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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben (Band 1): Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3361#0020
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der rechten Hofseite führen zwei Eingänge zu einem nur halb so langen , aber breiteren Corridor "wie
drüben, von welchem aus dann wieder an der hinteren Langwand eine Thür den Zugang zu zwei dahinter
angelegten Bäumen bildet, von denen der zweite in seiner vorderen Hälfte mit dem ersten in gleicher
Axe läuft, dann aber, im rechten Winkel umbiegend, parallel mit der Kückwand des vorderen Corridors
sich hinzieht und an seinem hinteren Ende wieder, wie der lange Corridor drüben, mit einem Schacht
endet.

In der Mitte der die Bückwand des peristylen Vorhofs bildenden Frontseite des hier beginnenden
Innenbaus ist aus der Felswand die den Zugang zum vordersten Pfeilersaal vermittelnde Portalhalle
herausgearbeitet, ihre gewölbte Decke ist mit goldenen Sternen auf blauem Grunde verziert und an den
beiden Langseiten ist der auf Tafel III—IV reproducirte, dem Verstorbenen entgegenschreitende Opfer-
festzug in schön gearbeiteten Bildern und Hieroglyphen eingemeisselt. Noch ist neben dieser Portalhalle,
in der Mitte zwischen dem an die Frontseite des Felsengrabes stossenden letzten Halbpfeiler und dem
Portal, auf der einen Seite eine Blendthüre , auf der anderen eine Nische aus der Felswand heraus-
gearbeitet. Der Portalhalle folgen nun als erste Reihe der inneren Felsenräume, genau mit ihren Eingängen
in der Axe der Vorhöfe, die beiden vordersten Pfeilersäle und Zimmer III. Der erste dieser beiden
Pfeilersäle, ehedem durch acht mächtige Pfeiler gestützt, die , wie sich aus den von ihnen noch übrig
gebliebenen, an der Decke haftenden Besten erkennen lässt, mit den Vignetten und dem hieroglyphischen
Text einzelner Abschnitte des sogenannten Todtenbuches geschmückt gewesen , dieser Saal befindet sich
heute in einem beklagenswerthen Zustande der Zerstörung, die so weit schon hier vorgeschritten, dass
nicht blos überall an den Seitenwänden grosse Stücke fehlen, sondern sogar sämmtliche Pfeiler bereits
vollständig verschwunden sind. Es ist diese von dem die Thebanische Nekropolis bewohnenden Gesindel
ausgeführte Zerstörung eines so herrlichen Denkmals in doppelter Hinsicht zu beklagen, einmal in
Anbetracht der hierdurch vernichteten Darstellungen und Inschriften, und dann namentlich auch deshalb,
weil durch das Herausschlagen sämmtlicher Pfeiler die gewaltige Felsendecke des über 16 Meter tiefen
und 11 Meter breiten Saales nun jeder Stütze entbehrt, in Folge dessen auch schon recht bedenkliche
Bisse zeigt, die wenn sie sich mehren und erweitern, wie es zweifellos der Fall sein wird, schliesslich
den Einsturz der Decke herbeiführen werden, was dann einen so gewaltigen Felssturz giebt, dass es mit
dem Besuche der Bäume des Patuamenapgrabes dann wohl für lange Zeit, wenn nicht für immer, vorbei
sein dürfte. *)

In der Mitte der Eückwand von Zimmer III hat offenbar der Zugang**) zu einem Gemach an£?e-

NJ -

*) Während meines Verweilens daselbst durchdröhnte einmal zu meinem nicht geringen Schrecken, als ich mit dem Copiren
des hinteren Corridors X beschäftigt war, ein laut donnerndes, durch herabgestürztes Gestein verursachtes Getöse die öden Felsen-
räume.; glücklicher Weise war der Einsturz damals ein unbedeutender gewesen, indem nur ein Stück der oberen Thüreinfassung in
Zimmer V herabgestürzt war, dessen Beseitigung, um durch die betreffende Thür wieder nach aussen gelangen zu können, ich mit
meinen Leuten leicht bewerkstelligen konnte. Unwillkürlich aber kam mir damals beim Wegräumen jener'herabgestürzten Blöcke
der Gedanke: Was thun, wenn einmal während meines Verweilens in einem der hinteren Bäume plötzlich die Decke des vordersten
Saales herabstürzen sollte? Indessen habe ich trotzdem mit einem: in schaliah taijib! am nächsten Morgen in gewohnter Weise
meine Arbeit getrost wieder aufgenommen und sie auch ebenso in der Folgezeit bis zum Tage meiner Abreise ohne Unterbrechung
fortsetzen können. Viel Kopfschmerz und häufige Magenverstimmung, hervorgerufen durch die zumal die unteren Grabräume erfüllende
Pestluft, habe ich allerdings während der Arbeit erdulden müssen, auch blieben nicht aus einige unbedeutende Körperverletzungen,
die ab und zu mich oder einen meiner Diener trafen, in Folge von Ausgleiten^ bei dem höchst unbequemen Einsteigen durch die
Schachte zu den Souterrainräumen, ein erheblicher Unfall jedoch hat sich, el hamdu l'Ulahl während der ganzen Zeit nicht zuge-
tragen, was in Bezug auf andere meiner Arbeitsstätten, die weniger gefährlich waren, ich leider nicht in gleicher Weise sagen kann,
wie zum Beispiel in Dendera, um gerade diesen zur Vorsicht mahnenden Unfall meinen gelegentlich auf dem Dache des Denderatempels
weilenden Collegen hier zur Kenntniss zu bringen, es sich zu meinem grossen Schrecken einmal ereignete, dass der mir die Abend-
mahlzeit auf die Plattform des Tempeldaches bringende Diener, in Folge eines Fehltrittes an einer der so gefährlichen, auf der
Sudseite der Plattform schräg in die Mauer eingeschnittenen Fensteröffnungen, durch dieselbe mit Schüsseln, Gläsern und dem grossen
Fanüs in den unteren Tempelsaal hinabstürzte. Den Unglücklichen hatte der Sturz von dieser gewaltigen Höhe hinab wunderbarer
Weise zwar nicht getödtet, doch der linke Arm und beide Beine waren der Art gebrochen, dass an eine vollständige Heilung des so
schwer Verletzten, zumal durch einen oberägyptischen Ilakim, nicht zu denken war.

**) Die angefangene Thür an der Eückwand von Zimmer III sieht jetzt wie eine roh aus der Felswand gehauene Nische aus.
 
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