Gerlin.
1815-1816.
Kunst nnd Politik im Sommer 181Z.
Bon allen Freunden und Bekannten, besonders freundlich aber
vom Hofe und von den Kindern des Königs war Rauch empfangen
worden. Nach allen Seiten gingen die Erkundigungen aus dem aus-
wärtigen Ministerium nach dem geraubten Monumente. Endlich am
7. Januar kam die Nachricht, daß der englische Kaper „Elisa" den
Amerikaner genommen habe und das Monument ganz unbeschädigt in
Cherbourg angekommen und von da nach Jersey gebracht sei. Dem
Künstler fiel doch eine Last von der Brust; er eilte, die Nachricht so-
gleich nach Wien an den König zu senden. —
Durch das damalige geistige und gesellige Leben in Berlin wehte
die Frühlings- und Hoffnnngsluft von 1815. >— Alles war heiter und
froh. Alle hatten geopfert und verloren, und noch immer sind in den
Zeitungen Vaterlandsliebe und Wohlthätigkeit die stehenden Ueber-
schriftcn, unter denen die einlaufenden Gaben aufgezählt werden. Aber
man blickte auf das, was geblieben war, nnd auf die vielverheißende
nächste Zukunft. Auch die Wissenschaft hatte eine der edelsten Zierden
der Zeit zum Opfer bringen müssen; Fichte war gestorben. Aber man
konnte sich an Schleiermachers eindringlichen Predigten ausrichten;
Alexander von Humboldt, der den König im vorigen Jahre nach
England begleitet hatte, weilte noch in Berlin; Savigny glänzte;
Schinkel, der für sich und die Leidenden gemalt hatte, trug eine
Welt von Schöpfungen im Busen, die er nun bauen zu können gedachte.
1815-1816.
Kunst nnd Politik im Sommer 181Z.
Bon allen Freunden und Bekannten, besonders freundlich aber
vom Hofe und von den Kindern des Königs war Rauch empfangen
worden. Nach allen Seiten gingen die Erkundigungen aus dem aus-
wärtigen Ministerium nach dem geraubten Monumente. Endlich am
7. Januar kam die Nachricht, daß der englische Kaper „Elisa" den
Amerikaner genommen habe und das Monument ganz unbeschädigt in
Cherbourg angekommen und von da nach Jersey gebracht sei. Dem
Künstler fiel doch eine Last von der Brust; er eilte, die Nachricht so-
gleich nach Wien an den König zu senden. —
Durch das damalige geistige und gesellige Leben in Berlin wehte
die Frühlings- und Hoffnnngsluft von 1815. >— Alles war heiter und
froh. Alle hatten geopfert und verloren, und noch immer sind in den
Zeitungen Vaterlandsliebe und Wohlthätigkeit die stehenden Ueber-
schriftcn, unter denen die einlaufenden Gaben aufgezählt werden. Aber
man blickte auf das, was geblieben war, nnd auf die vielverheißende
nächste Zukunft. Auch die Wissenschaft hatte eine der edelsten Zierden
der Zeit zum Opfer bringen müssen; Fichte war gestorben. Aber man
konnte sich an Schleiermachers eindringlichen Predigten ausrichten;
Alexander von Humboldt, der den König im vorigen Jahre nach
England begleitet hatte, weilte noch in Berlin; Savigny glänzte;
Schinkel, der für sich und die Leidenden gemalt hatte, trug eine
Welt von Schöpfungen im Busen, die er nun bauen zu können gedachte.