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Latium.

Rom. Forum.

461

Diese Kruggräber (Not. 1903, 390, 393—-394; 1911, 184—185)
waren die ärmlichsten. Bei H verzeichnet Boni keine Beigaben.
LL barg einen Embryo, ist daher ohne Beigaben. MM war das
Grab eines noch nicht zweijährigen Kindes. Im Dolio waren nur
die Knochen; aber daneben lag ein Trinkbecher, unregelmäßig
geschwärzt, die Oberfläche mit dem Holzstecken geglättet, mit
hohem, durch Mittelspreize gestütztem Henkel latinischer Art (ansa
bifora), nur 0,5 hoch, also ein Kinderbecherchen, und in der
Erde, welche Dolio und dies Becherchen umgab, lag die halbkreis-
förmige bronzene Bulla des Kindes und andere Metallreste, nach
Boni vielleicht von einem Amulett „tubuläre“ (?), einer Spirale,
wohl von einem Hängeornament, einer Fibel, einem Ring, und
schließlich Weizenkörner und Fruchtkerne (s. o. 423—424, 460), wie
es scheint auch Tierknochenreste: also Speiseopfer selbst für ein so
junges Wesen. Grab NN enthielt im Dolio selbst, unter den Knochen
des ganz jungen, vielleicht erst neugeborenen Kindes einige Tier-
knochen — Rind imd Schaf wurden festgestellt — und unter Erd-
resten, die an der inneren Wandung hafteten, Körner von Spelt
und ein. Fischgrätenstückchen: diese Reste werden sich wohl kaum
rituell deuten lassen, wohl eher auf die frühere Verwendung des
Gefäßes als Kochtopf zurückgehen, zumal auch sonstige Beigaben
gänzlich fehlen, beim Neugeborenen natürlich.
Für die 17 Fossagräber ist die Spärlichkeit und Ärmlichkeit
der Ausstattung charakteristisch. Schmuckbeigaben und Metall,
von einigen Fibeln abgesehen, fehlen fast ganz, ebenso Waffen,
Gürtelschließen; auch die für die Brandgräber so typischen halb-
runden „Rasiermesser“. Die Keramik beschränkt sich auf wenige
äußerst einfache Gefäße, meist einen Topf, eine Trinkschale und
ein Töpfchen mit „ansa bifora“ zum Schöpfen das Wassers, das
wir wohl in dem Topf voraussetzen dürfen; diese Gefäße haben
ihren Platz meist nahe dem Kopf: so im Grabe B, von Boni mit
Recht für besonders alt gehalten (Not. 1906, 277), wo die eben
genannten drei Gefäße neben dem Kopf standen (abg. Not. 1903,
133, Fig. 9—11; ML. XV, 281—282, Fig. 108), während allerdings
auch zu Füßen noch ein Topf, wie der andere mit Henkel und
drei Vorsprüngen, und eine Schale ihren Platz, fanden (abg. Not.
1906, 262, Fig. 9—10). Es war ein Frauengrab. Auf der linken
Brust lag eine Fibel mit Spiralfußscheibe und kompliziertem Bügel
(abg. Not. 1903, 134, Fig. 12—13), eine in den umbrischen Gräbern
von Temi uns schon als dort besonders häufig bekannte Form
(s. oben 446), wie so vieles Mittelitalische in Campanien hergestellt
oder doch von dort ausgegangen: s. z. B. ML. XXII, tav. XXII
aus Kyme und S. 139—142, Fig. 60—61 aus Capua. Andere
Gräber ergaben mehr Gefäße, jedoch nie mehr als acht: so KK
Not. 1911, 182—184. Wenn diese ausnahmsweise hohe Zahl auch
 
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