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Einleitung.
Die Stürme der Jahrtausende sind über die Mittelmeerländer
dahingebraust und haben die Zeugen alten glanzvollen Lebens
zum großen Teil vernichtet oder so umgestaltet, daß. meistens nur
sorgsam, sammelnde und kombinierende Tätigkeit des Forschers
sich bemühen kann, von alten Ländern und Städten, Menschen-
leben und Menschenkunst ein Bild wieder aufzubauen, über dessen
Wahrheit und Vollständigkeit kein ehrlicher Arbeiter sich über-
mäßig günstigen Vorstellungen hingeben wird. Unter der schützen-
den Decke jedoch der Erde ruhen die Toten in tiefer Stille, melden
dem kundigen Ausgräber, mit welchen Begriffen vom Wesen des
Todes sie ins Grab gesenkt oder im Feuer gebrannt sind, lehren
uns Unendliches über Tracht, Sitten, Geschichte, Kunst und Han-
del ihrer Zeit und klären uns durch ihre örtliche Verteilung in sehr
vielen Fällen mit Sicherheit auf über Entstehung und Entwicklung
der Siedelungen, zu denen sie gehören.
Die Gräber sind ein Urkundenschatz, den nicht ausgenutzt,
sogar verschmäht zu haben die größte Unbegreiflichkeit des Buches
ist, in welchem Nissen eine Länder- und Städtekunde des fest-
ländischen Italien zu geben unternommen hat; scheute sich doch
der geistreiche Historiker sogar nicht, zu. schreiben: „Die Über-
lieferung verwehrt uns, die Ausbreitung der etruskischen Macht,
die etwa um 600—500 v. Chr. ihre Höhe erreicht hatte, in festeren
Umrissen zu zeichnen. Das Schrifttum stand dieser Epoche zu fern
und noch weniger sind von den Gräberfunden ausgiebige Auf-
schlüsse zu erwarten, da solche den Luxus und damit den ein-
reißenden Verfall erläutern“ (LK. I, 500). Die von Mommsen und
seinen Mitarbeitern im Corpus inscriptionum für die sogenannten
geschichtlichen Zeiten sicher gelegten Grundlagen, auf welchen
Nissen sein Buch aufbaute, sollen durch die vorliegende Arbeit
erweitert werden, so gut. es unsere vielfach noch recht unvoll-
ständige Kenntnis ermöglicht: ein Versuch, zu zeigen, was wir
wissen, auch damit besser erkennbar wird, was und wie vieles
wir noch nicht wissen.
Es liegt in der Natur des Stoffes, daß die oberen Grenzen
der schriftlichen Überlieferung für diese Arbeit keine Gültigkeit
v. Kuhn, Italische Gräberkunde. I. 1
 
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