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KAIRO.

Kanonen, mit denen auch ein fchwaches Weib die ftärkften Männer niederwerfen könne, und
welche eine fränkifche Erfindung wären, deren lieh ein Muslim nicht bedienen follte, um gegen
Männer zu kämpfen, die an Gott und den Propheten glaubten. — Der ägyptifche Sultan floh bis
Turra, während die Türken fich Kairos und feiner Citadclle bemächtigten. Mord und Plünderung
wurde ftraflos von den fiegestrunkenen Soldaten Selim's geübt, bis Tumän-Bei fich wiederum
durch einen kühnen Handftrcich der Stadt bemächtigte. Freilich vermochte er fie nur kurze Zeit
zu halten, mufste fie von Neuem dem Feinde überlaffen und fah fich gezwungen, zum zweiten
Male in einer Feldfchlacht zu verflachen, die Unabhängigkeit Aegyptens zu retten. Während eines
ganzen Tages kämpfte er bei Gize mit ruhmeswürdiger Todesverachtung; am nächften Tage wurde
er endlich von den fliehenden Seinen mit fortgeriffen, von Beduinen verrathen, als Gefangener vor
Selim geführt und von diefem nach flebenzehntägiger Gefangenfchaft am Thore ez-Zuwele, an einem
eifernen Haken, der heute noch gezeigt wird, aufgehängt.

Das fit das Ende der Mamluken-Herrfchaft und der Anfang des türkifehen Regiments in
Aegypten.

Dem letzten abbafidifchen Sehein-Chalifen Mutawakkil wurde das Leben gefchenkt, nachdem
er feierlich all' feine Würden und Rechte auf die Osmanenfürften übertragen hatte.. Er foll zwei
Söhne hinterlaffen haben; doch find diefe unbeachtet geftorben. Das Abbafidengclchlecht ift
langfam und ruhmlos dahingegangen, wie fauliges in Brand gerathenes Holz verfchwelend; die
Reihe der Mamluken-Sultane fand ein Ende wie die helle Flamme einer fchnell entzündeten
Fackel, die der Sturm verlölcht.
 
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