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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0040
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Zeit-, Kultur- uud Kunstgeschichtliches, 1830—1840.

durch allen Ruß und Schmutz jenes „Eisen-Walzwerkes" hindurch
den Blick öffnet auf die Wirksamkeit einer Kulturmacht, die mit auf
die Schauseite unseres Jahrhunderts geprägt ist.
Man soll die Begriffe Idealismus, Realismus, Naturalismus
nur nicht als Schubfächer betrachten, in welche man die einzelnen
Künstler und ihre Werke fortirt, dann wird man sich derselben immer-
hin als ästhetischen Maßstabes für die Abschätzung der Kunstwerke
und ihrer Schöpfer bedienen dürfen. —
Treten wir wieder zu David d'Angers. — Mit den oben
ausgesprochenen Kunstansichten aus Rom zurückgekehrt, geht der drei-
undzwanzigjährige Jüngling an sein erstes monumentales Werk und
— schlügt seinem künstlerischen Glaubensbekenntnisse vielfach ins Ge-
sicht, ohne sich selbst dessen bewußt zu werden. — Ihm ward nach
dem Tode seines früheren Lehrers Roland die Ausführung der für
die Coneordiabrücke bestimmten Statue des großen Conde übertragen.
Schon 1782 hatte Roland noch in sehr jugendlicher Kraft eine
Statue Conde's ini Auftrage des Königs gemacht, jetzt hatte er einen
neuen Entwurf hinterlassen: Conde deckt mit seinem Schwert eine
Lilie, welche am Fuße eiues Cyppus sprießt, aus dem die Königskrone
ruht. Dies erschien David zu reflektirt, zu allegorisch. Er glaubte
die unruhige, ehrgeizige, kampfbegierige Natur des jugendlichen Helden
in einer zugleich chevaleresken und heroischen Aktion festhalten zu
müssen und griff auf eine frühere Auffassung Rvland's zurück. In
deren Aneignung lieferte er die Marmorübersetzung einer militärischen
Anekdote, welche dem, der sie nicht kennt, unverständlich bleiben muß.
Denn was bedeutet ein Jüngling im französischen Militärkostüm des
siebzehnten Jahrhunderts, der rückwärts gelehnt mit wüthendem Blick
über die rechte Schulter sieht, während er mit seiner Rechten vor der
Brust vorüber den Kommandostab hinter der linken Schulter^ hält?
— Er holt anscheinend zum Schlage, vielleicht auch zum Wurfe aus.
Daß er aber sein Feldmarschallzcichen in die Befestigungswerke Frei-
bnrg's hineinwirft, nm es demnächst wiederzuerobern, das kann man
ans französischen Historikern erfragen. — Gleichwohl war nnd ist
die französische Knnstkritit der Meinnng, daß David's einzige Znthat
 
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