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Sillib, Rudolf [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 10): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17235#0011
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A. HOLZSCHNITT AUF LEINWAND.

1. Christus am Kreuz mit zwei Engeln,
welche sein Blut sammeln. Der Heiland hängt
am Kreuz, das Haupt mit der Dornenkrone nach links
geneigt; darüber doppelter Nimbus, der mit geschweiftem
Kreuz geschmückt ist; über dem Nimbus Schriftband
mit i n t i. Ein Schurz, von dem ein Zipfel rechts in der
Luft flattert, umgibt die Lenden des Gekreuzigten. Blut
fließt aus seinen Wunden. Ein nach vorn gewendeter
Engel zur Linken fängt in einem Kelch das aus der einen
Hand Christi, in einem zweiten Kelch das aus der Sei-
tenwunde fließende Blut auf, zur rechten Seite ein zweiter
nach rechts gewendeter Engel in einem auf beiden Hän-
den gehaltenen Kelch ebenso das aus der anderen Hand
fließende Blut. Links vor dem Kreuz steht Maria, die
Hände über der Brust gekreuzt, hinter ihr eine zweite
Frauengestalt (Maria Jacobi), welche mit der einen Hand
das Gewand hält, auf der anderen ein Salbengefäß in
Form eines Turmes trägt. Ueber ihre Schulter fallen links
lange Haare herab. Den Stamm des Kreuzes umschlingt,
auf den Knieen liegend, eine nach links gewendete
Frauengestalt (Maria Magdalena); links vor ihr steht
ebenfalls ein Salbengefäß. Rechts vor dem Kreuz steht
der Evangelist Johannes, über den gefalteten Händen ein
Buch haltend, hinter ihm Johannes der Täufer, die eine
Hand deutend erhoben, auf der anderen nicht sichtbaren
ein Buch haltend, auf welchem das einen Nimbus tra-
gende Lamm Gottes ruht. Unter dem Mantel wird oben
und unten sein härenes Gewand sichtbar. Alle fünf Per-
sonen bei dem Kreuz tragen Doppelnimbus. Der Grund
des Bildes im oberen Drittel ist mit zehn dreiblättrigen
Rosetten geschmückt. 207 : 137.

(S. 1 b.) Holzschnitt aufLeinwand gedruckt (Zeug-
druck). Bemalung: blauschwarz, ziegelrot, ocker, grau-
braun, hellgrau, weiß, gold, grün. Um den Holzschnitt

zinnoberroter Rand. Der blauschwarze Grund ist gemalt,
nicht gedruckt. Schwarzer Druck.

Eingeklebt auf der Innenseite des Vorderdeckels von
cod. lat. 5897. Die Handschrift stammt aus der Bibliothek
des ehemaligen Benediktinerstifts, seit 1595 Jesuitenkol-
legiums zu Ebersberg und trägt auf Bl. 1 ' von gleich-
zeitiger Hand den Eigentumsvermerk: «Residentiae Socie-
tatis IESV Eberspergae 1596.» Wann die Handschrift
dorthin gekommen ist, läßt sich nicht ermitteln; wahr-
scheinlich geschah es noch zu den Zeiten des Benedik-
tinerstifts. Der Inhalt der Handschrift ist ein verschieden-
artiger ; wir finden darin des Petrus de Crescentiis Liber
rusticalium commodorum, des Heinrich von Oldendorp
Traktat über Beichte und Pönitenz, mehrere Abhand-
lungen des Johannes Gerson, eine Auslegung des Glau-
bensbekenntnisses, einen Traktat über die Sakramente,
des Thomas Ebendorfer von Haselbach Traktat über die
10 Gebote. Trotz dieser Mannigfaltigkeit des Inhaltes ist
das Wasserzeichen des ganzen Bandes (4 Blätter ausge-
nommen) ein einheitliches. Darum wird man die Anfer-
tigung des von drei verschiedenen Händen geschriebenen
Bandes in eine Zeit setzen dürfen. Das bestätigen fol-
gende Zeitangaben in der Handschrift selbst: 1. Blatt F:
«K. Harthofer comparavit Petrum de Crescentiis a. d.
1444*; 2. Bl. 267' : «Rescriptum 1444 in die Remigii etc.
per Cristannum Harthoffer»; 3. Bl. 309v: «Finitum in die
Sixti pape a. 1444 per Cristanum Harthoffer capellanum
Salczpurgensis ecclesiae viduato beneficio S. Elizabet in
Castro Purchausen iam in secundo anno. Usque quo,
domine?»; 4. Bl. 315'': «Amen in vigilia Laurencii 1444»;
5. Bl. 387 r: «Explicit . . . per manus Cristanni Harthoffer
viduo relictae viduae Elizabeth in Castro Purchausen
protunc capellano ecclesiae beatae virginis in Salcz-
purga.» Bl. 250—387 sind von der Hand dieses Christian
 
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