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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Hrsg.]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0173
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darin liegt ein hoher Genuss für den Menschen, wenn
das Kunstwerk sich gleich als Menschenwerk dar-
stellt und nicht als Gott, als Naturwerk täuschen
will. Augenblicklich erscheint hier z. B. die darge-
ftellte Sonne in diesem Bilde von TT zu blenden,
aber auch welche grobe Unwahrheit und Übertreibung
hat sich der Maler schuldig gemacht, um diese augen-
blickliche Täuschung zu bewirken. Durch Lüge wird
der Mensch nie für die Dauer etwas Gutes be-
wirken.
Ich suche vergebens nach dem Namen dieses Mei-
sters, er ist aber auf dem Bilde geschrieben nicht zu
finden. Doch das tut ja auch zur Sache nichts; ist
doch der Name des Künstlers unverkennbar im Bil-
de ausgesprochen. Es ist gewiss von TT? Ja!
Auf den ersten Blick stellt sich dieses Bild die
Trümmer eines verfallenen Klosters als eine Er-
innerung einer düsteren Vergangenheit dar. Die
Gegenwart erhellet die Vorzeit. In dem anbrechen-
den Tag erkennt man noch die weichende Nacht. Das
Auge wird im Bilde geleitet vom Lichte in die Däm-
merung, von der Dämmerung weiter in die Dunkel-
heit, von der Dunkelheit noch weiter in die Finster-
nis. Vielleicht ist dieser Künstler ein Protestant,
und ihm hat, kann sein, bei der Darstellung von
dem ebengesagten so etwas vorgeschwebt.

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