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Friedrich, Caspar David; Eberlein, Kurt Karl [Editor]
Bekenntnisse — Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42326#0024
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schaumig der Klassiziften widersprachen. Dieser neu-
deutsche Naturalismus in der Behandlung der Teile
und der Einzelheiten/ diese eigenartige Nähe des
Nebensächlichen/ diese religiöse christliche Symbo-
lik/ all das mußte dem Freund der ideale»/ klassi-
sche»/ komponierten Landschaftskunst zuwider sein.
Und nun wollte diese Landschaftsmalerei „sich in die
Kirchen schleichen und auf die Altäre kriechen". Noch
hatte dieser zähneftochernde Rezensent nicht be-
merkt/ daß ein neuer Geist neue Formen schafft,
daß im religiösen Kunstwerk nicht der Stoff/ son-
dern der Geist Wert und Wirkung entscheide/ und
daß eine Landschaft, wie in der Natur, so in der
Kunst, das Göttliche, Ewige offenbaren könne.
Ramdohr berief sich auf Ruysdael — dem Goethe
1,816 den köstlichen Aufsatz „Ruysdael als Dich-
ter" widmete —, verwies auf den sogenannten Iu-
denfriedhof in der Galerie und bemerkte nicht, daß
gerade bei Ruysdael die neue Symbolik ihren be-
sten Ahnen und Zeugen finden konnte. War doch auch
in dem klassizistischen Lager der Weimarer Kunst-
freunde jene neue Naturanschauung erwacht, die in
allen Gebilden die Idee — „denn was innen, das
ist außen"—physiognomisch, morphologisch als Gott-
Natur geprägt, entwickelt und gestaltet deutete. Wie
sehr sich trotz aller Gegensätze Goethes Anschauung
mit der romantischen berührte, kann schon die
Tatsache lehren, daß gerade er die Arbeiten Runges

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