während der folgenden Jahrhunderte waren
die Höfe und Ländereien wie oft in den an-
deren Dörfern herzogliches Lehen an ansäs-
sige Bauern, insbesondere aber an den Land-
adel sowie an Stifte, Klöster und Kirchen
der Umgebung. Noch 1752 war ein Ackerhof
im Besitz der Martinikirche zu Braun-
schweig. Im 13. Jh. ist ein Adelsgeschlecht
von Wendessen erwähnt.
Das 1688 aus zwei Ackerhöfen und einem
Kothof gebildete Gut war im 18. Jh. als Wit-
wensitz der Wolfenbütteler Herzoginnen be-
kannt. Nachdem es 1754 Rittergut war, kam
es 1864 in den privaten Besitz der Familie
Seeliger, Am Gute 1. Mit seinem „fürstlichen
Garten” nahm es einen beträchtlichen Teil
des alten Dorfkerns ein und prägt noch heu-
te in starkem Maße die Siedlungsstruktur
mit. Der ehemalige Garten im Süden der
Wohn- Wirtschaftsgebäude (vgl. historische
Karte von 1750) wird heute als Gartenbau-
fläche genutzt. An ihrem südlichen Rand
liegt die Anbauerhofstelle Bäckergasse 24
mit schlichtem, teilweise verputzten Fach-
werkwohnhaus von 1860 und zeitgenössi-
schem Stall. Der heutige Gutspark mit altem
Baumbestand erstreckt sich im Osten des
Gutshauses. Er ist ebenso wie die gesamte
Anlage auf der Nordseite durch eine hohe
Bruchsteinmauer eingegrenzt.
Zwei Adler zieren die Torpfeiler zu beiden
Seiten des Hofeingangs. Die Mauer und wohl
der Sockel des Haupthauses stammen noch
aus dem 18. Jh., während alle übrigen Ge-

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