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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0090
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DIE STRASSEN DER „FREIHEIT"

Das seit der Aufsiedlung gültige Straßen-
system dieser ehemaligen Okerinsel wird
gebildet aus dem nord-süd-gerichteten Stra-
ßenzug Kleiner und Großer Zimmerhof, der
von der Löwenstraße/Krambuden durch-
kreuzt wird und dort einen unregelmäßigen
Platz formt.
Die Struktur und Bestandteile der ersten
Bebauung sind im wesentlichen noch erhal-
ten.
KRAMBUDEN/LÖWENSTRASSE
Die Krambuden mit der Löwenstraße im
Westen verbinden als Fußgängerstraße den
Schloßplatz mit der Langen Herzogstraße/
Stadtmarkt. Diese Verbindung bestand als
Damm bzw. Brücke wohl schon im 16. Jh.,
damals zwischen den historischen Siedlungs-
kernen „Dammfestung" und „Zu Unserer
Lieben Frauen" (vgl. historische Karte von
1626).
Seit dem 18. Jh. ist der offen fließende
Okerkanal „Klein Venedig" als östliche
Grenze der ehemaligen Insel von den Häu-
sern Krambuden Nr. 2, 3 und Nr. 16 über-

baut. Der Verlauf des ehemaligen Festungs-
kanals als westliche Begrenzung zeigt sich
noch hinter den Häusern Nr. 7—10, während
er im südlichen Bereich von dem großen
Kaufhaus-/Parkhauskomplex an der Löwen-
straße/ Großer Zimmerhof verwischt wird.
Die Benennungen einzelner Straßenabschnit-
te, wie z.B. „Vor dem Löwentor" von 1754
und Löwenstraße seit 1840, nehmen Bezug
auf die ehemalige Lage des Straßenzuges
zwischen den Stadttoren, während die Be-
zeichnung „Unter den Krambuden" von
1840 sowie Krambuden heute auf seine
Funktion als Handelsplatz hinweist.
Die Bebauung der Krambuden begann zu
Anfang des 17. Jh. möglicherweise zunächst
mit „Krämerbuden" auf einer „Laden-Brük-
ken-Straße". Etwas später errichtete man
Wohn- und Geschäftshäuser. Als Knoten-
punkt der einmündenden Zimmerhöfe sowie
am Eingang zur Dammfestung mit Schloß
und Hofhaltung hatten sie eine ausgezeich-
nete Lage.
In seiner Form unterscheidet sich der Stra-
ßen- bzw. Platzraum mit der konvex ge-
krümmten südöstlichen Häuserzeile erheblich

von den „schnurrichtigen" Straßenzeilen der
übrigen Altstadt. Die Laubengänge sowie
Arkaden der Häuser im Erdgeschoß sind ein-
malig im norddeutschen Raum. Die meisten
Häuser zeigen durch Ladeneinbauten und
durch straßenseitige Zwerchhäuser mit Kran-
auslegern und Ladeluke den Charakter einer
gewerblichen Nutzung.
Die geschlossene traufständige Bebauung mit
mehrgeschossigen Fachwerkhäusern wirkt
trotz unterschiedlicher Stilrichtungen durch
die Dominanz von Häusern des 17. und 18.
Jh. relativ einheitlich. Einer der ältesten
hervorragenden Renaissancebauten ist der
1617 errichtete Hausteil von Nr. 10, dessen
Obergeschoß über einem Laubengang auf
Pfeilern ruht. Das Haus Nr. 11/Ecke Großer
Zimmerhof, das als das älteste Gebäude des
Bereichs eingeschätzt wird, ist wahrschein-
lich als „Pforthaus" bereits im ersten Viertel
des 16. Jh. errichtet worden. Es grenzt rück-
seitig an den Okerkanal. Sein heutiges Er-
scheinungsbild mit kräftigen Fußdreiecks-
paaren und giebelseitig auskragendem Ober-
und Dachgeschoß wurde laut Datierungen
im 18. Jh. verändert. Der Eckladen stammt


Krambuden 10, zwei Hausteile

Krambuden, Nordostseite


Krambuden 11 — 15


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