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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Band 41,1): Die Schrotblätter in Danzig, Königsberg, Pelplin, Riga — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.61628#0017
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ersteren oder nur auf die Ungeschicklichkeit seines
Nachahmers zu setzen sind. 358 : 245.
Sehr. 2335. Ohne Bemalung.
Dies Blatt klebt in demselben Manuskript wie das
vorhergehende.
4. Die Einhornjagd
Trotz einiger technischer Verschiedenheiten wird
auch dieses Blatt derselben Werkstatt wie die beiden
vorhergehenden angehören. Die Behandlung der Ge-
sichtszüge ist nicht nur die gleiche, sondern auch die
Gewänder sind in der nämlichen Weise ausgeführt wie
der Rock Christi auf Tf. 3, über den das Los geworfen
wird. Mir scheint auch dieses Blatt lediglich eine freie
Bearbeitung der von dem Monogrammisten ij herrühren-
den Nr. 2481 (Bouchot 145) zu sein. Die beiden Haupt-
figuren und der vorderste Hund sind fast in gleicher
Weise dargestellt, und nur die Nebendinge sind, den
Raumverhältnissen der Platte entsprechend, verschoben.
Etwas eigenartig muten uns die in der Luft, unterhalb
der Wolkenschicht schwebenden Arabesken an, aber sie
waren in jener Zeit zur Vermeidung eines ganz schwarzen
Hintergrundes vielfach üblich. 135 : 195.
Sehr. 2480. Bemalung: Hellgelb, blaßgrün, blaß-
rosa.
Dieses Blatt klebt in dem Deckel einer Vulgata-
Handschrift, die von einem gewissen Johannes Rasor aus
Nydenburch (Neidenburg im Regbez. Königsberg) geschrie-
ben ist. Dieser Rasor ist urkundlich zwischen 1470—80
in Danzig nachweisbar und scheint dort ein geistliches
Amt an der Marienkirche bekleidet zu haben, denn ver-
schiedene Bände der Marienbibliothek waren ursprünglich
in seinem Besitz.
5. Christus in der Vorhölle.
Dieses Bild ist von einer Bordüre umgeben, die
uns weiterhin noch stark beschäftigen wird. Sie ist mit
derjenigen identisch, welche die Tafeln 11 und 12 des
vorliegenden Bandes umrahmt, unterscheidet sich aber von
jener, welche die Tafeln 6, 7 und 13 umgibt. Man kann
diese beiden Bordüren am leichtesten an dem in der
untern linken Ecke befindlichen Symbol des Lukas unter-
scheiden, indem der Ochse auf unserem Blatt den Kopf
etwas wendet und den Beschauer ansieht, während auf
jener der Kopf nach rechts blickt. Vergleichen wir die
vorliegende Tafel mit den Nrn. 11 und 12, so wird uns
die außerordentliche Verschiedenheit in der technischen
Behandlung dieser drei Blätter auffallen. Wir kommen
aber zu einem etwas besseren Ueberblick, wenn wir noch
ein viertes Blatt in gleicher Umrahmung zu Hilfe nehmen,
nämlich den «Jesus im Hause Simons des Aussätzigen»

(Sehr. 2220; Abb. auf Tf. 10 in Bd. 25 dieser Sammlung)-
Dieses Blatt eignet sich vorzüglich zum Ausgangspunkt
jeder Untersuchung über die in Frage kommende Gruppe
von Metallschnitten und ich werde sie daher kurz als
Arbeiten des Meisters bezw. der Werkstatt des «Jesus
in Bethanien» bezeichnen. Da einige von ihnen, die von
der besprochenen Bordüre umrahmt sind, erst im nächsten
Teil abgebildet werden, so bin ich in meiner Beweis-
führung etwas beschränkt, doch kann ich als weitere
Erzeugnisse dieser Werkstatt schon die folgenden, bereits
in Abbildung erschienenen Blätter bezeichnen: Sehr. 2240
als Tf. 1 in Bd. 13 dieser Sammlung; 2518 als Tf. 17
ebendort; 2604 als Tf. 31 in Bd. I der von Lippmann
herausgegebenen «Kupferstiche und Holzschnitte alter
Meister»; 2662 als Abb. 767 in Bd. I von Eugen Diede-
richs: Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern ;
2625 als Tf. 3 in Willshires Catalogue of early prints in
the British Museum; und wahrscheinlich auch die auf
Tf. 35 in Bd. 15 dieser Sammlung abgebildete Gregor-
messe.
Unser Blatt macht im ersten Augenblick völlig den Ein-
druck eines Holzschnitts. Mir war auch von befreundeter
Seite eine Beschreibung des Blattes als Holzschnitt zu-
gegangen, die ich unter Nr. 688 veröffentlicht habe, um
deren Streichung ich nunmehr aber bitten muß. Daß
es sich um einen Metallschnitt handelt, ergibt sich
daraus, daß die Beine und Arme des links vorn be-
findlichen Satans sowie der Körper des Teufels oben
links auf der Mauer mit einer Kreispunze überarbeitet
sind. Man möchte zunächst annehmen, daß das vor-
liegende Blatt und der «Jesus in Bethanien» gar nichts
miteinander zu tun haben, sondern daß ein Kunstverleger
an verschiedenen Orten Platten erworben und sie nur
beide in einer gemeinsamen Bordüre abgedruckt hat.
Wir finden aber, daß das Höllentor, das Christus mit
seinen Füßen tritt, mit der gleichen Kreuzpunze überarbeitet
ist, wie das Tischtuch der Nr. 2220, daß der Turm in
ähnlicher Weise punktiert ist wie die Gebäude rechts
auf jenem Blatt, und daß die Schraffierung der Mauer
des Hintergrundes fast völlig derjenigen neben den drei
Jüngern entspricht. Sollten also wirklich zwei verschiedene
Hände in Frage kommen, so müßten sie in der gleichen
Werkstatt gearbeitet haben, doch gaben wahrscheinlich
nur die verschiedenartigen Vorlagen zu der abweichenden
Technik Anlaß. Diese Annahme wird fast zur Gewißheit,
wenn wir einen Blick auf Tf. 11 werfen. Wir sehen
dort die Körper der drei Knaben in der Wanne genau
so behandelt wie die Figuren auf unserem Blatt. Nicht
nur ist die Art der Schraffierung die gleiche, sondern
auch die Umrisse der Körper sind durch eine unge-
wöhnlich kräftige, dunkle Linie hervorgehoben. Die drei
in Rede stehenden Blätter lassen sich also nicht von

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