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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 6): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königlichen Landesbibliothek zu Stuttgart — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17237#0012
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Ulm und dessen Umgebung ein «großes Sterben» geherrscht hatte. Wenn Ludwig Maler
das Bild selbst gezeichnet hat, so muß er ein recht tüchtiger Künstler gewesen sein,
aber das erscheint immerhin fraglich. Wahrscheinlich ist er mit jenem ludwig ze vlm
identisch, von dem wir zwei xylographische Ausgaben der Ars moriendi besitzen (Manuel
IV, S. 263 u. 264), die zwar sauber geschnitten, aber lediglich nach einer anderen Aus-
gabe kopiert sind. K. D. Haßler berichtet in seiner «Buchdrucker-Geschichte Ulms»
S. $4, daß ein Ludwig maier oder mauler in Ulmer Urkunden aus den Jahren 1449, 1460,
14Ö1, 1476 und 1484 erwähnt werde. Seine Hypothese, daß er dieselbe Persönlichkeit
wie Ludwig Hohenwang sei, ist längst abgetan ; es bleibt aber fraglich, ob wir das Wort
Maler als Familiennamen oder als Bezeichnung des Standes aufzufassen haben. In letzterem
Falle könnte er entweder mit Ludwig Kuch oder Ludwig Frieß, die in gleichzeitigen
Ulmer Urkunden erwähnt werden, identisch sein.

5. Der selige Suso. Er kniet nach rechts gewendet vor der ihm in den Wolken
erscheinenden «ewigen Weisheit». Ein Hund nähert sich ihm mit einem Tuch, und das
Jesuskind überschüttet ihn mit Rosen, die es von einem Baume bricht. Unten ist eine
xylographische Inschrift von sechs Zeilen. 187 : iji.

(S. 1698). Kolorit: Gelbgrün, spahngrün, leuchtendes rot, fleischfarben, rosa, gelb,
braun, schwarz, blaugrau. Die Luft ist blaugrau getönt. Schwarzer Pressendruck.

Hainrich Süs, wie er auf unserem Holzschnitt heißt, oder Heinricus Suso, wie er
gewöhnlich genannt wird, entstammte einem gräflichen Geschlecht in Schwaben und trat
in den Dominikanerorden ein, dessen Tracht aus einem weißen Rock und schwarzen
Mantel besteht. Er band ein Stück Pergament, in das er den Namenszug Jesu eingeschnitten
hatte, auf sein Herz, damit sich dieses nie bewegen könne, ohne den Namen Christi zu
berühren. Von seinen Schriften ist das Horologium aeternae sapientiae und die Klage
eines sterbenden Menschen am häufigsten gedruckt worden. Durch die Menge ihrer Illu-
strationen, von denen zwei bei Muther Tf. 70 und 71 abgebildet sind, zeichnet sich be-
sonders die 1482 von Anton Sorg gedruckte Gesamtausgabe seiner Schriften aus. Erstarb
in Ulm am 25. Januar 1^65 und wurde im dortigen Dominikanerkloster beigesetzt; dar-
auf bezieht sich die letzte Textzeile unseres Blattes Des frödt sich vlm die sein grab vnd
hailtu halt in ere. Auf dem Stammbaum der Dominikaner (Manuel II, 1776) ist er als
Heiliger dieses Ordens bezeichnet, in Wirklichkeit wurde er aber nur selig gesprochen,
wie dies auf unserem Blatte auch in der Unterschrift richtig angegeben ist. Daß es Ulmer
Ursprung ist, läßt sich schon aus dem Gesagten vermuten ; zum Ueberfluß ist aber auch
noch der Wappenschild dieser Stadt in der unteren linken Ecke des Bildes angebracht.
Die Entstehungszeit dürfte zwischen 1475 und 1480 fallen.

6. Das christliche Glaubensbekenntnis. Links oben erscheint Gott mit der Welt-
kugel auf einer Wolkenschicht. Der xylographische Text ist in drei Kolumnen geordnet,
 
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