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I» Berlin, 1811.
hielten. Sie waren nicht endgültig gedacht, sie sollten an Ort und
Stelle nur den Beweis führen, daß etwas dahin gehöre, gegen den
Wunsch des Königs, der von Allegorien nnd Symbolen und dergl.
nichts wissen wollte. Zwar überzeugte er sich jetzt, daß diese Figuren
der Anordnung des Ganzen wohlthaten, aber ihm wollten diese griechi-
schen Gestalten nicht in den Sinn; er fürchtete, dadurch das ganze
Denkmal dem Volke zu entrücken. Er fand es der Verstorbenen, sich
und dem Volke, so wie der ganzen schweren Zeit, die sie mit einander
verlebt hatten, gemäßer, wenn hier ans den: neuen Testamente, anstatt
ans der antiken Mythologie geschöpft würde. Er ließ daher seine
Schwestern, den Prinzen Wilhelm nebst Gemahlin, auch den Prinzen
Nadziwill den andern Morgen in sein Palais bitten, nm sich mit die-
sen knnstgewiegten Herrschaften über seine Wünsche zu verständigen.
So sehr mißtraute er sich als Laien.
Rauch beschloß nun die Skizzen zu den christlich-religiösen Reliefs
zu machen. Er durfte übrigens dem Könige sagen, daß Thorvaldsen
sich mündlich gegen ihn erboten habe, aus besonderer Achtung für den
König und die hochselige Königin und weil er zu dem Monumente
ausgefordert sei, ein Stück Basrelief dazu zu componiren und auszu-
führen. So unerwartet dies dem Könige kam, so erwiederte er, Thor-
valdsen sei ein so großer Künstler, daß seine Arbeit und sein Name
den Werth des Monuments nur erhöhen werde, es solle ihm daher viel
Vergnügen machen u. s. w. Rauch meldete dies am 12. Mai 1811
seinem großen Freunde in Nmn;*) es ist aber dabei beruhen geblieben,
und sind überhaupt keiue Reliefs an das Denkmal gekommen, wie
später erzählt werden wird.
Es wurde nun nach Charlottenburg übersiedelt, um das Monu-
ment im Großen anzulegen. In dem geränmigen Schlosse erhielt der
Bildhauer seine Werkstätten. Von ihnen aus sah er in den weiten
Garten hinein, der sich durch seine prachtvollen Bäume auszeichnet.
Dort lustwandelte er mit seinem Töchterchen, welches ihm das Schicksal
Der betreffende Brief steht bei Thiclc°„Lcbeu Thervaldscn's", Bd. I. S. 203.
I» Berlin, 1811.
hielten. Sie waren nicht endgültig gedacht, sie sollten an Ort und
Stelle nur den Beweis führen, daß etwas dahin gehöre, gegen den
Wunsch des Königs, der von Allegorien nnd Symbolen und dergl.
nichts wissen wollte. Zwar überzeugte er sich jetzt, daß diese Figuren
der Anordnung des Ganzen wohlthaten, aber ihm wollten diese griechi-
schen Gestalten nicht in den Sinn; er fürchtete, dadurch das ganze
Denkmal dem Volke zu entrücken. Er fand es der Verstorbenen, sich
und dem Volke, so wie der ganzen schweren Zeit, die sie mit einander
verlebt hatten, gemäßer, wenn hier ans den: neuen Testamente, anstatt
ans der antiken Mythologie geschöpft würde. Er ließ daher seine
Schwestern, den Prinzen Wilhelm nebst Gemahlin, auch den Prinzen
Nadziwill den andern Morgen in sein Palais bitten, nm sich mit die-
sen knnstgewiegten Herrschaften über seine Wünsche zu verständigen.
So sehr mißtraute er sich als Laien.
Rauch beschloß nun die Skizzen zu den christlich-religiösen Reliefs
zu machen. Er durfte übrigens dem Könige sagen, daß Thorvaldsen
sich mündlich gegen ihn erboten habe, aus besonderer Achtung für den
König und die hochselige Königin und weil er zu dem Monumente
ausgefordert sei, ein Stück Basrelief dazu zu componiren und auszu-
führen. So unerwartet dies dem Könige kam, so erwiederte er, Thor-
valdsen sei ein so großer Künstler, daß seine Arbeit und sein Name
den Werth des Monuments nur erhöhen werde, es solle ihm daher viel
Vergnügen machen u. s. w. Rauch meldete dies am 12. Mai 1811
seinem großen Freunde in Nmn;*) es ist aber dabei beruhen geblieben,
und sind überhaupt keiue Reliefs an das Denkmal gekommen, wie
später erzählt werden wird.
Es wurde nun nach Charlottenburg übersiedelt, um das Monu-
ment im Großen anzulegen. In dem geränmigen Schlosse erhielt der
Bildhauer seine Werkstätten. Von ihnen aus sah er in den weiten
Garten hinein, der sich durch seine prachtvollen Bäume auszeichnet.
Dort lustwandelte er mit seinem Töchterchen, welches ihm das Schicksal
Der betreffende Brief steht bei Thiclc°„Lcbeu Thervaldscn's", Bd. I. S. 203.