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Dümichen, Johannes
Baugeschichte des Denderatempels und Beschreibung der einzelnen Theile des Bauwerkes nach den an seinen Mauern befindlichen Inschriften — Strassburg, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5933#0018
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wie es scheint, in einer besonderen Ceremonie die Geburt dieser Goettin feierte, welche als die
Chuum, auch «die Lebenerfüllte», wie es heisst «zur Freude der Gcetter und Gcettinnen geboren
wurde von ihrer Mutter Nut (d. h. an der Himmelsdecke als leuchtendes Gestirn erscheinend) in
der Nacht des 5. Epagomenentages.» Das an diesem Tage^ dem Schlusstage des Jahres, gefeierte
mythologisch astronomische Fest der Isisgeburt muss eins der Hauptfeste im Denderatempel
gewesen sein (man wolle einsehen die «Kalenderinschriflen» Taf. XLIX-LIV in Bezug hierauf
von mir zusammengestellten Inschriften) und scheint es, dass man in dem in Eede stehenden
Zimmer Nr. V die Vorbereitungen zu diesem Feste getroffen, da im Innern des Gemaches, wie
an den Thüren desselben, fast nur von dieser Isisgeburt die Eede ist. «Verherrlichung um zu ver-
herrlichen Deine Gestalt, o Isis, goettliche Mutter, Herrin von Tentyra im Denderatempel____

geboren von ihrer Mutter in Dendera an diesem schoenen Tage, in der Nacht des 5. Epagome-
nentages. Es strahlen die beiden Lichter (Sonne und Mond) am Himmel zur Abendzeit, wenn Du
ceffnest Deine Augen in Dendera», so heisst es in einem Hymnus an der Thür, und in amnlicher
Weise ebendaselbst: «Verehrung Deinem Antlitz, Gebieterin, Tochter des Seb, Isis, grosse goett-
liche Mutter, geboren in Dendera am 5. Epagomenentage (S. Kalenderinschr.» Taf. XLIX c und
6). «Schcen ist Dein Antlitz, o Eegentin, Tochter des Seb., Gebieterin, Kind der Nut, geboren in
Dendera am 5. Epagomenentage», so redet Thot an einer Wand des Zimmers die Goettin an,
welche daselbst in der Beischrift genannt wird : «Isis, die grosse goettliche Mutter, die Herrin
von Tentyra im Denderatempel, die Gebieterin, geboren in dem Geburtszimmer» (S. Mariette,
Denderah, T. II, PI. 37) und in einer der Eandinschriften des Zimmers wird von dem kcenig-
lichen Bauherrn gesagt: «Er hat hergestellt das Geburtszimmer, dieses schcene, angelegt nach dem
früheren Bauplane (senti her sentis ter, d. h. es gleicht dieses Zimmer demjenigen, welches in dem
früheren Tempelgebseude an eben dieser Stelle sich befand). Ihre (der Goettin Isis) Geburt durch
ihre Mutter (findet Statt) in ihm (dem Zimmer) am 5. Epagomenentage. Es strahlt der Sohn
des Himmels zur Abendzeit, wenn sie oeffnet ihre Augen in Dendera. Die Gcetter Seb und Ea
strecken ihre Arme aus, um sie zu erfassen, es jubeln ihr die Gcettinnen im Schauen sie, die
erhoeht hat den Kcenigauf seinem Throne unter den ewig lebenden Gcettergestalten.» (S. Kalen-
derinschr. Taf. LIII). Das an dieses Gemach anstossende Zimmer Nr. VI ist dem Sokar-Osiris
gewidmet, dessen Namen es trsegtund Nr. VII dem Gott Horjfs-Samtaui, nach dem es benannt ist.
Die Maasse dieser letzten 4 Zimmer IV, V, VI und VII sind gleich, alle 4 werden auf «8 % 'jl0
zu 5 </4 '/^ Ellen» oder 4m,515 Tiefe und 2m,778 Breite angegeben. Nr. VIII dann, das erste unter
den auf der linken Seite des Mittelzimmers I gelegenen Gemtechern heisst «.das Flammengemach})
und das mit diesem in Verbindung stehende Eckzimmer Nr. IX «.das Thronzimmer des Sonnen-
gotis Ra». Diese beiden Zimmer correspondiren in ihren Dimensionen genau mit den beiden gegen-
über liegenden II und III, und heisst es desshalb in der grossen Bauinschrift von Nr. VIII «dass
es gleich sei dem Gemache der Vase (Nr. II), und von IX «dass es gleich sei dem
Sistrumgemache» (Nr. III). Das Zimmer Nr. X heisst «das Gemach des Gottes Ahi», auf
«8 % % zu 5» oder 4m,5l5 Tiefe und 2m,625 Breite angegeben, und Nr. XI wird «das Ge-
mach der Ernährerin» genannt. So moechte ich den Namen des Zimmers übertragen, da
das zur Namenschreibung verwendete hieroglyphische Zeichen, mit der Ansprache «mena» mir
eine Art von Nsehrflasche vorzustellen scheint, wofür auch die Bedeutung des Wortes «menas>
— ernaehren, Ernsehrerin, Amme — spricht, und ebenso der Umstand, dass die Goettin Isis-Hathor
mit dem Beinamen Mena, in ihrer Eigenschaft als Ernährerin, gewcehnlich diesen Gegenstand um
 
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