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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0092
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Rom, 1805-181.1.

man sich bald auf beiden Seiten." — Rauchs ganzes Sinnen und
Trachten dagegen war nach Rom gerichtet gewesen. Kaum ausreichende
Mittel sind ihm genügend, die Nömerfahrt anzutreten; er hatte nach
allen Seiten hin versucht, sich vorzubereiten, damit ihm die große
Künstlerheimath keine unüberwindliche Aufgabe sei. Thorvaldsen geht
lange wie ein Träumender umher und schaut sich tiefer und tiefer hin-
ein in die ungeahnt gefundene Heimath; Rauch verliert keine Zeit, sich
mit seinem immer im Gleichgewicht stehenden Wesen, arbeitend, auf-
nehmend, genießend, produzirend einzurichten. Die jetzt vielbesuchte
Werkstatt von Emil Wolf war dazumal die seinige.
Es waren entwicklungsvolle und ereignißreiche Jahre für die Kunst,
gerade diese, zu denen Rauch nach Rom gekommen war. Die Wieder-
geburt der Künste im deutschen Geiste, 20 Jahre vor der Geburt Rauchs
begonnen, war mitten im Werke, und bei den bildenden Künsten an-
gelangt. Die Dichtkunst hatte diesen durch Lessing eingeleiteten Proceß
auf deutschem Boden bereits vollzogen; Schillers Tage waren schon
gezählt; für die bildenden Künste war der Schauplatz von Anbeginn
Rom, aber die Kräfte waren deutsche oder nordische. Dort in Rom
hatte, als Lessing in Deutschland in der Dichtkunst den Anstoß gab,
Winckelmann, dieser erleuchtete und erleuchtende Führer durch die von
ihm zuerst geordnete Kunstwelt des griechischen Alterthnms, den Grund
gelegt und hingewiesen auf die Nachfolge deutschen Geistes im griechi-
schen. Gottfried Schadow, der von 1785—87 in Rom zubrachte,
wunderte sich noch, daß in diesen durch Kunstliebe zusammengebrachten
und durch Kunsteinsicht geordneten Museen des Vatikan und des Ca-
pitols, ungeachtet der vielen Künstler in Rom, er oft der einzige war,
der sie ansahe. — Die Wissenschaft ist es mehr gewohnt, der Praxis
auf dem Fuße nachzufolgen, als die Ausübung es umgekehrt zu thun
vermag, wenn ihr einmal die Wissenschaft vorangeeilt ist. Schob sich
doch auch mit revolutionärem Eifer der glühende David zwischen den
Hinweis auf die reiue Griechenform durch Winckelmann und die Nach-
folge der ausübenden Kunst. Auch jener wollte das Ulterthum, auch
er warf sich mit kochender Begeisterung in die Trümmer des alten
 
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