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DAS NEUE ALEXANDRIA.

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religion erhoben worden war, fand auch das Heidenthum hier feine Märtyrer, und neben dem
rührenden Bilde der heiligen Katharina räumen wir gern der jungfräulichen Geftalt der edlen
Philofophin Hypatia, die der Bifchof Cyrill von fanatifchen Mönchen erfchlagen liefs, einen
Platz ein.

Schon im dritten Jahrhundert nach Chriftus kann der Patriarch Theonas es wagen, eine
Marienkirche in Alexandria zu weihen; im vierten nach des Apoftatcn Julianus Tode, der den
vergeblichen Verfuch macht, den heidnifchen Göttern ihren verlorenen Platz zurückzugeben, hängt
ganz Aegypten dem Chriftenthum an. Aber die Friedenslehre des Heilands vermag nicht den

ftürmifchen und aufrührerifchen Sinn des alexandrinifchen Mifchvolks zu befchwichtigen und fein
heifses Blut zu kühlen. Die zügellofe Händelfucht der beweglichen Grofsftädter hatte jetzt einen
neuen Tummelplatz gefunden, und diefer lag auf dem Gebiete des Glaubens. Wie in früherer
Zeit um nichtiger weltlicher Streitigkeiten willen, fo griff jetzt der Alexandriner fchncll zum
Schwerte, wenn es dogmatifche Meinungsverfchiedenheiten auszutragen galt, und an iolchen
fehlte es nicht in der Stadt der Disputanten, Kritiker und Silbenftecher, die nun die Natur Jefu
Chrifti zu analyfiren begannen, wie üe früher philofophifchc Syfteme, grammatifche Formen und
hiftorifche Data ihrer fpitzfindigen Unterfuchung unterworfen hatten. Kläglich ift diefes Schaufpiel

Ebers, Aegypten. I.

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