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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Hrsg.]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0170
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etwas ausgerichtet und bedarf es ein Heer von Ma-
lern, um die Kunst zu fördern? Und wäre es wirklich
ein Gewinn für die Kunst, wenn in solchen Lehr-
anstalten mit Mühe und Not des Lehrers wie des
Schülers die Erbärmlichkeit bis zur Mittelmässig-
keit heraufgeschraubt werden könnte? Und endlich
frage ich und frage am stärksten: glaubt man denn
wirklich, dass es möglich sei, da wo die Natur dem
Menschen Anlage und Neigung versagt hat, durch
Lehren und Regeln und maschinenmässiges Üben et-
was Gescheutes hineinzutrichtern? Wohl liesse sich
zur Aufmunterung der Künstler und Förderung der
Kunst ein Sporn denken, derart als ich ihn eben ver-
worfen und gar für sündhaft erkannt habe. Aber
dieser müsste auch so hoch gestellt sein, dass er den
Unberufenen nicht verführen und die Erbärmlichkeit
sich nicht hinanträumen könnte. Nur wer schon als
Auserwählter sich erwiesen, würde danach streben
können. Die leidige Ehrsucht, eine Auszeichnung zu
erringen, ist den Schwachen zu nahe gelegt, und hat
schon manchen verleitet. Und hat er endlich durch
eisernen Fleiss das Stückchen Silber erhalten un-
ter Pauken und Trompetenschall dann lüftet ihn zu
oft auch nach dem goldenen Ehrenzeichen. Er verliert
abermals einige Jahre wo er sich besser und der
Welt nützlicher zu einem tüchtigen Geschäftsmann
hätte umbilden können. Ehrsucht, leidige Eitelkeit
war die Triebfeder feines Fleisses und die Frucht

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