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Weinbrenner, Friedrich; Eberlein, Kurt Karl [Hrsg.]
Denkwürdigkeiten aus seinem Leben von ihm selbst geschrieben — Potsdam, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.42327#0203
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der Villa betrachten lasse. Inzwischen stürzte Scheiblers
Esel zu Boden, so daß er mit dem Tier nicht ganz sanft
im Sande zu liegen kam. Ärgerlich über diese unangenehme
Absetzung, raffte sich Scheibler schnell wieder zusammen,
sprang auf und nahm seinen Esel am Strick, welchen er
statt des Zaumes um das Maul des Esels gebunden
hatte, um selbigen auf diese Art wieder aufzuprügeln.
Als er das Tier vorn am Kopf aufzog. so fiel es hinten
bei einem jeden Stockstreiche tiefer in den Boden hinein,
und es war ganz sonderbar anzusehen, wie zuerst die
Beine des Esels, dann sein Hinterteil bis an den Sattel
auf festem Erdreich, ohne daß wir im Augenblick die Ur-
sache wahrnehmen konnten, verschwand. Da nun endlich
der weitere Teil des Esels mit dem Sattel, der inzwischen
denselben ein wenig aufgehalten, ebenfalls zu verschwinden
ansing, so merkten wir, daß unter uns ein verborgenes
altes Gewölb sein müsse. Wir sprangen deshalb alle
schnell von unfern Eseln, um dem nun schon halb ver-
sunkenen Tier zu Hilfe zu kommen und es an Strick,
Kopf und Ohren auf der Oberwelt zu erhalten. Während
wir nun auf diese Art den Esel, aus Furcht, das derselbe
noch vollends in das Gewölbe fallen möchte, schwebend
mit dem Kopf über den Boden hielten, was keine geringe
Last war, suchte ein anderer einen andern Zugang in das
Gewölbe, und fand auch unweit von uns neben einem
Gebüsche eine Öffnung, durch welche sich durch Jahchun-
derte eine inklinierende bis unten auf den Boden des Ge-
wölbes zulaufende Erdmasse angeschwemmt hatte. Ec
kroch über dieses schiefe Terrain in die finstere Öffnung
und rief uns dann zu, daß wir den Esel nur mit Seilen,

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