Vauclttse, Nimes, Oktober 1804.
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die Farbe des Gesteins. Die Krone des Berges, wo sie quillt, hat die
Form eines Hufeisens. Die Sorgue, — so heißt der Strom, den die
Quelle bildet, — ist unter dem Ausfluß so groß, daß sie gleich Fahr-
zeuge trägt. Sie vereinigt sich nicht mit der Durance, sondern geht
durch Avignon, wo sie alle Fabrikräder treibt, auch die Dreherei der
Stückgießerei." —
„Den 22. nach Nimes. Bei Lafoux aufwärts ist der schöne Aquä-
dukt zu sehen, (pont äu 6urä genannt), aber wir sahen ihn nicht <—
sondern behalfen uns mit einem Kupferstich. Er ist noch fast ganz
erhalten und dient jetzt zugleich zu einer Brücke, die neben den unter-
sten Wölbungen unter Louis XIV. angebracht ist." —
„Den 23. sahen wir in Nimes erstlich das herrliche Theater, die-
sen ungeheuren Bau. Zum ersten Mal grüßte ich in Ehrfurcht ein
Werk des Genies und der Hände römischer Größe; immer wars mein
kindischer Wunsch das Koliseum zu sehen — hier seh ich die Tochter!
Schüchtern wie es einem Kinde des Garnichts, der Erbärmlichkeit ziemt,
stehe ich damit offnem Maule und nicke dem Nächsten: Ja, ja, das ist
wahr, das ist ein Gebäude! Das ist sehr schön!! Der Graf hatte
die gute Idee man könnte mit recht vielem Gewinn ein ganzes Leben
dafür hingeben, nur einmal vier Wochen Römer zu sein; ich glaube mit
gutem Gewissen ohne Reue zu befürchten."
„Das Theater ist nicht von Mauersteinen, sondern von Blöcken
Steinen ausgeführt, die 10, 12, 18 Fuß Länge und nach Verhältniß
Breite haben. Die äußeren Mauern, Bogen und Arkaden stehen noch
ganz; nur die inneren Stufen bis auf wenige sind durch die elenden
Hütten, die jetzt den ganzen Raum der Scene eingenommen und nach
und nach auch das Amphitheater verdrängt haben, gänzlich demolirt.
In der Zeit des Sarazenenkrieges war es Festung, und man sieht deut-
lich, daß es durchs Feuer am meisten gelitten hat. Ein sehr verwisch-
tes Basrelief, Kämpfer vorstellend, sieht man noch, auch das bekannte
Bild Remus und Nomulus als Knaben unterm sie tränkenden Wolf." —
„Dann gingen wir nach dem sogenannten Maison Quarro, eine
sehr üble Benennung eines außerordentlich schönen Tempels. Ganz
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die Farbe des Gesteins. Die Krone des Berges, wo sie quillt, hat die
Form eines Hufeisens. Die Sorgue, — so heißt der Strom, den die
Quelle bildet, — ist unter dem Ausfluß so groß, daß sie gleich Fahr-
zeuge trägt. Sie vereinigt sich nicht mit der Durance, sondern geht
durch Avignon, wo sie alle Fabrikräder treibt, auch die Dreherei der
Stückgießerei." —
„Den 22. nach Nimes. Bei Lafoux aufwärts ist der schöne Aquä-
dukt zu sehen, (pont äu 6urä genannt), aber wir sahen ihn nicht <—
sondern behalfen uns mit einem Kupferstich. Er ist noch fast ganz
erhalten und dient jetzt zugleich zu einer Brücke, die neben den unter-
sten Wölbungen unter Louis XIV. angebracht ist." —
„Den 23. sahen wir in Nimes erstlich das herrliche Theater, die-
sen ungeheuren Bau. Zum ersten Mal grüßte ich in Ehrfurcht ein
Werk des Genies und der Hände römischer Größe; immer wars mein
kindischer Wunsch das Koliseum zu sehen — hier seh ich die Tochter!
Schüchtern wie es einem Kinde des Garnichts, der Erbärmlichkeit ziemt,
stehe ich damit offnem Maule und nicke dem Nächsten: Ja, ja, das ist
wahr, das ist ein Gebäude! Das ist sehr schön!! Der Graf hatte
die gute Idee man könnte mit recht vielem Gewinn ein ganzes Leben
dafür hingeben, nur einmal vier Wochen Römer zu sein; ich glaube mit
gutem Gewissen ohne Reue zu befürchten."
„Das Theater ist nicht von Mauersteinen, sondern von Blöcken
Steinen ausgeführt, die 10, 12, 18 Fuß Länge und nach Verhältniß
Breite haben. Die äußeren Mauern, Bogen und Arkaden stehen noch
ganz; nur die inneren Stufen bis auf wenige sind durch die elenden
Hütten, die jetzt den ganzen Raum der Scene eingenommen und nach
und nach auch das Amphitheater verdrängt haben, gänzlich demolirt.
In der Zeit des Sarazenenkrieges war es Festung, und man sieht deut-
lich, daß es durchs Feuer am meisten gelitten hat. Ein sehr verwisch-
tes Basrelief, Kämpfer vorstellend, sieht man noch, auch das bekannte
Bild Remus und Nomulus als Knaben unterm sie tränkenden Wolf." —
„Dann gingen wir nach dem sogenannten Maison Quarro, eine
sehr üble Benennung eines außerordentlich schönen Tempels. Ganz