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THEBEN.

herzuftellen, und zwar mit Glück und Gefchick, aber eine wie willkommene Stütze diefe
Zeichnung der Einbildungskraft auch bietet, fo kann fie Derjenige doch leicht miffen, vor
deffen innerem Auge fich das Bild der grofsen Trümmer Der cl-Bachris in voller Lebendigkeit
erhalten hat. Eigenthümlich und wirkungsvoll erfcheinen diefe fchwer befchädigten Refte auch
heute noch, von welcher Seite her man fich ihnen immer nähern möge; den wundervollften
Anblick bieten fie freilich Demjenigen, welcher ihnen vom Nil aus entgegen geht, und dem
Andern, der von dem über das Gebirge in das Thal der Königsgräber führenden Saumpfade zu
ihnen, die tief unter ihm liegen, herabfehaut. Wohl ift da Vieles zerftört und verfallen, aber
es blieben die vier Terraffcn und der fanft geneigte, früher vielleicht' mit Stufen verfehene Weg
wohl erkennbar, der das Bauwerk in zwei gleiche Theile zerlegte. Die Prozeffion, die ihm folgte,
gelangte von Plateform zu Plateform und fand auf jeder von diefen zu ihrer Linken und Rechten
luftige Säulenhallen. Auf der Höhe der vierten Terraffe hatte der Priefter einen granitenen Bogen,
der in fülle Gemächer führte, und dann ein hinter dem erften gelegenes zweites Porphyrgewölbe
zu durchfehrciten, in deffen Rücken jenes alte Felfengemach fich öffnete, von dem wir fchon

MIT DEN GUTERN VON PUN-T BELADENES SCHIFF DER HATASU. (DARSTELLUNG AUS DER EL-BACHRI.)

fprachen. In diefem eigentlichen Sanctuarium des Memnoniums hat man die Wände mit wahren
Meifterwerken der Steinmetzkunft gefchmückt, und unter diefen verdient die Hathorkuh, aus deren
Eutern Hatafu felbft die Milch des Lebens trinkt, befondere Erwähnung. Dem Freunde der
Entwicklung der ägyptifchen Baukunft werden die Hallen auf den Plateformen und an ihrer
Seite befonders anziehend erfcheinen, denn er wird in ihnen denfelben Polygonalfäulen begegnen,
die wir in den Grüften von Beni-hasan kennen lernten, die die Hykfoszcit überdauerten, aus dem
Felfen- in den Freibau übertragen wurden, auch im älteften Theile des Tempels von Karnak
zur Anwendung kamen und endlich am Ende der 18. Königsreihe für immer anderen Kunftformen
weichen mufsten. Auch die Deckenträger, an deren Spitzen fich die erft in der Ptolemäerzeit
wieder aufgenommenen Hathormasken finden, find werth der Erwähnung. Wer der Entfaltung
der Kultur auf ägyptifchem Boden Theilnahme fehenkt, den laden wir ein, die zahlreichen Bildwerke
zu betrachten, mit denen Hatafu die Rückwände der Säulenhallen und vornehmlich derjenigen
fchmücken liefs, die fich auf der Höhe der dritten Terraffe befinden, denn diefe von Dümichen
zuerft voll gewürdigten und veröffentlichten Darftellungen erzählen den Nachgeborenen, dafs die
 
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