die Lage seiner Hinterlassenen wird sein Herz rühren und
zur Hilfe geneigt machen. Nun schlägt es zwölf, die Frau
tritt herein, ich stelle sie ihm vor: -Herr Graf, dies ist die
Unglückliche, von welcher wir eben gesprochen. Geben Sie
ihr Trost und Rettung, der Himmel wird Sie dafür seg-
nen. So wie ich den Grafen kenne, gibt er die dreihundert
Taler und freut sich seines wohltätigen Werks. Auch bei
bessern Menschen entscheidet oft die Stimmung und der
Eindruck des Augenblicks."
Daß die Witwe das Geld wirklich erhalten, weiß ich
nicht nur von Darbs, sondern auch von der Frau selbst,
die sich nach mir erkundigen ließ, in der Meinung, ich
hätte bei Darbs ein gutes Wort für sie gesprochen. Dank-
bar schickte sie ihren ältesten Sohn zu mir, um mir für die
vermeinte Mitwirkung zu seinem Glücke zu danken und
sich vor seiner Abreise nach der Universität Halle noch bei
mir zu empfehlen.
Die beiden ersten Monate meines Aufenthalts in Ber-
lin kam ich mit meinem Freund Haller in nicht geringe
Geldverlegenheit. Mein Freund erhielt seinen Wechsel
auf Dresden, dort wollte man denselben ohne dessen Un-
terschrift nicht auszahlen. Der wackre Graf schickte darum
den Wechsel nach Berlin, um ihn auf sich stellen zu lassen;
den Rest wolle er an Haller bar senden, nach Abzug der
geliehenen Summe oder durch einen andern Wechsel nach
Berlin übermachen. Durch das lange Ausbleiben des
Wechsels und dann durch die Hin- und Hersendung des-
selben verstrichen mehr als acht Wochen, in welcher Zeit
die dreißig Friedrichsdor zu Ende gingen. Einmal hatte
Haller zwar schon einige Friedrichsdor bei einem Lands-
60
zur Hilfe geneigt machen. Nun schlägt es zwölf, die Frau
tritt herein, ich stelle sie ihm vor: -Herr Graf, dies ist die
Unglückliche, von welcher wir eben gesprochen. Geben Sie
ihr Trost und Rettung, der Himmel wird Sie dafür seg-
nen. So wie ich den Grafen kenne, gibt er die dreihundert
Taler und freut sich seines wohltätigen Werks. Auch bei
bessern Menschen entscheidet oft die Stimmung und der
Eindruck des Augenblicks."
Daß die Witwe das Geld wirklich erhalten, weiß ich
nicht nur von Darbs, sondern auch von der Frau selbst,
die sich nach mir erkundigen ließ, in der Meinung, ich
hätte bei Darbs ein gutes Wort für sie gesprochen. Dank-
bar schickte sie ihren ältesten Sohn zu mir, um mir für die
vermeinte Mitwirkung zu seinem Glücke zu danken und
sich vor seiner Abreise nach der Universität Halle noch bei
mir zu empfehlen.
Die beiden ersten Monate meines Aufenthalts in Ber-
lin kam ich mit meinem Freund Haller in nicht geringe
Geldverlegenheit. Mein Freund erhielt seinen Wechsel
auf Dresden, dort wollte man denselben ohne dessen Un-
terschrift nicht auszahlen. Der wackre Graf schickte darum
den Wechsel nach Berlin, um ihn auf sich stellen zu lassen;
den Rest wolle er an Haller bar senden, nach Abzug der
geliehenen Summe oder durch einen andern Wechsel nach
Berlin übermachen. Durch das lange Ausbleiben des
Wechsels und dann durch die Hin- und Hersendung des-
selben verstrichen mehr als acht Wochen, in welcher Zeit
die dreißig Friedrichsdor zu Ende gingen. Einmal hatte
Haller zwar schon einige Friedrichsdor bei einem Lands-
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