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Dudík, B.; Weselsky, J. [Hrsg.]
Die Kleinodien des Deutschen Ritterordens: beschrieben und geschichtlich erläutert — Wien, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.21286#0115
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Im General-Verzeichnisse vom Jahre 1673 wird diese ganz goldene Suppenschüssel mit
Deckel und Löffel, „worauf Erzherzogs und Hoch- und Deutschmeisters Leopoldi Wilhelmi Wappen
geschmelzt“—also keine Jahreszahl — auf 152'/2 Kronen, die Krone zu 2 fl. 30 kr. gerechnet,
geschätzt. Im Jahre 1701 treffen wir dieselbe im Gewölbe zu Regensburg an, und von nun an
ist sie vom Ordensschatze unzertrennlich geworden. Die Schicksale des Ordensschatzes sind dem-
nach auch ihre Schicksale.

Wie der Erzherzog auf den Gedanken kommen konnte, aus Freudenthaler Golde eine „ver-
deckte Schale“ machen zu lassen, glauben wir aus einem Inventare derjenigen Mobilien errathen
zu können, welche der ehemalige Statthalter von Freudenthal, Landcomthur der Ballei Franken,
Georg Wilhelm von Elkerhausen, genannt Klüppel, für die Commende Ellingen, seiner Residenz,
im Jahre 1648 als bleibendes Eigenthum angewiesen hatte. Da steht oben an: „eine goldene
Trinkschale, so 100 Ducaten wiegt, so mir die Herren Troppauischen Landstände wegen guter
nachbarlicher geleisteter Dienste verehrt haben mit Klüppel’schen geschmelzten Wappen.“ Das
Muster war da, die Nachahmung daher eine leichte. Uebrigens scheinen solche Goldschalen im
XVII. Jahrhundert zwar beliebt, aber ungemein rar gewesen zu sein. Nebst den zwei angeführten
finden wir nur noch, dass der Erzherzog Maximilian in seiner Verlassenschaft vom J. 1619 auch
eine „ganz glatte Credenz-Schale von gediegenem Golde, in einem Futteral, mit rothein Sammt und
Atlas gefüttert“, aufweisen konnte. Silberne Schalen erscheinen dagegen sehr häufig; selbst vom
Erzherzoge Leopold Wilhelm befand sich nach dem Verzeichnisse des 1690 und 1698 zu Nürnberg
aufbewahrten D. O. Schatzes in demselben eine grosse silberne Schale mit seinem Wappen und
darunter mit den Wappen der Herren Klüppel, Ampringen und Hall; — aber goldene Schalen
kommen im gesammten Ordensschatze und in allen Verlassenschaften der D. O. Ritter, die uns
zur Einsicht Vorlagen, ausser den obgenannten, keine mehr vor.

Aufgeschnittene Granatäpfel hatte man als Symbol der Gesundheit, wesshalb sie auch der
Orden der barmherzigen Brüder im Wappen führt, in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhundertes
sehr gerne als Zierde auf solche Gefässe gesetzt, deren Inhalt das körperliche Wohlbehagen
fördern sollte. Ganz passend war daher der Granatapfel auf unsere Goldschale gesetzt, die in dem
jüngeren Verzeichnisse als „Suppenschale“, das sie auch allem Anscheine nach war, verzeichnet er-
scheint. Im Jahre 1690 wurden in Mergentheim auf bewahrt: „silberne, vergoldete alte Becherdeckel
mit Granat-Knöpfen“ u. s. w., doch vor 1673 kommen dergleichen Verzierungen nicht vor. Diese
Becherdeckel gingen unter Leopold Wilhelm verloren. Der beständige Wechsel seines Aufent-
haltes, ganz besonders aber die Schlacht bei Leipzig, die er gegen die Schweden durch das Aus-
reissen einiger Regimenter verloren hatte, und die so wichtige politische Folgen nach sich zog,
hatten dem D. O Schatze einen namhaften Schaden beigebracht.

Grossartig war der Verlust, den der Erzherzag Leopold Wilhelm in der erwähnten Schlacht
bei Leipzig am 23. October 1642 an Silber und Pretiosen erlitten hatte. Da dieses Silber nicht
sein Eigenthum, sondern ihm nur zum Nutzgenusse überlassen war, sah er sich zum Schaden-
ersatz verpflichtet und genöthigt, in seinem am 9. October 1661 zu Ebersdorf bei Wien er-
richteten Testamente diesfalls folgende Bestimmung zu treffen:

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