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Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1830—1840.
bildung genug, so kann er nickt bloß in die Schranken treten: ich
behaupte, er darf zu den Vordem gehören." Trotzdem wird er dem
Künstler nicht ungerecht. Die Modellskizze zum Gutenberg-Deukmal
in Straßburg, ohne Frage das reifste Werk David's, einem Deutschen
setzt auf deutschem Boden gewidmet, erklärt Rietschel für „schön, wenn
auch nicht gemacht, aber gedacht. Man kann sich ein Bild dieses
Mannes vorstellen — denkend, geistig und charakteristisch, anders als
Thorvaldsen's Gutenberg, dem jede Individualität abgeht." Der
gauze Maun aber, sein „liebenswürdiges, republikanisch offenes Na-
turell, seiue Bescheidenheit, wahre Kunstbegeisterung und seine Aner-
kennung deutscher Verdienste" war ihm eine fesselnde und in seiner
leidenschaftlichen Energie sympathische Erscheinung. So auch umge-
kehrt. Du üomnio äs 606ur nenut David den jungen Kunstgenossen,
dessen Kunst er seinerseits freilich weniger anerkannte. Er schätzte ihn
als Zeichner. Der Bildner Rietschel ließ ihn völlig kalt.
Größere Gerechtigkeit ließ er Rauch widerfahren. Schon in den
römischen Studienjahren hatte er an ihm, wenn auch nur flüchtiges
Interesse gewonnen. Etwa zwanzig Jahre später, im Sommer 1829,
trat David in faktische Konkurrenz mit Rauch. David verfolgte mit
unablässiger Konsequenz die einmal gefaßte Idee, alle ihm irgend er-
reichbaren bedeutenden Zeitgenossen in Büsten oder wenigstens in
Profilbildcrn zu verewigen. Der zufällig einmal anftauchende Ge-
danke: Goethe beginnt zu altern — reicht hin, um ihn schon am zweit-
folgenden Tage von Paris aufbrechen zu lassen, direkt nach Weimar,
zu keiuem andern Zweck, als jene schon erwähnte Büste Goethe's zu
arbeiten. Dem vollendeten Werke stand die Rauch'sche Büste Goethe's
znm Vergleiche gegenüber. David selbst war nicht zweifelhaft darüber,
daß er den Sieg davon getragen hatte, sowohl in Betreff der Aehn-
lichkeit, wie der idealen Auffassung.
Damals kehrte er ohne Aufenthalt nach Paris zurück. Aber
bald darauf, im Jahre 1833, knüpfte er neue Beziehungen mit Rauch
au, indem er ihm Abbildungen seines Denkmals des Generals Foy
sandte. Rauch erklärt, was ihm besonders gefallen habe, sei, daß er
die Zeit des General Foy am Picdestal charakterisirte durch die In-
Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1830—1840.
bildung genug, so kann er nickt bloß in die Schranken treten: ich
behaupte, er darf zu den Vordem gehören." Trotzdem wird er dem
Künstler nicht ungerecht. Die Modellskizze zum Gutenberg-Deukmal
in Straßburg, ohne Frage das reifste Werk David's, einem Deutschen
setzt auf deutschem Boden gewidmet, erklärt Rietschel für „schön, wenn
auch nicht gemacht, aber gedacht. Man kann sich ein Bild dieses
Mannes vorstellen — denkend, geistig und charakteristisch, anders als
Thorvaldsen's Gutenberg, dem jede Individualität abgeht." Der
gauze Maun aber, sein „liebenswürdiges, republikanisch offenes Na-
turell, seiue Bescheidenheit, wahre Kunstbegeisterung und seine Aner-
kennung deutscher Verdienste" war ihm eine fesselnde und in seiner
leidenschaftlichen Energie sympathische Erscheinung. So auch umge-
kehrt. Du üomnio äs 606ur nenut David den jungen Kunstgenossen,
dessen Kunst er seinerseits freilich weniger anerkannte. Er schätzte ihn
als Zeichner. Der Bildner Rietschel ließ ihn völlig kalt.
Größere Gerechtigkeit ließ er Rauch widerfahren. Schon in den
römischen Studienjahren hatte er an ihm, wenn auch nur flüchtiges
Interesse gewonnen. Etwa zwanzig Jahre später, im Sommer 1829,
trat David in faktische Konkurrenz mit Rauch. David verfolgte mit
unablässiger Konsequenz die einmal gefaßte Idee, alle ihm irgend er-
reichbaren bedeutenden Zeitgenossen in Büsten oder wenigstens in
Profilbildcrn zu verewigen. Der zufällig einmal anftauchende Ge-
danke: Goethe beginnt zu altern — reicht hin, um ihn schon am zweit-
folgenden Tage von Paris aufbrechen zu lassen, direkt nach Weimar,
zu keiuem andern Zweck, als jene schon erwähnte Büste Goethe's zu
arbeiten. Dem vollendeten Werke stand die Rauch'sche Büste Goethe's
znm Vergleiche gegenüber. David selbst war nicht zweifelhaft darüber,
daß er den Sieg davon getragen hatte, sowohl in Betreff der Aehn-
lichkeit, wie der idealen Auffassung.
Damals kehrte er ohne Aufenthalt nach Paris zurück. Aber
bald darauf, im Jahre 1833, knüpfte er neue Beziehungen mit Rauch
au, indem er ihm Abbildungen seines Denkmals des Generals Foy
sandte. Rauch erklärt, was ihm besonders gefallen habe, sei, daß er
die Zeit des General Foy am Picdestal charakterisirte durch die In-