Königliche Gnaöenbezengnngen.
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dm Händen, nnd dann wurde er auch lebhaft für alle jene größer»
Kunstabsichten, welche die Zukunft in ihrem Schooße zu bergen schien,
interessirt. Und zwar so sehr, daß es Zeiten gab, in denen er wünschte,
Carrara schon absolvirt und Tieck mit nach Berlin zurückgenommen zu
haben. Dabei taucht auch der Gedanke an eine ständige massive
Werkstatt auf, „wenn auch die Wasser von Carrara nicht unter ihren
Fenstern rauschen." — Wir müssen diese Bewegung aus dem großen
Gebiete der Kunstangelegenheiten ein wenig näher betrachten.
Erste Anregungen nun M,seutns-A«u.
Wie so Manches war auch der große Kunstraub, den Napoleon I.
vollführen ließ, ein neu in Scene gesetztes Stück Römerthum. Der
Vatikan und das Kapitol, die kunstberühmten Villen Albani nnd
Borghese hatten ihre besten Statuen hergeben müssen; denn Denon,
der Generalinspekror der Pariser Neusten, raubte nicht, wie sein Vor-
gänger Verres nach der Zahl, sondern nach dem Werthe. Gleichwohl
wuchsen die Pariser Museen um das Doppelte; fünfunddreißig Statuen
standen in der Antiken-Galerie unter der bescheidenen Rubrik: „Früchte
der Eroberung von Deutschland."
Es giebt wohl keine unbefangenere Frechheit, als wenn man
damals in Pariser Zeitungen einen Protest gegen die Zurücknahme
dieses Raubes lesen konnte, „weil cs gegen das Völkerrecht streite,
Werke der Kunst und Wissenschaft wegzunehmen. Wellington büßte
einen Theil seiner Popularität dabei ein, daß er das Museum aus-
räumen ließ. Man nannte es vilain ton. Denon legte sein Amt
nieder; er konnte den Anblick der kahlen Wände und der leeren Pie-
destale nicht mehr ertragen. Der Regierungsrath Butte hatte in seiner
im Sommer 1815 erschienenen Schrift: „Unerläßliche Bedingungen
des Friedens mit Frankreich", den Passus: „Alle von den Franzosen
geraubten Schätze der Wissenschaft und Kunst werden unter Ersatz-
leistung für nicht unverschuldete Beschädigungen zurückgegeben," und die
Unverletzlichkeit aller derartigen, den einzelnen europäischen Staaten ge-
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dm Händen, nnd dann wurde er auch lebhaft für alle jene größer»
Kunstabsichten, welche die Zukunft in ihrem Schooße zu bergen schien,
interessirt. Und zwar so sehr, daß es Zeiten gab, in denen er wünschte,
Carrara schon absolvirt und Tieck mit nach Berlin zurückgenommen zu
haben. Dabei taucht auch der Gedanke an eine ständige massive
Werkstatt auf, „wenn auch die Wasser von Carrara nicht unter ihren
Fenstern rauschen." — Wir müssen diese Bewegung aus dem großen
Gebiete der Kunstangelegenheiten ein wenig näher betrachten.
Erste Anregungen nun M,seutns-A«u.
Wie so Manches war auch der große Kunstraub, den Napoleon I.
vollführen ließ, ein neu in Scene gesetztes Stück Römerthum. Der
Vatikan und das Kapitol, die kunstberühmten Villen Albani nnd
Borghese hatten ihre besten Statuen hergeben müssen; denn Denon,
der Generalinspekror der Pariser Neusten, raubte nicht, wie sein Vor-
gänger Verres nach der Zahl, sondern nach dem Werthe. Gleichwohl
wuchsen die Pariser Museen um das Doppelte; fünfunddreißig Statuen
standen in der Antiken-Galerie unter der bescheidenen Rubrik: „Früchte
der Eroberung von Deutschland."
Es giebt wohl keine unbefangenere Frechheit, als wenn man
damals in Pariser Zeitungen einen Protest gegen die Zurücknahme
dieses Raubes lesen konnte, „weil cs gegen das Völkerrecht streite,
Werke der Kunst und Wissenschaft wegzunehmen. Wellington büßte
einen Theil seiner Popularität dabei ein, daß er das Museum aus-
räumen ließ. Man nannte es vilain ton. Denon legte sein Amt
nieder; er konnte den Anblick der kahlen Wände und der leeren Pie-
destale nicht mehr ertragen. Der Regierungsrath Butte hatte in seiner
im Sommer 1815 erschienenen Schrift: „Unerläßliche Bedingungen
des Friedens mit Frankreich", den Passus: „Alle von den Franzosen
geraubten Schätze der Wissenschaft und Kunst werden unter Ersatz-
leistung für nicht unverschuldete Beschädigungen zurückgegeben," und die
Unverletzlichkeit aller derartigen, den einzelnen europäischen Staaten ge-