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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0122
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Ahlum, Karte von P. Geitel, 1773. Niedersächs.
Staatsarchiv Wolfenbüttel

WOLFENBÜTTEL-AHLUM
Das Dorf Ahlum, das heute ca. 1100 Ein-
wohner zählt, liegt etwa 4 km östlich der In-
nenstadt in einer nach Süden zur Altenau
offenen, sanft abfallenden Mulde zwischen
flachen Bodenerhebungen im Osten und We-
sten. Die in lockerer Haufenform errichtete
Bebauung erstreckt sich in Nord-Süd-Rich-
tung und wird entsprechend von drei paralle-
len Straßen erschlossen. Am westlichen
Dorfrand verläuft die Straße „Hinter dem
Amtsgarten'', so benannt nach dem ehemali-
gen Garten der Domäne (s.u.). Der Ostrand
ist ebenfalls bereits seit dem 18. Jh. von
einem Feldweg, heute Feldstraße, begrenzt.
Durch das Dorfinnere führen der Adenemer
Weg, der vom nördlich gelegenen Ortsteil
Salzdahlum kommt und nach Wendessen
führt, sowie die Südstraße und der Töpfer-
berg, die nach dem Verschwenk des Adene-
mer Weges den südlichen Dorfteil erschließen.
Am Nordende des Dorfes kreuzt sich der
Adenemer Weg mit der Wolfenbütteler Stra-
ße, einer übergeordneten Landstraße, die das
Dorf an die Stadt anbindet. Die Ortslage ist
von freier Feldmark umgeben.

Ahlum, ev. Kirche, 1858/60


Ahlum, ev. Kirche


Ahlum, Adenemer Weg 15,
ehern. Pfarrhaus, 1805/07



Ahlum, Adenemer Weg 10, Domäne

Ahlum ist seit 1121 urkundlich faßbar
(1432: Adenem, 1619: Ahlem). Der Grund-
besitz war im Mittelalter und auch in der
Neuzeit meist als herzogliches Lehen an Klö-
ster (Riddagshausen, Hamersleben), an das
Braunschweiger Domstift St. Blasius, an den
Landadel sowie an Braunschweiger Patrizier-
familien vergeben. Ein Adelsgeschlecht ,,de
Adenem" ist von 1157—1413 nachgewiesen.
Durch Kriegszüge der Stadtbraunschweiger
im Dreißigjährigen Krieg und zuletzt in
einem Großbrand im Jahre 1825 wurden
große Teile des Dorfes mehrfach verwüstet,
so daß in Ahlum keine Gebäude des 17. Jh.
und nur wenige des 18. Jh. erhalten geblie-
ben sind. Im 18. Jh. entstand durch Zusam-
menlegung mehrerer Höfe das Gut des Salz-
dahlumer Klosters „Zur Ehre Gottes" (siehe
auch Alte Heinrichstadt: Reichsstraße/Klo-
sterstraße). Die heutige Domäne liegt im
nördlichen Teil des Dorfes, Adenemer
Weg 10 (s.u.). Ihre eiförmige Grundrißausbil-
dung, die vielleicht auf eine wesentlich ältere
befestigte Anlage an dieser Stelle schließen
läßt, wird im oberen Teil zangenartig durch
zwei Straßen, ehemals „Sack" und Adene-
mer Weg, umklammert. Im südlichen Dorf-
teil hat es noch 1771 einen weiteren Freihof
gegeben, der mit einem mittelalterlichen
Bergfried bestanden war (Freihof des Major
v. Hugo; vgl. Feldriß von 1771). Das Gelände
wurde nach der Auflassung 1880 mit einer
Ziegelei bebaut, die bereits 1915 wieder still-
gelegt und deren Gebäude später abgerissen
wurden. Heute steht dort eine Wohnsied-
lung.
Die Separationskarte von 1839 zeigt neben
der Aufteilung der Feldflur und der Auswei-
sung des Friedhofs im Osten des Dorfes
kaum Veränderungen. Im Laufe des 19. Jh.
gab es in Ahlum keine Siedlungsausdehnung.
Im Dorf kern wurden dagegen zahlreiche
Wirtschaftsgebäude auf alten Hofstellen er-
neuert sowie auch gesamte Hofstellen, ein-
schließlich der vom Brand 1825 zerstörten,
neu errichtet. Eine Siedlungsverdichtung im
Inneren erfolgte durch Anbauerstellen im
Norden und Süden des Dorfes. Der ländliche
Charakter wird durch eine Reihe von land-
wirtschaftlichen Betrieben noch aufrecht
erhalten.
Die Ortslage gliedert sich wohl seit jeher in
einen nördlichen und südlichen Teil (vgl.
Feldriß von 1771). In dem größeren nördli-
chen Bereich ist der von dem Adenemer Weg
umschlossene Kern in seiner Struktur erhal-
ten geblieben, wenn auch die meisten Ge-
bäude durch jüngere ersetzt worden sind.
Mittelpunkt war seit jeher die Kirche, die
von dem Pfarrhof und der Domäne im Nor-
den sowie vom Schulhaus und kleineren Hof-
anlagen im Süden umgeben ist.
Ev. Kirche St. Maria
Das mittelalterliche Kirchengebäude hat
zwar dem Großbrand stattgehalten, ist aber
1860 durch einen stattlichen Neubau im
neoromanischen „Rundbogenstil" ersetzt
worden. Der 1840 erfolgte Entwurf durch
die Architekten Krupe und C. Teppe wurde
bereits 1841 durch C. Ottmer geändert. Die
Ausführung in den Jahren 1858—60 weist
weitere Änderungen am Turm, an den Jo-
chen und den Fassaden auf.

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