Dieses Blättchen wurde nebst drei weiteren (Barbara, 1
Christophorus, Sebastian) auf der Innenseite des vorderen
Deckels eines in Kalbsleder mit Granatapfelpressung ge-
bundenen, in der Bibliothek der Spitalkirche zum heiligen
Geist in Nürnberg aufbewahrten Exemplares des «seltenen»,
1482 bei Conrad Zeninger in Nürnberg erschienenen !
Vocabularius theutonicus von Hampe gefunden und dem
Germanischen Museum mit jenen als Depositum über-
wiesen. Es fehlt wie auch diese bei Schreiber und wäre
dort als Nr. 2521 a einzureihen. Hampe vermutet in dem
Verfertiger unseres Blättchens den gleichen Meister, der
das Schrotblatt mit dem St. Veit im Oelkessel (Schreiber
2743 a) geschaffen. Die Möglichkeit soll nicht ausge-
schlossen werden. Vielleicht darf dasselbe nebst den
erwähnten drei anderen Blättern mit dem kleinen Bild-
chen der Maria mit dem Kinde in der Strahlenglorie (Taf.
11) und den Schrotblättern Bouchot 71-72, 58, 97, 99,
111 und 144 im Zusammenhang betrachtet werden. Bouchot
setzt die Pariser Blätter viel zu früh, nämlich schon um
1450, an und denkt sie sich zumeist als burgundischen
Ursprungs. Schreiber setzt sie mit Ausnahme von Bouchot
144 (um 1475) ums Jahr 1480 an. Das Richtige dürfte
etwa in der Mitte beider Versionen liegen. Wo die Blätter j
entstanden sind, läßt sich schwer sagen. Sollte gar Nürn-
berg der Ort ihrer Provenienz sein?
19. S. Barbara.
Auf schwarzem, weiß geperltem, durch Grasbüschel
und eine Blume belebtem Boden steht, fast en face !
gesehen, die Heilige. Sie trägt ein knapp anliegendes, I
um die Hüften gegürtetes Untergewand mit dreieckigem
Haisauschnitt. Ueber dieses ist ein weiter, reichfaltiger
Mantel gelegt, welcher die Schultern, Arme und die
Partie um die rechte Hüfte verhüllt und sich von der
vorgestreckten linken Hand aus im Bogen nach links hin
auf die Erde herabzieht, auf der er in brüchigen Falten j
aufliegt. Die Rechte hält ein aufgeschlagenes Buch, die
Linke einen Palmzweig. Eine Krone mit vier in fünf-
teiligen Rosetten endigenden Zacken deckt das Haupt, 1
das ein zwiefach in Weiß umrandeter Nimbus umschließt.
Das Haupthaar ist beiderseits kurz geflochten. Links
neben der Heiligen steht ein zweiästiger Baum, rechts
ihr Attribut: der Turm, in dessen hoch emporgezogenem
Eingang ein Kelch mit darüber schwebender Hostie be-
merkt wird. Ueber der Heiligen befindet sich ein schwarzer
Horizontalstreifen mit der in Weiß ausgesparten Inschrift:
,,^atlCta+ + uarßara". Eingefaßt wird das Blättchen
von einer kräftigen schwarzen Linie, über welche das
gelbliche Papier mit breitem Rande allseits heraustritt.
5,6 cm h., 4,3 cm br.
Das Blättchen läßt dreierlei Technik erkennen. Für j
das Untergewand ist dünne Kreuzschraffierung verwandt, I
ebenso für das unterste Saumstück des Mantels. Am >
Untergewand kommen außerdem gleichmäßig ausge-
stochene weiße Punkte hinzu. Im übrigen ist der Mantel
und sein Futter in energischer Art parallel schraffiert.
Parallele Schraffuren finden wir auch an der Stirnseite
des Turmes, während die sichtbare rechte Seite des-
selben über schwarzem Grunde weiß punktiert ist. Weiß
punktiert über schwarzem Grunde ist ferner der Boden.
Die Luft ist weiß ausgespart; oberhalb der Baumkrone
aber zeigen sich einzelne vertikale Striche, welche die
Luft andeuten sollen.
Der Kunstwert des Blattes bewegt sich auf mittlerer
Stufe.
Der Boden ist grün angelegt, ebenso die Baumkrone
und der Palmzweig. Das Untergewand der Heiligen ist
rot gefärbt, ebenso der Baumstamm und das Dach des
Turmes. Das Mantelfutter zeigt gelbliche Tönung, eben-
so der Turm, der in ihm stehende Kelch nebst Hostie,
das Haupthaar, die Krone und der Nimbus der Heiligen.
Um 1470.
Vgl. Th. Hampe, Mitteilungen aus dem Germani-
schen Nationalmuseum 1898, S. 110 u. f. Bei Schreiber
wäre das Blatt als Nr. 2558 a einzureihen. (Inv.-Kat.
Nr. 2529.)
Siehe im übrigen das bei dem Blättchen der h. Agnes
Gesagte.
20. S. Christophorus.
Die Mitte des Blättchens nimmt der nach rechts hin
durch das Wasser schreitende Heilige ein, auf dessen
Schultern das Jesuskind sitzt. Er ist mit einem reichlich
weiten Rock bekleidet, der bis zu den Knieen reicht. Ein
in großen Falten drapierter Ueberwurf deckt, den Arm
freilassend, die rechte Körperhälfte und hängt über den
linken Arm bis zu dem Knie herab. Um die Stirn ist
eine rückwärts zu einem Knoten verschlungene Binde ge-
legt. Der Knabe weist mit dem Zeigefinger der Linken
nach rechts oben. Die Rechte hält den Reichsapfel mit
Kreuz darüber. Der Heilige stützt sich mit beiden Händen
auf einen knorrigen, astlosen Baumstamm. Ein Strahlen-
nimbus umgibt das Haupt des Kindes. Vorn am Ufer be-
merkt man Grasbüschel und eine Pflanze. Die linke
Seite des Bildchens nehmen drei Felsen ein. Auf dem
vorderen steht ein Baum, auf dem letzten ein burg-
ähnliches Bauwerk. Zur Rechten erheben sich eben-
falls Felsen. Ein Baum belebt den zu oberst dar-
gestellten. Vorn rechts leuchtet der Einsiedler mit einer
Laterne. Eine Treppe leitet zum Ufer empor. Die
Räder scheinen eine Mühle zu bezeichnen. Die Luft
ist weiß ausgespart, aber von einzelnen, die Wolken
andeutenden Querschraffuren durchzogen. Als Einfas-
sung dient eine schwarze Linie, über welche allseits das
gelbliche Papier mit breitem Rande heraustritt. Oben
steht in der Schreibschrift des 16. Jahrhunderts: «Christo-
Christophorus, Sebastian) auf der Innenseite des vorderen
Deckels eines in Kalbsleder mit Granatapfelpressung ge-
bundenen, in der Bibliothek der Spitalkirche zum heiligen
Geist in Nürnberg aufbewahrten Exemplares des «seltenen»,
1482 bei Conrad Zeninger in Nürnberg erschienenen !
Vocabularius theutonicus von Hampe gefunden und dem
Germanischen Museum mit jenen als Depositum über-
wiesen. Es fehlt wie auch diese bei Schreiber und wäre
dort als Nr. 2521 a einzureihen. Hampe vermutet in dem
Verfertiger unseres Blättchens den gleichen Meister, der
das Schrotblatt mit dem St. Veit im Oelkessel (Schreiber
2743 a) geschaffen. Die Möglichkeit soll nicht ausge-
schlossen werden. Vielleicht darf dasselbe nebst den
erwähnten drei anderen Blättern mit dem kleinen Bild-
chen der Maria mit dem Kinde in der Strahlenglorie (Taf.
11) und den Schrotblättern Bouchot 71-72, 58, 97, 99,
111 und 144 im Zusammenhang betrachtet werden. Bouchot
setzt die Pariser Blätter viel zu früh, nämlich schon um
1450, an und denkt sie sich zumeist als burgundischen
Ursprungs. Schreiber setzt sie mit Ausnahme von Bouchot
144 (um 1475) ums Jahr 1480 an. Das Richtige dürfte
etwa in der Mitte beider Versionen liegen. Wo die Blätter j
entstanden sind, läßt sich schwer sagen. Sollte gar Nürn-
berg der Ort ihrer Provenienz sein?
19. S. Barbara.
Auf schwarzem, weiß geperltem, durch Grasbüschel
und eine Blume belebtem Boden steht, fast en face !
gesehen, die Heilige. Sie trägt ein knapp anliegendes, I
um die Hüften gegürtetes Untergewand mit dreieckigem
Haisauschnitt. Ueber dieses ist ein weiter, reichfaltiger
Mantel gelegt, welcher die Schultern, Arme und die
Partie um die rechte Hüfte verhüllt und sich von der
vorgestreckten linken Hand aus im Bogen nach links hin
auf die Erde herabzieht, auf der er in brüchigen Falten j
aufliegt. Die Rechte hält ein aufgeschlagenes Buch, die
Linke einen Palmzweig. Eine Krone mit vier in fünf-
teiligen Rosetten endigenden Zacken deckt das Haupt, 1
das ein zwiefach in Weiß umrandeter Nimbus umschließt.
Das Haupthaar ist beiderseits kurz geflochten. Links
neben der Heiligen steht ein zweiästiger Baum, rechts
ihr Attribut: der Turm, in dessen hoch emporgezogenem
Eingang ein Kelch mit darüber schwebender Hostie be-
merkt wird. Ueber der Heiligen befindet sich ein schwarzer
Horizontalstreifen mit der in Weiß ausgesparten Inschrift:
,,^atlCta+ + uarßara". Eingefaßt wird das Blättchen
von einer kräftigen schwarzen Linie, über welche das
gelbliche Papier mit breitem Rande allseits heraustritt.
5,6 cm h., 4,3 cm br.
Das Blättchen läßt dreierlei Technik erkennen. Für j
das Untergewand ist dünne Kreuzschraffierung verwandt, I
ebenso für das unterste Saumstück des Mantels. Am >
Untergewand kommen außerdem gleichmäßig ausge-
stochene weiße Punkte hinzu. Im übrigen ist der Mantel
und sein Futter in energischer Art parallel schraffiert.
Parallele Schraffuren finden wir auch an der Stirnseite
des Turmes, während die sichtbare rechte Seite des-
selben über schwarzem Grunde weiß punktiert ist. Weiß
punktiert über schwarzem Grunde ist ferner der Boden.
Die Luft ist weiß ausgespart; oberhalb der Baumkrone
aber zeigen sich einzelne vertikale Striche, welche die
Luft andeuten sollen.
Der Kunstwert des Blattes bewegt sich auf mittlerer
Stufe.
Der Boden ist grün angelegt, ebenso die Baumkrone
und der Palmzweig. Das Untergewand der Heiligen ist
rot gefärbt, ebenso der Baumstamm und das Dach des
Turmes. Das Mantelfutter zeigt gelbliche Tönung, eben-
so der Turm, der in ihm stehende Kelch nebst Hostie,
das Haupthaar, die Krone und der Nimbus der Heiligen.
Um 1470.
Vgl. Th. Hampe, Mitteilungen aus dem Germani-
schen Nationalmuseum 1898, S. 110 u. f. Bei Schreiber
wäre das Blatt als Nr. 2558 a einzureihen. (Inv.-Kat.
Nr. 2529.)
Siehe im übrigen das bei dem Blättchen der h. Agnes
Gesagte.
20. S. Christophorus.
Die Mitte des Blättchens nimmt der nach rechts hin
durch das Wasser schreitende Heilige ein, auf dessen
Schultern das Jesuskind sitzt. Er ist mit einem reichlich
weiten Rock bekleidet, der bis zu den Knieen reicht. Ein
in großen Falten drapierter Ueberwurf deckt, den Arm
freilassend, die rechte Körperhälfte und hängt über den
linken Arm bis zu dem Knie herab. Um die Stirn ist
eine rückwärts zu einem Knoten verschlungene Binde ge-
legt. Der Knabe weist mit dem Zeigefinger der Linken
nach rechts oben. Die Rechte hält den Reichsapfel mit
Kreuz darüber. Der Heilige stützt sich mit beiden Händen
auf einen knorrigen, astlosen Baumstamm. Ein Strahlen-
nimbus umgibt das Haupt des Kindes. Vorn am Ufer be-
merkt man Grasbüschel und eine Pflanze. Die linke
Seite des Bildchens nehmen drei Felsen ein. Auf dem
vorderen steht ein Baum, auf dem letzten ein burg-
ähnliches Bauwerk. Zur Rechten erheben sich eben-
falls Felsen. Ein Baum belebt den zu oberst dar-
gestellten. Vorn rechts leuchtet der Einsiedler mit einer
Laterne. Eine Treppe leitet zum Ufer empor. Die
Räder scheinen eine Mühle zu bezeichnen. Die Luft
ist weiß ausgespart, aber von einzelnen, die Wolken
andeutenden Querschraffuren durchzogen. Als Einfas-
sung dient eine schwarze Linie, über welche allseits das
gelbliche Papier mit breitem Rande heraustritt. Oben
steht in der Schreibschrift des 16. Jahrhunderts: «Christo-