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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0089
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ZIEGENMARKT

Diese mehrfach abknickende, im Mittelteil
einen Platz bildende Straße verbindet die
Breite Herzogstraße/Am Herzogtore mit der
Engen Straße.
Der Straßenverlauf wurde sicher Ende des
16. Jh. im Zusammenhang mit der Errich-
tung der Bastion Phillipsberg durch Herzog
Julius geschaffen. Er wurde 1679 und 1754
Ziegenmarkt genannt, im 17. Jh. auch ,,Phil-
lipsstraße". Von der ehemaligen Bastion ist
das massive Kasemattengebäude, genannt
Phillipsberg, erhalten. Dieses ist heute Teil
eines umfangreichen, mit hoher Mauer um-
gebenen Gefängniskomplexes der Justizvoll-
zugsanstalt Wolfenbüttel (Ziegenmarkt 10),
so genutzt seit dem 18. Jh.
Das Kasemattengebäude von 1580 ist ein
dreigeschossiger Bruchsteinbau. Das oberste
Geschoß ist durch ein kräftiges Karniesge-
sims abgesetzt. Das bedeutende Renaissance-
Portal, in Quadern aus Kalkstein errichtet
und z.T. mit mächtigen Kugeln und Flach-
verzierungen versehen, wurde 1608/09 von
Paul Francke geschaffen. Es trägt oberhalb
des abgeschnittenen Giebels das vierfeldige
Wappen Herzog Julius' von vor 1583. Die
Erdgeschoßräume sind durchgehend mit
Tonnen gewölbt, tief im Gebäude führt eine
steinerne Wendeltreppe in die oberen Ge-
schosse.
Die Umbauten des 18./19. Jh. fallen wohl
z.T. zusammen mit der Errichtung des ersten
langgestreckten Gefängnishauses von 1795,
dem „Alten Haus". Dieses in Bruchstein-
mauerwerk ausgeführte Gebäude ist übereck
an das Kasemattengebäude angebaut. Es hat
ostseitig eine Mittelrisalitgliederung mit Lü-
nette im Giebeldreieck.
Die übrigen Gebäude des Komplexes ein-
schließlich der Werkstatt- und Wirtschafts-
trakte entstanden schon in der 1., überwie-
gend aber in der 2. Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts. Es sind langgestreckte, massive
Gebäude mit einem für Gefängnisbauten die-
ser Zeit üblichen inneren Aufbau („Graues
Haus" von 1873 in Kalksteinquadern; „Ro-
tes Haus" von 1884 in Rohziegelmauer-
werk). Ihre Zentralzone mit Haupteingang
wird jeweils durch einen Mittelrisalit betont.
Das an der Straße liegende Tor- und Verwal-
tungsgebäude von 1884 in Rohziegelmauer-
werk ist zweigeschossig mit abgewinkeltem
Grundriß und Mittelrisalitgliederung an den
beiden Schauseiten.
Neben diesem Gebäude bestimmt das drei-
geschossige Mehrfamilienwohnhaus Nr. 11
das Straßenbild. Es wurde 1890 anstelle
eines bereits 1679 an dieser Stelle erwähn-
ten „Stockhauses" für Gefängnisbedienstete
errichtet.
Ansonsten besteht die Bebauung am Ziegen-
markt aus Fachwerk- und Massivbauten un-
terschiedlicher Epochen. Die Häuser Nr. 4
aus dem 18. Jh. mit klassizistischem Umbau
und Nr. 9 von 1695 sind Reste der frühen
Bebauung. Es überwiegt der Eindruck der
um die Jahrhundertwende entstandenen Ge-
bäude. Dies sind außer den Gefängnisbauten
stattliche dreigeschossige Fachwerkhäuser
wie Nr. 2 und 3 und kleinere Häuser wie Nr.
5/6 und 8 sowie Wirtschaftstrakte von Eck-
gebäuden der Breiten Herzogstraße.

Ziegenmarkt 10, Grundriß der Strafanstalt, um 1885. Staatshochbauamt, Braunschweig


Ziegenmarkt 2, 1894


Ziegenmarkt 10, Verwaltungsgebäude, 1884


Ziegenmarkt 10, Kasematte der ehemaligen
Bastion „Phillipsberg", 1580; Portal 1608/09


Ziegenmarkt 10, „Rotes Haus", 1884,
Innenaufnahme


Ziegenmarkt 10, „Graues Haus", 1873


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