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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis: in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben (Band 1): Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3361#0021
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bracht werden sollen, welches man genau in gleicher Axe mit den Thüren der vorbesprochenen Räume
anzulegen die Absieht hatte, der Baumeister des Patuamenapgrabes scheint hier jedoch plötzlich auf ein
ganz unerwartetes Hinderniss gestossen zu sein , vielleicht Kammern einer benachbarten Katakombe,
wodurch er sich nun genöthigt sah, die noch herzustellenden Grabräume in anderer Eichtung zu legen.
Zuerst scheint er die Absicht gehabt zu haben, nach links hin im Innern des Felsens weiter zu kommen,
doch auch das musste er nach Aushöhlung eines Zimmerraumes wieder aufgeben. So erkläre ich mir
wenigstens, wesshalb das in seiner Anlage durch nichts motivirte Seitenzimmer links von Nr. III ebenso
wie die Rückwand mit der angefangenen Thür jedes bildlichen oder inschriftlichen Sculpturenschmuckes
entbehren. Mit besserem Erfolg glückte es ihm nun auf der entgegengesetzten Seite vorwärts zu
kommen, indem er am hinteren Ende der rechten Seitenwand von Zimmer III im rechten Winkel abbog,
nach dieser Richtung hin nun in gleicher Axe die sechs Räume IV—IX herausarbeitend, von denen er
VI—VIII als mächtige Treppenhallen zu 9, 21 und 11 Stufen herstellte, die den Zugang zu der um so
viel tiefer gelegten, den Gerichtssaal des Osiris repräsentirenden gewölbten Halle Nr. IX bilden sollten.
In dieser Halle, und zwar in der vorderen Ecke rechts vom Eingang, ist im Fussboden ein senkrechter
über -40 Fuss tief hinab führender Schacht ausgehöhlt worden, der nur zu einer einzigen kleinen Kammer
führt, die seltsamer Weise nicht auf dem Grunde des Schachtes, sondern etwa in der halben Höhe
desselben seitwärts von ihm angelegt ist, wie wir eine ähnliche Anlage bei der Sarkophaghalle im untersten
Souterrain finden, wo auch der Eingang nicht auf gleichem Niveau mit dem Fussboden des voranliegenden
Zimmers, sondern auf 2/3 der Wandhöhe unter der Decke angebracht ist, offenbar in der Absicht, ein
Eindringen in diese den Sarkophag bergende Halle möglichst zu erschweren. An der hinteren Hälfte
der rechten Wand in dieser Halle ist eine Nische ausgemeisselt, und von der Mitte der Wand aus hat
man in sanft schräger Neigung den langen Corridor X hinabgeführt, hinter welchem dann noch die im
Ausbau unvollendet gebliebene Querkammer XI angelegt worden, in der der massive Mittelkern noch zum
Theil stehen geblieben. — Vor der ersten der drei dem Gerichtssaal voranliegenden Treppenhallen , dort
hat man in Zimmer V am hinteren Ende der rechten Wand eine Thür herausgehauen, hinter der dann das
Gemach XII mit dem zu den Souterrainräumen führenden Schacht hergestellt worden, und jenseits dieses
Schachtes dann hat man zum Abschluss jenen im Viereck um einen massiven Kern herumlaufenden
Corridor XIII mit den drei Nebenkammern XIV, XV und XVI angelegt. Es präsentirt sich der inmitten des
Corridors XIII aus dem Felsen ausgesparte mächtige Block von IS Meter Breite und 10 Meter Länge in seiner
ihm vom Architekten gegebenen Gestalt wie ein riesiger Sarkophag, und es ist beachtenwerth, dass genau
unter ihm im zweiten Souterrain die zur Aufnahme des Sarkophages bestimmt gewesene Halle XXII gelegen
ist. Dieser so eigenartige, auf seinen vier Seiten in schönster Ausführung ornamentirte Riesenblock
repräsentirt ein Stück altägyptischen Felsbaues, von dem sich, meines Wissens, kein zweites Exemplar in
irgend einer anderen Grabanlage findet. Iu derselben Weise wie die eine, in der von mir flüchtig entworfenen,
auf der Grundrisstafel oben rechts gegebenen Zeichnung zur Anschauung kommende Langseite, sind alle
vier Seiten des Blockes ornamentirt; auf allen vier Seiten ist an den beiden Ecken immer je eine die Flügel
schützend ausbreitende Göttin in schönem Relief ausgearbeitet, und zwar sind es paarweise die Göttinnen:
Isis-Nephtis, Selk-Hathor, Neü-Sati und Nun-Ma, welche dargestellt sind.

Zum Schluss nun noch ein paar Worte über die im Souterrain angelegten Räume, zu denen der im
Fussboden von Zimmer XII angebrachte, senkrecht hinabführende Schacht den Zugang bildet. Zuerst
gelangt man in zwei, durch einen langen Corridor mit einander in Verbindung gesetzte Gemächer, von
denen das hintere, Nr. XIX des Grundrisses, eine gewölbte Decke und an der rechten Langseite, in
halber Höhe der Wand, ein winzig kleines Kämmerchen hat, gleich dem Serdab anderer Gräber ohne
irgend einen inschriftlichen Schmuck an den Wänden. Wahrscheinlich war dieses Kämmerchen ebenfalls
ein solcher, zur Aufstellung von Todtenstätuen bestimmt gewesener Serdab. Im Fussboden des letzteren
der drei im obersten Souterrain angelegten Räume ist dann der zweite Schacht angebracht, der in das
unterste Souterrain führt, zu den beiden Räumen XXI und XXII, von denen, wie bereits bemerkt, der
letztere, die gewölbte Sarkophaghalle XXII mit je sieben Nischen an den beiden Langseiten, ihren Zugang
nicht auf gleichem Niveau mit dem Fussboden des voranliegenden Zimmers XXI hat, sondern oben unter
 
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