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Duhn, Friedrich; Messerschmidt, Franz [Oth.]
Italische Gräberkunde (Band 2) — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.42905#0188
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164

Die Picenter.

Allgemeines.

hinzu, die Säflund als die eigentliche pelasgische Schicht fassen
wollte, wobei seine Begründung oft jedoch unklar geblieben ist.
Das 5. Element ist das liburnisch-illyrische, dessen Anwesenheit
durch die antiken Schriftsteller für Truentum bezeugt ist. Truentum13
liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses, an dem auch die
Hauptstadt des südlichen Picenum, Ascoli Piceno, gelegen ist. So
müssen wir den liburnisch-illyrischen Einfluß besonders in der Kultur
des Südpicenum suchen.
Die Liburner bewohnten nach den antiken Nachrichten die insel-
reiche dalmatinische Küste14, schoben sich aber zu Beginn des 1. Jahrt.
weiter nach dem Süden vor. ihre Vertreibung von Korkyra-Korfu durch
den Korinther Chersikrates geschah nach Strabon 6. 269 im letzten
Drittel des 8. Jahrhunderts. Damit gewinnen wir einen zeitlichen An-
haltspunkt für die Expansion der Liburner, ferner einen zeitlichen
Maßstab für die Rückläufigkeit dieser Bewegung.
Im Gegensatz zu dieser philologischen-historischen Erfassung der
Liburner in Italien und Dalmatien ist es schwer, sie archäologisch zu
umschreiben, um die balkanische Kultur der picentischen gegenüber zu
stellen, denn die Übereinstimmung in der krummen Form der Schwerter
(Abb. 51), auf die schon oft hingewiesen ist15, kann ebenso auf Handel
mit Bosnien zurückgehen. Eine Gewißheit sehen wir erst in der Über-
einstimmung keramischer Funde. Diese finden wir durch Gegenüber-
stellung von Gefäßen im Museum von Ascoli Piceno mit solchen im
Museum von Pecs und Szekesfeherwär, Gefäßen von Westungarn der
Stufe Toszeg B I, die F. v. Tompa in seinem neuen ungarischen Berich-
te16 abbildet (Abb. 5ad). Die Kultur der ungarischen Westprovinz ist
das Ergebnis einer Mischung aus alteinheimischen Elementen (Toszeg
A) mit denen der Vucedol-Zöker-Kultur, der Quelle der späteren pan-
nonischen Keramik17, die wir bereits bei der Betrachtung der Veneter
heranzogen. Der Vorgang der Umformung begann in der 2. Periode
der BZ. In der breiten Ausweitung der Mündung, der trichterförmigen
Gestaltung des Halses, der Kleinheit des Unterteiles und der geringen
Bodenstandfläche stimmen die ungarischen Gefäße mit den südpicen-
13 RE Suppl. 5, 582ff. Bes. 586. Norden, Alt-Germanien (1934) 218. Krähe,
WaG 3, 1937, 127. Karten: Pulle, Italia 10—11.
14 Frontigham, Roman cities in Italy and Dalmatia (1910) 295ff. CIL III
p.374f. Jelic, Wiss. Mitt. Bosnien-Herzegovina 7, 1900, 189ff. Insel- und Küsten-
gebiet als Sitze der Liburner: Strabon 124. 269. 315. 317.
16 Bequemste Gegenüberstellung bei Maclver, IronAge 111 ff., 146.
16 25 Jahre Urgeschichtsforschung in Ungarn 1912—1936 — 24/25. Bericht der
Rom.-Germ. Kommission 1934/35 Taf. 23 u. 26, Text 77f.
17 Ebenda Taf. 32.
 
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