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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben (Band 1): Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3361#0010
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IX

Brunnen öffnet (das ist der Schacht in dem auf beigegebenen Grundriss mit Nr. XII von
mir bezeichneten Zimmer,), so dass an dieser Stelle nur ein Fuss breiler Rand bleibt,
auf dem man hinüber gehen muss.» — Audi mein verehrter Freund Ebers, der während
seines wiederholten Weilens an der Stätte des alten Theben in manchem der dortigen
Felsengräber zum Zwecke des Inschriflencopirens einen längeren Aufenthalt genommen,
der gewiss auch mitunter nicht besonders behaglich gewesen sein wird, er schreckt bei
allem Interesse für das Grab des Paluamenap doch vor einem längeren Verweilen in dem-
selben gleichfalls zurück und ertheilt den die Thebanische Nekropolis Besuchenden den
Rath, sich auf die Besichtigung der vorderen Räume dieses Grabes zu beschränken. In einer
Besprechung der im Assasif angelegten Gräberreihen äussert er sich in Bezug hierauf also :
«Wegen seiner ungeheueren Grösse sehenswerth und an Umfang selbst die grössten Königs-
gräber übertreffend, ist die Gruft des Pctamenap, eines Reichsfürsten und Beamten aus der
26. Dynastie, dessen Stellung eine so ungewöhnliche gewesen ist, dass er auch am Tempel
von Mcdinet-Habu Anbauten vollenden und mit seinem Namen versehen durfte. Der Kalkstein,
in den diese Gruft gehauen wurde, ist von besonderer Schönheit. Die Inschriften zeigen jene
Zierlichkeit in der Zeichnung, welche den Sculpturen aus der Zeit der ägyptischen Renaissance
eigen ist. — Gegenwärtig haben Hunderllausende von Fledermäusen sich diese Gruft zur
Wohnung ausgesucht, und unser Versuch, Inschriften in den inneren Räumen zu kopiren,
wurde durch diese Thiere, welche unsere Lichter immer und immer wieder verlöschten, endlich
vereitelt. Dabei verbreiten die Fledermäuse einen so starken und widerwärtigen Geruch, dass
ein Gang bis zu dem Ende dieses Grabes nur kräftigen Naturen, die ihren Ekel zu über-
winden verstehen, angerathen werden darf. Auch wer an Schwindel leidet, unterlasse es,
weiter in diese Gruft vorzudringen, denn etwa in ihrer Mille hat man über einen schmalen
Steg, der dicht an dem Abgrunde eines liefen Schachtes vorbeiführt, wenn auch nur wenige
Schritte weit fort zu balancircn.» (Gf. das auf dem beigegebenen Grundriss mit Nr. XII von
mir bczeichele Zimmer.)

Diesen hier angedeuteten, zu einem längeren Aufenthalt im Grabe des Paluamenap wenig
verlockenden Umständen ist es denn auch wohl vorzugsweise zuzuschreiben, dass seil Cham-
pollion, dem hochverdienten Begründer unserer Wissenschaft, weder von den Mitgliedern
einer grösseren Expedition, noch von dem verstorbenen Direclor der Museen des Khcdive,
Herrn Marietle, oder von sonst einem Acgyplologen, der, Inschriften sammelnd, das Nilthal
durchzog, es unternommen worden, für unsere Wissenschaft von dem ungemein werthvoUen
und durch Beigabe von bildlichen Darstellungen herrlichster Ausführung in seinem Werthe
 
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