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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Hrsg.]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0168
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und gut erhaltenen Dom zu Meissen zu Grunde ge-
legt. Aus dem hohen Schutt, der den inneren
Raum anfüllt, ragen die mächtigen Pfeiler mit
schlanken zierlichen Säulen hervor, und tragen zum
Teil noch die hochgespannte Wölbung. Die Zeit der
Herrlichkeit des Tempels und seiner Diener ist da-
hin, und aus dem zertrümmerten Ganzen eine an-
dere Zeit und anderes Verlangen nach Klarheit und
Wahrheit hervorgegangen. Hohe schlanke, immer-
grüne Fichten sind dem Schutte entwachsen und auf
morschen Heiligenbildern, zerstörten Altären und
zerbrochenen Weihkesseln steht, mit der Bibel in der
linken Hand, und die rechte aufs Herz gelegt, an den
Überresten eines bischöflichen Denkmales gelehnt,
ein evangelischer Geistlicher, die Augen zum blauen
Himmel gerichtet, sinnend die lichten leichten Wölk-
chen betrachtend.
Was jetzt von den Hochschulen der Wissenschaften
so oft gesagt wird, gilt auch von den Hochschulen der
Künste. Die Zahl der Schüler wird immer grösser
und ist nicht wohl abzusehen wie diese Menschen in
der Folge alle ihren Unterhalt finden werden, ge-
setzt auch, es würde ein jeder geschickt in seinem Fa-
che, was doch wohl nicht anzunehmen ist. Aber die
Menschen sind einmal da und ihre Neigung treibt
sie unwiderstehlich zur Kunst, wie sie vorgeben.
Wenn dem wirklich so ist, so glaube ich, hat auch
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