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Die Picenter.

Ancarano, Corropoli..

Zu Füßen und zur Seite steht gewöhnliches, einheimisches Ge-
schirr. Darunter ist nichts Importiertes, ausgenommen ein glänzend-
schwarzes, mit Deckelschale geschlossenes Gefäß, sechs Füße (0,14
hoch), mit vier Doppelhenkeln eckiger und weit herausspringender
Form. Die Deckelschale zeigt ziemlich roh eingeritzte Linearornamentik.
Speisereste scheinen nicht beobachtet zu sein. Ganz vereinzelt sind auch
Bronzeschalen gefunden.
Erst wenn hier noch einmal streng wissenschaftlich gegraben und
der Inhalt jedes Grabes gesondert gehalten wird, auch die topographi-
schen Verhältnisse genau erwogen werden, wird eine befriedigende
Bestimmung der Zeit dieser und der benachbarten Nekropolen möglich
werden, zumal die Beziehungen dieser abgelegenen Ecke zur Außen-
welt offensichtlich sehr gering gewesen sind. Lange hat sich hier das
Leben in den gewohnten Gleisen bewegt. Dennoch ist auch hier die
Altertümlichkeit der Kultur offensichtlich9. Das Leben hat an dieser
Stelle früh begonnen. Die Picenter fanden bereits eine kuprolithische
Siedlung vor, die sie bestehen ließen10. Ob das schöne Schaftbeil aus
Bronze, das in der Gegend der besprochenen Gräber zutage kam11,
schon den Picentern gehört, ist dabei nicht zu entscheiden12.
Ancarano [52], Corropoli [53], Controguerra [54], Tortoreto [55],
Civitella del Tronto [56]. Die übrigen Ortschaften der Gegend um S.
Egidio, in dem letzten Winkel picentischer Besiedlung, können nur zu-
sammen behandelt werden, weil die beobachteten Gräber auch zwischen
den noch heute bekannten Orten liegen. So ist ein Grab beachtenswert,
das zwischen Corropoli und Controguerra lag und in seiner elliptischen
Form denen von S. Egidio glich. Den Inhalt bildeten zwei eiserne
Lanzenspitzen und, zusammen mit einigen bronzenen Knöpfen, zahlreiche
Bronzeblechreste1. Je eine Bronzeschale stand am Kopf und zu Füßen
des Toten. Sie haben als Speisebehälter gedient2. Für ein Kriegergrab
merkwürdig ist der Fund von neun Bernsteinkugeln auf der Leiche.,
Da diese Kugeln nur zu einer Halskette gehört haben können, ist zu

9 Es muß darauf hingewiesen werden, daß auch hier die krummen picentischen
Hiebschwerter und bei den Frauen die Knotenringe fehlen.
19 ItGk 1, 33. Rellini, MonAnt 29, 1923, 377—406. Mayer, Molfetta und Matera
218.
11 NSc 1883, 213.
12 Lit.: NSc 1877, 124—25. 1878, 26—27, 139. 1880, 83. 1884, 194—95.
[52] 1 Guidobaldi erklärte sie als Panzerreste, es dürfte aber besser sein, sie mit
Orsi (Atti Romagna 1885, 34) als Teile des Gürtelbeschlages anzusehen.
2 Große Anzahl gleicher Stücke in Ascoli.
 
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