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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0060
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Reise nach Rom, 1804—1805.

die Höhe um 44 Uhr erstiegen. Sie heißt die Furka (Gabel). Tief
herunter ins Thal gings stundenlang. Hier sind die Quellen der Rhone
aus dem Gletscher, Rhodan genannt, auch ist eine kleine Quelle unter
der Maienwand, die ihm den Namen geben soll. Wir ließen die Rhone
links und stiegen die steile Maiwand herauf, dann au einem sehr ge-
fährlichen Abhänge fort bis über die Grimsel; oben auf dieser Höhe
ein kleiner dunkler See mit Schnee und Moos eingefaßt, wüste Glet-
scher als Einfassung, braunes Moos, rothe Steinmassen liegen umher,
die Köpfe der Berge in Wolken, in der Entfernung scheint die Sonne.
Keine Seele, kein Vogel bewegt sich hier — ein schauriger Aufenthalt!
Eine halbe Stunde in der Tiefe tobt die Aar, die erst eine Stunde
weit aus den Gletschern kommt. Ein ungeheures dunkles Thal! kein
grüner Halm ist auf ihnen zu sehen. Wasserfälle stürzen gleich oben
aus den Wolken vor, das Verderben, eine zerstörte Welt, nichts Schauri-
geres existirt in der großen Natur. Wir stiegen eine halbe Stunde
tief ins Thal; unten liegen noch zwei kleine schwarze Seen und an
diesen das Hospicium von einem Statthalter des Thals 9 Monate
bewohnt; dann ists auch für den Sommer der Aufenthalt der Ziegen-
hirten, ums Haus sind die Heerden gelagert. Die Größe der Berge
im Umfang und auch in der Höhe, diese dunkle Leere geben dem Thal
das Imposante, welches mir bei den andern gesehenen Thälern nicht
einfiel.-Hallers Gedicht sollte man hier eigentlich bei sich haben;
indeß freue ich mich darauf, seine Ideen mit den meinigen bald ver-
gleichen zu können."
„Den 11. des Morgens verließen wir dieses Exil und gingen neben
der tobenden -Aar bald auf dieser, bald aus jener Seite. Der Weg ist
höchst beschwerlich; doch ists eine Straße, die über den Simplon führt.
Der Himmel erbarme sich aber über die unglücklichen Saumthiere und
Esel. Unter der dritten Brücke ist ein schöner Wasserfall, so schön, wie
der der Teufelsbrücke, aber noch tiefer, unten bald an dem Dorfe stürzt
die Aar mit fürchterlichem, dumpfem, gleichförmigem Knallen an hun-
dert Fuß tief herunter; der Staub treibt hoch und weit, die Sonne
malte im Staube und auch in der Flut selbst die schönsten Regenbogen-
 
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