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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Band 41,1): Die Schrotblätter in Danzig, Königsberg, Pelplin, Riga — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.61628#0014
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lieh, die ich als Werkstatt des «Dresdener Kalvarienberges» bezeichnet habe, erscheint
zunächst noch in ziemlich undeutlichen Umrissen, ist aber wohl mittel- oder oberdeutsch.
Ueberhaupt berechtigt der verhältnismäßig günstige Erfolg, den ich bei den beiden
genannten Werkstätten hatte, leider noch nicht zu der Hoffnung auf weitere derartige
Ergebnisse. Es wird ja nicht schwer fallen, bald hier, bald dort ein paar Blätter zu-
sammenzufassen, aber der Bildung größerer Gruppen stellen sich recht erhebliche
Schwierigkeiten entgegen. Die Metallschneider (zumeist wohl Goldschmiede) haben
nicht nur fremde Vorlagen mehr oder weniger getreu kopiert, sondern auch häufig
mit ihrer Technik gewechselt und zuweilen wohl auch Gehilfen beschäftigt, so daß
den in ihrer Werkstatt entstandenen Arbeiten die Einheitlichkeit fehlt. Wir wissen
ferner, daß in Lübeck am 20. August 1459 ein gewisser Bertold Borsteld sich ver-
pflichtete, dem Kunsthändler Hans Leiden, dem er 100 Mark lübisch schuldig war,
zehn Bilder in Kupfer zu schneiden, von denen drei, nämlich «dat cruce» (Kalvarien-
berg), das Jüngste Gericht und die Historie von Troja (wer denkt dabei nicht unwill-
kürlich an unsere Tafeln 2 und 3) namhaft gemacht sind. Schon damals also war der
Metallschneider zuweilen nicht mit dem Verleger, der die Abzüge auf eigene Rech-
nung herstellen ließ, identisch, so daß selbst der gemeinsame Abdruck zweier Platten
auf dem gleichen Papierbogen nicht unbedingt die Herkunft aus derselben Werkstatt
gewährleistet.
Dem vorliegenden Band wird sich noch ein zweiter Teil anschließen, der sich
auf die Wiedergabe teils völlig unbekannter, teils noch nirgends abgebildeter Metall-
schnitte großen Formats beschränkt, die entweder ebenfalls aus den vorgenannten
Werkstätten hervorgegangen sind oder ihnen technisch so nahe stehen, daß wir sie
wohl als Erzeugnisse derselben Gegend bezw. Schule betrachten dürfen. Ich werde
dort Gelegenheit haben, die Ausführungen des jetzigen Bandes in verschiedener Be-
ziehung zu ergänzen und zu erweitern. Bemerken möchte ich noch, daß ich mir ge-
stattet habe, bei denjenigen Blättern, die im Manuel fehlen, in Klammern die Nummer
hinzuzufügen, unter der das betreffende Bild einzuschalten wäre.
Den verehrlichen Vorständen der Institute, die durch ihre Genehmigung das
Erscheinen des vorliegenden Bandes ermöglichten, sei auch an dieser Stelle aufrichtigst
gedankt. Besonders bin ich aber noch Herrn Bibliothekar Wilhelm Heine in Riga zu
Dank verpflichtet, der so liebenswürdig war, mir über die Bände, in denen die be-
treffenden Bilder eingeklebt sind, und ihren ursprünglichen Besitzer, nähere Angaben
zukommen zu lassen. Aus Danzig hatte ich die gleichen Angaben erbeten, doch sind
sie, vielleicht infolge des plötzlichen Kriegsausbruches, nicht eingetroffen. Herr Geh.
Reg.-Rat Prof. Dr. Max Lehrs war so freundlich, die vorliegenden Abbildungen dar-
aufhin durchzusehen, ob sich darunter bisher unbekannte Kopien nach Kupferstichen
befänden, und bei den Tafeln ij, 48, 51 und 59 vermochte er in der Tat ein der-
artiges Abhängigkeitsverhältnis festzustellen.
 
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