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Duhn, Friedrich; Messerschmidt, Franz [Oth.]
Italische Gräberkunde (Band 1) — Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42904#0476
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462 Latium.

Rom. Forum.

im Grabe PP Not. 1911, 187—190 begegnet, so erklärt sich das
ans der oben S. 419 beschriebenen Tatsache, daß in diesem
Grabe außer der bestatteten Toten auch eine Brandleiche war,
die, ob nun später in das Fossagrab gesetzt, ob pietätvoll darin
geborgen, nachdem ihr Grab durch das Fossagrab verletzt war,
ihr eigenes Geschirr bei sich hatte. Diese wenigen typischen Ge-
läße unterscheiden sich von denjenigen der Brandgräber in der
Form gar nicht oder ganz unwesentlich, zeigen jedoch meist eine
etwas sorgsamere, gleichmäßigere Ausführung. Dagegen ist be-
achtenswert, daß die für die altlatinische Keramik eigentlich cha-
rakteristischen Gefäßformen, welche in den Albaner Nekropolen
und den Brandgräbern des Forums regelmäßig begegnen, also die
mit Reliefbändern netzartig umzogenen Töpfe, die Geräte mit
menschlich geformten Beinen, die sogenannten Calefattoi, die Drei-
füßchen, die flachen Schälchen mit horizontalen Handgriffen, die
kahnförmigen Lampen, die Schalen mit Handgriffen in Form der
„ansa comuta“ gänzlich fehlen. Sie gehören also zur Zeit dieser
Gräber nicht mehr zum üblichen Besitz der Bestatter; sie waren
bodenständig in der klinischen Landschaft, in welche diese erst
von auswärts einzogen. Womit übereinstimmt, daß diese speziell
klinischen Gestaltungen sich wohl in den südetruskischen Brand-
schichten, aber nie in der Sabina oder Umbrien oder volskischea
Bestattungsgräbem gefunden haben. Nur die praktische und ein-
fache „ansa bifora“, stammesverwandt mit vorgriechischen cam-
panischen Formen (ML. XXII, tav. XVI, 1, 2, 5), ist von diesen
Forumsbestattern gern festgehalten worden, wie sie auch in den
Bestattungsgräbem auf dem Esquilin üblich geblieben ist, wo sich
auch noch, wenn auch schon im Schwinden, einzelne Beispiele
jener altlatinischen Formen, welche die zuziehenden Bestatter an-
genommen hatten, gefunden haben. Woraus zu schließen ist, daß
die auf dem Forum bestatteten Leichen jünger sind als jene auf
dem Esquilin, die noch1 Reste des altlatinischen Inventars zeigten.
Über das Aussehen der Gefäße ist zu verweisen auf die Ab-
bildungen Not. 1903, 133, Fig. 9—11; 1905, 169, Fig. 40; 190
bis 192, Fig. 75—80; 1906, 262, Fig. 9—10; 1911, 178, Fig. 22;
181, Fig. 24; 183, Fig. 26; 189, Fig. 31 und Bonis Beschreibungen,
Sie sind handgemacht, ungleichmäßig gebrannt, die Oberfläche bei
besseren Stücken mit dem Stecken geglättet, verziert, wenn auch
keineswegs durchweg, mit knopfartigen Vorsprüngen, die wieder
eingefaßt sind durch halbkreisförmige Einritzungen (z. B. Not.
1903, 133, Fig. 11), oder mit breit und weich eingedrückten Ver-
tiefungen, die gern schräg über den Körper des Gefäßes laufen
und nur durch schmale spitze Rippen getrennt sind (z. B. Not,
1905, 169, Fig. 40; 1903, 133, Fig. 10 — völlig gleich der Schale
aus einem Bestattungsgrab von Caracupa unterhalb Norba: Not.
 
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