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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben (Band 1): Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3361#0009
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VIII °L

Wohlgerüche Milliarden von Fledermäusen, die hier ihre Wohnstätte haben, eine wahrhafte
Pestluft verbreiten und obendrein noch, sobald sie durch die Lichter aufgescheucht, dann
unaufhörlich den ihren Schlaf Störenden in wüstem Geflatter umsausen, da kostet es in der
That grosse Ueberwindung, unter so ungünstigen Verhältnissen monatelang bei der Arbeit in
jenen Räumen auszuharren. — Nicht mit Unrecht rufen die Reisehandbücher den das Nilthal
bereisenden Fremden warnend zu, sich lieber den Besuch dieses wegen seiner Pestluft berüch-
tigten Felsengrabes versagen zu wollen. «Die finsteren Schwellen zu überschreiten», sagt in
Bezug hierauf Graf Prokesch-Osten in seiner anziehend geschriebenen Nilfahrt bis zu den
zweiten Katarakten, «erfordert eine gewisse Selbstüberwindung. Wie Meeresbrausen tönt
aus der Tiefe der Flügelschlag von Millionen Fledermäusen herauf, welche diese Katakomben
bewohnen und den Eindringling in ganzen Schwärmen umflattern, oft sein Licht verlöschen
und an ihn anprallen und die ohnehin drückende Luft in einer Weise verpesten, dass die
stärksten Nerven davon angegriffen werden können. Am zahlreichsten sind sie in dem Grabe,
welches gewöhnlich von den Führern zuerst gezeigt wird und das ausgedehnteste im Assasif
ist; es gehörte einem Priester Petamenoph, der zur Zeit der 26. Dynastie lebte und eine hohe
Stellung im Staate eingenommen zu haben scheint. Eine grosse Halle, in der einst zwei Reihen
Pfeiler standen, eröffnet diese Gruft; dann folgt eine zweite, von vier Pfeilern getragene und
weiter eine dritte Halle, die zur Linken ein Gemach, zur Rechten aber eine Menge von
Gängen hat. Diese Gänge wenden unter rechten Winkeln und führen in Gemächer, Treppen
und tiefe Mumienbrunnen (das sind die im Fussboden von Zimmer IX, XII und XIV des
Grundrisses ausgehöhlten Schachte); aus den Brunnen selbst gehen neue Gänge aus, andere
setzen sich jenseits der Brunnen fort, wieder andere führen aus den Nebengemächern weiter
hinab in die Tiefe und bilden so ein endloses Labyrinth, in das man sich nur bei sicherer
Führung und mit guter Beleuchtung hineinwagen darf. Alle Wände des Grabes, dessen Grund-
fläche Wilkinson*) auf 23,809 Quadratfuss bezeichnet hat, sind mit Meisselarbeiten bedeckt;
sie haben in den ersten Hallen stark gelitten, zeigen sich aber, je weiter man vordringt, immer
besser und erreichen in einem der letzten Gemächer eine wahrhaft erstaunliche Fülle und
Feinheit. Dieser Prachlsaal, in dem viele sitzende Figuren an den Wänden entlang in
Nischen angebracht sind, liegt am Ende eines Ganges, in dessen Mitte sich ein tiefer

*) Die dem vorliegenden Werke beigegebenen Grundrisse und Durchschnitte, welche ich zum ersten Mal in der „Zeitschrift für
ägyptische Sprachen" erstes Heft 1883 veröffentlicht habe, gelegentlich der in Anknüpfung an eine Abhandlung von Er man von mir
daselbst gegebenen Notiz über die Ceremonie des Lichtanzündens vor der Todtenstatue, diese Grundrisse und Durchschnitte sind
nicht nach den von IVilkinson-, sondern von mir selbst genommenen Maassen hergestellt worden.
 
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