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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Editor]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0166
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auch strenge sklavische Nachahmung der Natur und
übergrosse Aussührung sei die verfehlte Kunst. Die
Kunst müsse überhaupt nicht täuschen wollen, und
eine so grosse Aussührung beenge die Einbildungs-
kraft des Beschauers; andeuten müsse das Bild nur,
vor allem aber geistig aufregen und der Phantasie
Spielraum geben und lassen, denn das Bild soll
nicht die Natur selbst darftellen wollen sondern nur
daran erinnern. Nicht die treue Darstellung von
Luft, Wasser, Felsen und Bäumen ist die Aufgabe
des Bildners, sondern seine Seele, seine Empfin-
dung soll sich darin wiederspiegeln. Den Geist der
Natur erkennen und mit ganzem Herzen und Gemüt
durchdringen und aufnehmen und wiedergeben ist
die Aufgabe eines Kunstwerks. Bald wird geleh-
ret, das Licht auf einen Punkt zusammenzuziehen ist
durchaus nötig um eine Wirkung zu erzielen und
Rembrandt fei in diesem Falle als das grösste Vor-
bild anzuerkennen. Dann wird auch wieder geleh-
ret, solche gemeine Mittel, um Knalleffekte hervor-
zubringen, müsste der echte Künstler verachten. Bald
wird angeraten, recht viel Farbe aufzutragen, denn
sonst hätte die Malerei keine Dauer. Dann wieder
das Gegenteil: oh recht sparsam die Farbe aufgetra-
gen und öfter übermalt, denn sonst kann man keine
Klarheit erhalten. Auch wird geraten so viel als
möglich alles aufs erste Mal fertig zu machen um
Klarheit und Leichtigkeit und Freiheit in Farbe und
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