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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben (Band 1): Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3361#0019
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welches den Namen ((nördliches Assasif» führt. Von den in diesem Distrikte angelegten Gräbern gehören
einige noch dem alten Reiche an oder sind in der 19., 20. und 22. Dynastie, in der Epoche der Eamessiden
und Bubastiden hergestellt worden, weitaus die Mehrzahl jedoch stammt aus der Psammetichzeit des
7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. Die die Thebanische Ebene auf der Westseite einschliessende Bergkette
war nach und nach, indem man dort im Laufe der Jahrhunderte immer ein Grab nach dem anderen
angelegt hatte, schliesslich so durchhöhlt, dass nunmehr nur die niederen Hügel und der Felsboden der
Ebene noch Raum für grössere Grabanlagen darboten. Wie geschickt die altiigyptischen Baumeister jener
Epoche diesen ihnen für ihre Arbeiten nur noch gelassenen Raum zu verwerthen verstanden haben, mit
welcher Umsicht sie bei Ausführung der ihnen gewordenen Bauaufträge vorgegangen und wie glücklich
von ihnen die ihnen gestellte schwierige Aufgabe gelöst worden, die Aufgabe, auf einem sehr beschränkten,
ringsum in nächster Nachbarschaft bereits nach allen Seiten hin durchhöhlten Terrain solide und durch
Grossartigkeit imponirende Katakombenbauten auszuführen, dafür bietet uns unter den Grabanlagen im
nördlichen Assasif den vorzüglichsten Beleg jenes grossartige, mit ummauerten Höfen versehen gewesene
Felsengrab aus der Psammetichzeit, dessen bildliche Darstellungen und Inschriften wir in dem vorliegenden
Werke zur Mittheilung bringen. Den inneren Felsenräumen vorgelegt, breiteten auch hier sich mehrere
Vorhöfe aus mit überdeckten Pfeilergängen an den Langseiten und ringsum eingeschlossen von hohen, in
ihrem Unterbau aus dem lebendigen Felsen gearbeiteten, im Oberbau aus ungebrannten Nilschlammziegeln
aufgeführten Thoren und Seitenmaueru. Doch nur ein Chaos übereinander gehäufter Blöcke und Scherben,
herrührend von dem zertrümmerten Kalksteinunterbau oder als Loslösung der seitlichen Felswände von oben
herunter gestürzt und dazwischen Schutthaufen zerbröckelter Lehmziegelmauern finden wir in Gegenwart
an dem Platze, auf welchem einst die vor den inneren Felsenräumen gelegenen Höfe sich ausdehnten.

Durch einen Grundriss, eine restaurirte Seitenansicht der in Trümmern liegenden Mauerumwallung des
ersten Vorhofs mit daran sich schliessendem Durchschnitt des in seinen Seitencorridoren schon aus dem
lebendigen Felsen gearbeiteten zweiten Vorhofs und durch eine Vorderansicht der die Rückwand des zweiten
Vorhofs bildenden Portalseite des eigentlichen Felsengrabes habe ich versucht, so weit es eben die ringsumher
aufgethürmten Trümmer zuliessen, ein annähernd anschauliches Bild von diesen den Felsenräumen des
Patuamenapgrabes vorgelegten Hof bauten zu geben, und was die inneren Felsenräume betrifft, so habe ich
nach sorgfältig genommenen Längen-, Breiten- und Höhenmaassen, wobei auch die die Verbindung zwischen
den verschiedenen Räumen vermittelnden Thüren nicht unberücksichtigt blieben, Grundrisse und Durch-
schnitte entworfen, auch von den im Fussboden einzelner Zimmer hinabführenden Schachten und den an
diese sich schliessenden Räumen im ersten und zweiten Souterrain, die ich in der Zeichnung nach ihren
beiden Etagen durch zwei Farben markirt habe. Hierdurch wird Jedem es möglich sein, sich in dem
Labyrinth der Säle, Treppenhallen und Corridore des Patuamenapgrabes zurecht zu finden und über den
Platz, an welchem die in den einzelnen Abtheilungen des vorliegenden Werkes zur Mittheilung kommenden
Darstellungen und Inschriften angebracht sind, zu orientiren.

Etwa 10 Meter von den vordersten Pylonen entfernt, stieg man auf einer 10 Stufen habenden
Treppe, die unter den hier übereinander gehäuften Trümmern sich noch deutlich erkennen lässt, in die
um so viel tiefer gelegene, aus dem Felsboden herausgearbeitete hintere Hälfte des vordersten Hofes
hinab , dann folgt in einer Entfernung von etwa wieder 20 Meter der zweite Hof von etwas kleineren
Dimensionen, zu welchem in derselben Weise wie beim Eingang zum ersten Hof ein Pylonenthor den
Zugang bildete, das in seinem Unterbau aus dem lebendigen Fels gearbeitet, im Oberbau aus ungebrannten
Ziegeln aufgeführt war. Dieser zweite ebenfalls nicht überdeckt gewesene Hof hat an seinen beiden
Langseiten je einen überdeckten, an der dem Hof zugekehrten Vorderseite von Pfeilern gestützten Gang,
der schon ganz aus dem den Hofraum einrahmenden Kalksteinfelsen herausgearbeitet ist. In der beim
Eintritt in diesen peristylen Hof auf der linken Seite gelegenen Pfeilerkolonnade führt zwischen den beiden
mittleren Pfeilern an der Hinterwand des nach vorn offenen Ganges eine Thiir in einen langen Corridor,
an dessen vorderem Ende nach links hin eine kleine Kammer ausgehauen ist, während am entgegen-
gesetzten Ende des Corridors ein mit Geröll angefüllter Schacht sich befindet, hinter dem man durch eine
niedrige Thür in einen etwa vier Meter breiten und ebenso tiefen Raum gelangt. In der Pfeilerkolonnade
 
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